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Personal > Kampf gegen Personalknappheit

Die besten Arbeitgeber im Mittelstand

In Zeiten des Personalmangels können immer weniger Betriebe die Ansprüche ihrer Beschäftigten erfüllen. Wer Deutschlands beste Arbeitgeber sind, und was sie auszeichnet zeigt ein exklusives Ranking von Great Place to Work.

Wasserle gehört zu den 25 besten Arbeitgebern im Mittelstand - auch weil das Unternehmen seine Beschäftigten so gekonnt in Szene setzt wie auf diesem Foto.

Wenn man wie ich in Dortmund wohnt, kommt man um das Thema Kohle nicht herum. Der Wandel ist in dieser Stadt ziemlich weit vorangeschritten, aber die Werte sind geblieben. Füreinander einstehen, wie das unter Tage nötig war. Loyalität, Hilfe in der Not. Tugenden von gestern? Ein Dortmunder Unternehmen ist gerade zum besten Arbeitgeber des Jahres gekürt worden. Die Beratung Great Place To Work befragt seit über 20 Jahren Hunderttausende Mitarbeiter von Unternehmen, wie sie ihren Arbeitgeber einschätzen. 65 Kriterien gibt es, ein großer Aufwand. Nirgends waren die Beschäftigten so von ihrem Unternehmen überzeugt wie bei Adesso.

Hier können Sie die Liste der 25 besten Arbeitgeber anschauen

Und das hat auch mit Solidarität zu tun. Als vor kurzen Mitarbeiter in der Türkei bei dem großen Erdbeben ihr Hab und Gut verloren hatten, erhielten innerhalb kürzester Zeit vom Arbeitgeber Hilfe inklusive Unterkunft. Adesso hat eine eigene Stiftung für Notfälle – Teil des Programms „SOS(4)adessi“, ein Ausdruck von Solidarität. „Menschen müssen abgesichert sein. Auch wenn wir so groß geworden sind, dass wir nicht mehr jedes „Familienmitglied“ persönlich kennen, dann wollen wir zumindest familiäre Reflexe zeigen“, sagt Dirk Pothen, Vorstandsmitglied bei Adesso und dort verantwortlich fürs Personal.

Erfolg im Geschäft helfe auch: Neue Kunden bringen auch neue, reizvolle Aufträge mit sich bringen – das Salz in der Suppe für Tekies. „Unternehmen, die nur wenige spannende Projekte umsetzen, die haben keine Chance, dauerhaft die gleiche Mitarbeiterzufriedenheit zu bekommen – egal wie viel Mühe sie sich intern geben“, sagt Pothen. Der dritte Erfolgsfaktor ist die hohe Eigenverantwortung: Abgesehen von den Querschnittfunktionen arbeiten die sogenannten „Adessi“ nicht in Abteilungen, sondern in Projekten. Von Micromanagement und Vorgaben hält Pothen nichts: „Nenne mir eine Regel und ich sage dir, die Organisation wird sie umgehen. Und wenn man die Regel nachschärft, wird eine Spirale in Gang gesetzt, die nicht gut ist.“ 2022 hat Adesso mehr als zehn  neue Mitarbeitende eingestellt – pro Tag. Inzwischen arbeiten 9200 Menschen an 58 Standorten weltweit. Um die 50.000 Bewerbungen waren eingegangen.

Für Andreas Schubert, Geschäftsführer Great Place to Work Deutschland, ist die Logik hinter dem Fall Adesso die Regel, nicht die Ausnahme: Investitionen in das Personal lohnen sich. „Kultur macht den Unterschied. Und ihr wesentlicher Kernaspekt ist das erlebte Vertrauen in der Organisation“, sagt Schubert. Sein umfangreiches Zahlenwerk belegt: Gute Arbeitgeber haben drei Vorteile. Sie erreichen erstens eine viermal höhere Bewerberquote und verlieren zweitens ihre guten Leute nicht so oft: Die Fluktuation liegt um 53 Prozent niedriger bei diesen Unternehmen. Diesen Effekt kann man in Euro beziffern, schließlich dauert es laut Studien 1,3 Jahresgehälter, bis ein neuer Mitarbeiter dieselbe Wirksamkeit auf derselben Stelle hat. Drittens haben gute Arbeitgeber eine Krankenstandsquote, die deutlich unter dem Durchschnitt liegt.

Wie nötig viele Unternehmen ein Umdenken haben, zeigt der renommierte Gallup Engagement Index mit seinen gerade veröffentlichten Daten: Die emotionale Bindung deutscher Beschäftigter bricht ein. Nur 25 Prozent der deutschen Arbeitnehmenden sind mit ihrer direkten Führungskraft rundum zufrieden, fast ein Fünftel der deutschen Beschäftigten hat innerlich gekündigt. Fast die Hälfte der Deutschen möchte innerhalb der nächsten zwölf Monate den Arbeitgeber wechseln, ein historisch schlechter Wert. Wenn der wichtigste Gradmesser für Führungskultur und das Arbeitsumfeld solche Ergebnisse liefert, dann stimmt etwas nicht. „Es scheint, dass sich Führungskräfte im vergangenen Jahr stärker um das Managen von Krisen gekümmert haben als um ihre Beschäftigten“, sagt Marco Nink, Director of Research & Analytics von Gallup EMEA. Die Schere zwischen den beliebten und unbeliebten Arbeitgebern geht immer weiter auseinander.

Zwei Faktoren seien für die Mitarbeiterzufriedenheit weit weniger entscheidend, als viele denken. Punkt eins ist die Bekanntheit der Produkte: „Man muss definitiv keine Top-Marke sein, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.“ Und der zweite oft überschätzte Faktor ist das Geld: „Gehalt macht nicht den zentralen Unterschied“, sagt Schubert. Auch für Cornelia Reinecke ist nicht entscheidend, was am Monatsende überwiesen wird: „Ein angemessenes Gehalt ist die Basis, aber kein Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb um Mitarbeitende“, sagt die Personalleiterin der Sick AG. Der Sensortechnik-Hersteller aus Waldkirch wurde zweiter im Ranking der besten Arbeitgeber im Mittelstand. „Entscheidend ist einerseits, eine Story über den Purpose zu erzählen, die auf den Werten basiert genauso wie auf den Produkten und Leistungen des Unternehmens.“ Und zweitens sei für viele Mitarbeitende wichtig, an dessen Weiterentwicklung mitgestalten zu können.

Die Langfassung des Artikels und weitere zum Thema beste Arbeitgeber erscheinen am 6. April in unserer gedruckten Ausgabe:

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