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Personal > Umbau der Gewerkschaft

Die IG Metall sucht sich selbst

Nach dem großen Tarifabschluss ist vor dem internen Umbau: Die IG Metall hat das nächste Projekt vor sich. Gesucht wird unter anderem die Nachfolge von Gewerkschaftschef Jörg Hofmann. Ausgang offen, Machtkampf möglich.

Die IG Metall sucht einen Nachfolger für Jörg Hofmann.

Nach dem erfolgreichen Tarifabschluss hat die IG Metall das nächste große Thema vor der Brust. Neben einer neuen Führung soll in diesem Jahr auch die dazugehörige Struktur an der Spitze der größten Einzelgewerkschaft der freien Welt umgebaut werden. Das dürfte nicht ganz konfliktfrei verlaufen, so dass der Ausgang dieses Vorhabens durchaus noch offen ist. Fest steht, dass nach einem Nachfolger für den scheidenden Gewerkschaftschef Jörg Hofmann gesucht wird. Als einer der Erben wird der Stuttgarter Bezirkschef Roman Zitzelsberger gehandelt. Der 56-Jährige nimmt dabei viel Schwung aus dem Tarifabschluss mit, den er im vergangenen Herbst federführend für die Gewerkschaft ausgehandelt hat. Dabei konnte die IG Metall in vielen Bezirken eine Vielzahl neuer Mitglieder verbuchen. Solche Erfolge haben natürlich Gewicht.

Doch Zitzelsberger wird nach heutigem Stand nicht alleine den Ton in Frankfurt angeben. Vielmehr sollen Hofmanns bisherige Zweite Vorsitzende Christiane Benner (54) und der baden-württembergische Bezirksleiter gleichberechtigt an der Spitze eines neuen Führungsteams stehen. IG Metall-Chef Hofmann hatte diese Variante im Dezember intern ins Spiel gebracht. Damit wäre ein Machtkampf um die Spitze vermieden. Ein solches Gerangel hat man bei der Gewerkschaft in denkbar schlechter Erinnerung: Vor 20 Jahren kämpften Jürgen Peters und Berthold Huber um den Thron in Frankfurt, was die IG Metall länger lähmte.

Die neue Führung soll durch eine Satzungsänderung erreicht werden. „Erst danach wird über Personalien gesprochen“, erklärt Zitzelsberger, der weiter offiziell offen lässt, ob er den Hut in den Ring werfen will. Wobei er so ein Ansinnen nie dementiert hat. Der Umbau an der Spitze könnte allerdings zu internem Streit führen, denn gleichzeitig soll der geschäftsführende Vorstand von sieben auf fünf Mitglieder verkleinert werden. So ein Vorhaben ist bereits 2011 nicht gelungen, weil die Funktionäre möglichst viele Regionen und politische Lager im Vorstand platzieren wollten.

Als dritte starke Figur soll Vorstandsmitglied und Hauptkassierer Jürgen Kerner stärker ins Rampenlicht der IG Metall rücken. Er gilt neben Benner und Zitzelsberger als treibende Kraft hinter der geplanten Strukturänderung an der Spitze. Das Trio will vor allem die Sichtbarkeit der Gewerkschaft bei verschiedenen Themen verbessern. Damit soll deutlicher werden, dass die IG Metall mehr ist als nur roten Kappen und Streik.
Die Veränderungen sollen alle Strukturen der IG Metall erfassen. Denn auch die Bezirksleitungen müssten anders aufgestellt werden, so Zitzelsberger. „Heute landet alles am Ende bei mir. Das ist bei den vielen komplexen Fragen und Themen nicht gut.“ In den einzelnen Regionen soll zudem die Ansprache der Mitglieder neu aufgesetzt werden. Damit hat die IG Metall in Schwäbisch Hall gute Erfahrungen gemacht. Dort wurden alle Beschäftigten in den Betrieben um ihre Erwartungen und Probleme befragt. „Das hat uns viele neue Erkenntnisse eingebracht“, räumt der Stuttgarter Bezirkschef ein. Zudem konnte man in Schwäbisch Hall auf diesem Weg 1000 neue Mitglieder gewinnen. Jetzt soll ein ähnliches Modell im Südbadischen Bezirk Freiburg-Lörrach starten.

Den weit reichenden Änderungswillen der Stuttgarter Kollegen betrachtet man andernorts mit distanzierter Skepsis. So will sich beispielsweise der Münchner Bezirkschef Johann Horn im Gegensatz zu Zitzelsberger nicht offiziell positionieren: „Wir diskutieren in einem demokratischen Prozess über mögliche Veränderungen im Vorstand“, gibt er zu verstehen. Dann würden die Delegierten auf dem Gewerkschaftstag im Herbst entscheiden.

Pikantes Detail:  Der Mitinitiator der angestrebten Reform, Jürgen Kerner, kommt aus den bayerischen Reihen. „Ich selbst habe eine Meinung dazu, werde sie aber nicht äußern“, erklärt Horn auf Nachfrage. Reformfreude klingt anders. Auch von neuen Strukturen auf Bezirksebene will der bayerische Gewerkschaftsboss nichts wissen. Man müsse sicher die Kommunikation und die Zusammenarbeit von Teams innerhalb der einzelnen Bereiche stärken, so Horn, der warnt: „Gelebte Strukturen habe auch ihre Vorteile, das sollte man immer berücksichtigen.

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