Digitalisierungsstrategien für den Mittelstand
Die Informationstechnologie erfasst immer mehr Bereich deutscher Unternehmen. Sich mit ihrem Nutzen aber auch mit den Konsequenzen zu beschäftigen, ist eine Managementaufgabe.
Sobald in Deutschland die Rede von „digital“ ist, so muss man sich beinahe fast täglich umzingelt vorkommen von „Buzzwords“, vermeintlich wichtigen Trends oder auch Angstszenarien globaler Bedrohungen durch kriminelle Handlungen oder Spionage. Die Politik verkündet ihre „Digitale Agenda“ und verspricht Ausbau und Förderung der IT-Infrastruktur. Wirtschaftsverbände proklamieren „Industrie 4.0“ und blicken gemeinsam mit Beratungshäusern und Marktanalysten in eine Zukunft disruptiver Geschäftsmodelle. Mitarbeiter und Angestellte verlangen unter dem Eindruck von Facebook, eBay & Co. sowie unter den Möglichkeiten der Ubiquität von IT neue Arbeitsbedingungen.
Vor allem der bodenständige deutsche Mittelstand muss bei der Vielzahl der verschiedenen Entwicklungen der D!conomy kühlen Kopf bewahren und zunächst einmal über das angestammte Kerngeschäft nachdenken. Und da eröffnet sich dank des Innovationspotenzials, den IT mit sich bringt, ein weites Feld, die eigenen Produkte, Fertigungstechniken, Dienstleistungsversprechen im Sinne der Kunden und ihrer Wünschen zu entwickeln.
Digitalisierungsstrategie: Beispiel NRW
Inmitten des bevölkerungsreichsten Bundeslandes in Deutschland, Nordrhein-Westfalen, hat sich eine, mit Mitteln der EU und des Landes geförderte Initiative der Begleitung mittelständischer Unternehmen bei der Umsetzung der digitalen Transformation verschrieben. „Engage.NRW“ versteht sich dabei als Bindeglied zwischen traditionellen Wirtschaftsunternehmen, etwa des Maschinenbaus oder der industriellen Fertigung und jungen, innovativen IT-Unternehmen.
„Wir bringen kreative IT-Ideen und IT-Umsetzungs-Know-how mit traditionellen Firmen im ganzen Land zusammen“, sagt Stefanie Waschk, Kopf der Wirtschaftsförderungsinitiative.
Zum Selbstverständnis und Organisationsauftrag der Initiative gehört auch, Unternehmen von den strategischen Erstüberlegungen bis hin zum Entwicklerauswahlprozess und der späteren Projektumsetzung mit beratenden Impulsen zu begleiten.
Wo die Politik in EU und Berlin noch an den Rahmenbedingungen arbeitet, kann vor Ort dank des Förderimpulses an Konkretem gearbeitet werden.
Effizienz im E-Commerce-Großhandel
Das inhabergeführte Unternehmen (A)ECHT, das aus der niedersächsischen Kreisstadt Stadthagen mit österreichischem Kristallglas der Marke Swarovski Elements handelt, ließ ein Tool entwickeln, um Produktdaten direkt aus den Systemen des Herstellers auszulesen. Das spart Zeit und reduziert die Übertragungsfehler.
Seit mehr als 40 Jahren setzt die Lucas-Nülle GmbH auf die Vermittlung von technischem Lern- und Lehrwissen. Dazu stellt sie Lehrgeräte und Trainingssysteme für die technische Berufsaus- und –Weiterbildung her, die sie auch vermarktet. Um den komplizierten Aufbau von Kühlsystemen zu visualisieren, gewann man einen Mülheimer Entwickler, mit dessen Hilfe interaktive Lernkurse entwickelt wurden.
IT-Sicherheit besser an die eigenen Mitarbeiter vermitteln
Interne Richtlinien, seien sie auch noch so wichtig, zählen nicht zu der Materie, über die sich Firmenmitarbeiter freuen. Meist zählen diese zum ungeliebten Pflichtprogramm mit Potenzial, vergessen zu werden, wenn es darauf ankommt. Das wusste auch die adidas Group aus dem bayerischen Herzogenaurach, als es um die Vermittlung von IT-Sicherheitsrichtlinien an die eigenen Angestellten ging. Sie beauftragte ein Düsseldorfer Unternehmen, um ein sog. „Serious Game“ für die Angestellten entwickeln zu lassen. Das Ergebnis: Eine kontextorientierte und interaktive Lösung, mit der sich sogar gerne auseinandergesetzt wird. Auf diese Weise gelang es, für ein wichtiges Thema zu sensibilisieren und damit die Kosten im IT-Support zu senken.
Informationen im Internet schneller präsentieren
Gerade kleine, mittelständische Unternehmen kommen oft nicht nach, Inhalte auf ihrer Website zu pflegen. Als Schuldige sind hier recht schnell das priorisierte Tagesgeschäft, die knappen Mitarbeiterressourcen bei wachsenden Inhalten, aber auch die komplizierte Technik benannt. Die Tiemeyer-Gruppe, ein traditionsreiches Unternehmen mit mehreren Autohäusern aus dem Ruhrgebiet, muss ständig seine Web-Inhalte auf dem neusten Stand halten. Neben der, einen längeren Zeitraum überdauernden Firmendarstellung, sind’s insbesondere die täglich wechselnden Fahrzeug- und Ersatzteilangebote und die Verkaufsaktionen, die die Pflege des Web-Contents zu einer wichtigen Unternehmensaufgabe macht. Daher passte die Beauftragung der planetlan GmbH aus Bochum, die ein ohne eigene Web-Redaktion beherrschbares Content Management System installiert haben, in die Strategie des Hauses.
Oft wird staatliches Handeln kritisiert. Doch mit Engage.NRW liefert ein kleiner Förderimpuls einen wertvollen Beitrag, den beide Seiten in wertvolle Ergebnisse ummünzen können. Sie mögen auch anderen mittelständischen Firmen ein Beispiel dafür geben, eigene Digitalisierungsstrategien anzugehen. Und der Staat bietet dazu ein marktergänzendes Angebot.