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E-Rechnungspflicht 2025: Deutsche Unternehmen hinken hinterher

Weniger als die Hälfte der Firmen ist bereit für elektronische Rechnungen. Digitalisierungslücke offenbart sich kurz vor gesetzlicher Frist.

Unternehmen müssen sich auf die verpflichtende Einführung von E-Rechnungen ab 2025 vorbereiten. (Foto: Shutterstock)

Der digitale Wandel schreitet voran, doch in deutschen Unternehmen herrscht beim Thema E-Rechnung noch Nachholbedarf. Eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom offenbart: Nur 45 Prozent der Unternehmen können derzeit E-Rechnungen empfangen – und das wenige Wochen vor der gesetzlichen Pflicht ab 1. Januar 2025. Diese Diskrepanz zwischen digitaler Notwendigkeit und tatsächlicher Umsetzung wirft Fragen auf und stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen.

Status quo: E-Rechnungsnutzung in deutschen Unternehmen

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während nahezu alle Unternehmen (96 Prozent) Rechnungen per E-Mail empfangen und 93 Prozent noch klassische Briefpost akzeptieren, hinkt die Nutzung von E-Rechnungen im engeren Sinne hinterher. Lediglich 45 Prozent der befragten Unternehmen können derzeit Rechnungen in einem Format empfangen, das spezielle Vorgaben hinsichtlich Datenstruktur und maschineller Lesbarkeit erfüllt.

Interessanterweise zeigt sich bei der Rechnungserstellung ein etwas positiveres Bild: 55 Prozent der Unternehmen nutzen bereits E-Rechnungen für ausgehende Rechnungen, wobei 30 Prozent dies häufig tun und 25 Prozent nur in Einzelfällen. Diese Diskrepanz zwischen Versand und Empfang deutet auf eine gewisse Asymmetrie in der digitalen Transformation hin, die möglicherweise auf unterschiedliche Anforderungen oder Ressourcen zurückzuführen ist.

Formate und Kanäle im digitalen Rechnungsverkehr

Die Vielfalt der genutzten Formate und Kanäle im Rechnungsverkehr spiegelt die Komplexität der Digitalisierung wider. Bei den spezifischen Formaten für den Empfang von E-Rechnungen dominieren EDI-Formate mit 71 Prozent klar das Feld. Das Format ZUGFeRD bzw. Factur-X, welches ein menschenlesbares Ansichts-PDF mit maschinell verarbeitbaren Daten kombiniert, wird von etwa einem Viertel der Unternehmen (27 Prozent) genutzt. Überraschend gering fällt mit nur 5 Prozent die Nutzung des rein strukturierten, XML-basierten Formats XRechnung aus.

Diese Verteilung zeigt, dass viele Unternehmen noch auf Hybridlösungen setzen, die sowohl menschliche Lesbarkeit als auch maschinelle Verarbeitung ermöglichen. Die geringe Verbreitung von XRechnung könnte auf Implementierungshürden oder mangelnde Kenntnis dieses neueren Standards hindeuten.

Digitalisierungsgrad in Buchhaltung, Finanzen und Controlling

Ein Blick auf den allgemeinen Digitalisierungsgrad in den relevanten Unternehmensbereichen offenbart ein gemischtes Bild: 58 Prozent der Unternehmen geben an, ihre Geschäftsprozesse in Buchhaltung, Finanzen und Controlling weitestgehend oder vollständig digitalisiert zu haben. Diese Zahl steht in einem gewissen Widerspruch zur geringeren Verbreitung von E-Rechnungen und deutet darauf hin, dass viele Unternehmen zwar intern digitalisiert sind, aber an der Schnittstelle zu externen Partnern noch auf traditionelle Methoden setzen.

Die Diskrepanz zwischen interner Digitalisierung und der Nutzung von E-Rechnungen könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein: technische Herausforderungen bei der Integration verschiedener Systeme, Bedenken hinsichtlich Datensicherheit oder schlicht die Trägheit etablierter Prozesse.

Herausforderungen und Chancen der E-Rechnung

Die bevorstehende Pflicht zum Empfang von E-Rechnungen stellt viele Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Daniil Heinze, Referent für Digitale Geschäftsprozesse beim Bitkom, betont: "Die Einführung ist mit einem gewissen Aufwand verbunden, zumal die Implementierung in verschiedene Geschäftsprozesse hineinreicht." Dieser Aufwand könnte insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen eine Hürde darstellen.

Gleichzeitig bietet die E-Rechnung aber auch Chancen: Einmal implementiert, kann sie helfen, Prozesse effizienter zu gestalten und Kosten zu sparen. Die Automatisierung von Rechnungsprozessen verspricht nicht nur Zeitersparnis, sondern auch eine Reduzierung von Fehlerquoten und eine verbesserte Transparenz im Rechnungswesen.

Unternehmen stehen nun vor der Aufgabe, diese Chancen zu nutzen und gleichzeitig die Herausforderungen zu meistern. Dies erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch ein Umdenken in etablierten Geschäftsprozessen und möglicherweise Schulungen für Mitarbeiter.

Checkliste für die E-Rechnungspflicht ab 2025

Ab dem 1. Januar 2025 sind E-Rechnungen für Unternehmen in Deutschland verpflichtend. Die wichtigsten Punkte sind:

1. Informationsstand und Empfangsbereitschaft

  • Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie ausreichend informiert sind und E-Rechnungen empfangen können.
  • Ein spezielles E-Mail-Postfach für den Empfang von E-Rechnungen sollte eingerichtet sein.

2. Technische Voraussetzungen

  • IT-Infrastruktur muss für die Verarbeitung und Visualisierung von E-Rechnungen geeignet sein (z.B. Quba-Viewer).
  • Überprüfung der vorhandenen Systeme ist erforderlich.

3. Rechnungsformate

  • Vertrautheit mit den Formaten XRechnung und ZUGFeRD (ab Version 2.0.1) ist wichtig.

4. Archivierung

  • E-Rechnungen müssen GoBD-konform und mindestens 10 Jahre archiviert werden.

5. Mitarbeiterschulungen

  • Schulungen zur Handhabung von E-Rechnungen für Mitarbeiter einplanen.

6. Kommunikation mit Geschäftspartnern

  • Geschäftspartner über die Umstellung informieren und technische Anforderungen abstimmen.

7. Rechtliche Anforderungen

  • Einhaltung der EU-Richtlinie 2014/55/EU sowie nationaler Vorschriften.
  • Archivierungspflichten gemäß AO, HGB und GoBD beachten.

8. Zeitplan für die Einführung

  • Ab 2027: Pflicht für Unternehmen mit einem Vorjahresumsatz über 800.000 Euro.
  • Ab 2028: Pflicht für alle Unternehmen, auch Kleinunternehmer.

Empfehlung

Frühzeitige Vorbereitung und Abstimmung mit IT-Dienstleistern helfen, technische Engpässe zu vermeiden und eine reibungslose Umstellung zu gewährleisten.

Fazit E-Rechnungen

Die aktuelle Situation zeigt deutlich: Deutsche Unternehmen stehen vor einem digitalen Kraftakt. Die geringe Verbreitung von E-Rechnungen kurz vor der gesetzlichen Pflicht offenbart eine Digitalisierungslücke, die es zügig zu schließen gilt. Dabei geht es nicht nur um die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben, sondern um die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Unternehmen müssen jetzt handeln, um nicht nur compliant zu sein, sondern auch die Vorteile der Digitalisierung voll auszuschöpfen. Dabei wird es wichtig sein, nicht nur technische Lösungen zu implementieren, sondern auch Mitarbeiter mitzunehmen und Prozesse ganzheitlich zu überdenken.

Letztlich könnte die E-Rechnungspflicht als Katalysator für eine breitere digitale Transformation dienen. Unternehmen, die diese Herausforderung annehmen, haben die Chance, nicht nur im Rechnungswesen, sondern in ihrer gesamten Geschäftstätigkeit effizienter und wettbewerbsfähiger zu werden. Der Countdown läuft – und mit ihm die Gelegenheit, die digitale Zukunft aktiv zu gestalten.

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