Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Management > Einfluss auf Managemententscheidungen

Gruppendruck und Meinungsbildung: Wie Führungskräfte und Individuen beeinflusst werden

Herdenverhalten und Urteilsbildung: Wie Gruppenverhalten und soziale Einflüsse unsere Entscheidungen beeinflussen: Hier sind einige Tipps, wie Sie unabhängige Entscheidungen treffen.

Ist das wirklich meine Meinung? (Foto: Shutterstock)

Ein wichtiger Teil der Betriebswirtschaftslehre beschäftigt sich mit dem Entscheidungsverhalten von Menschen und besonders von Führungskräften. Welchen Einflüssen unterliegen Führungskräfte, wenn sie für ihr Unternehmen oder auch ihre persönliche Karriere entscheiden?

Verzerrt werden können solche Entscheidungen wesentlich durch die Gruppe und die Meinungen eben dieser Gruppe. Vielfältige Studien belegen dieses Herdenverhalten von Führungskräften. Etwa, wenn es um den Markteintritt in anderen ­Nationen geht oder um Investitionen in bestimmte Informationstechnologien.

Wir sind uns unsicher, uns fehlen Informationen, also schauen wir, was andere machen und lassen uns inspirieren. Wenn andere diese Wege gehen, dann kann es nicht ganz so falsch sein, genauso zu handeln.

 Die Macht der sozialen Konformität

Ein ähnliches Phänomen sehen wir generell bei der Meinungsbildung. Wenn andere, einzelne Personen oder ganze Gruppen, etwas sagen, selbst wenn wir sicher sind, dass dies nicht unbedingt richtig ist, haben wir eine gewisse Tendenz, diesen Meinungen zu folgen.

Dieses Phänomen wurde durch den Psychologen Solomon Asch bereits Anfang der 1950er-Jahre beschrieben und seitdem in verschiedenen Studien bestätigt. Konkret geht es darum:

Probanden nehmen an einem Experiment teil. Sie gehen in einen Raum, dort steht ein Tisch mit einem Blatt, auf dem drei unterschiedlich lange Striche gezeichnet sind. Es ist offensichtlich, dass ein Strich länger ist als die beiden anderen, und der Proband soll aufzeigen, welcher dieser Striche der längste ist. Es gibt in diesem Experiment einen Schauspieler, von dem der Proband nicht weiß, dass er angeleiteter Teil des Experiments ist. Der Schauspieler geht nun voran und behauptet laut und deutlich, dass einer der kürzeren Striche der längste ist. Interessanterweise behauptet danach ein wesentlicher Teil der Probanden, dass sie auch einen der kürzeren Striche als den längsten sehen – entgegen jeder eigenen, offensichtlichen Beobachtung.

 

Wie gesellschaftlicher Einfluss unsere Entscheidungen bestimmt

Was lernen wir daraus? Selbst wenn es objektive Fakten gibt, lassen sich Menschen durch offensichtlich falsche Informationen anderer beeinflussen. Das Gehirn funktioniert so, es muss vereinfachen. Zudem wollen wir konform zu den Aussagen anderer sein.

In der heutigen Zeit, die durch extreme Kommunikation und Meinungsäußerung getrieben ist, besonders in sozialen Medien, bedroht dieses Phänomen die Qualität unserer Entscheidungen beträchtlich.

Ebenso gefährlich ist es, wenn sich Meinungskorridore verengen: Übernimmt man nur das, was gerade als akzeptabel gilt? Etwa, wenn es darum geht, den Standort Deutschland zu bewerten. Glauben wir bestimmte Dinge über diesen Standort, nur weil andere das gerade auch gesagt haben? Oder ist es wirklich unsere Meinung? Lassen wir uns vielleicht doch anstecken?

Studien zeigen, dass jeder Mensch solchen Verzerrungen unterliegt und sich hinterfragen sollte, wenn es um eine wirklich wichtige Thematik geht. Würde ich das auch so sehen, wenn ein anderer gerade nicht gesprochen hätte? Lasse ich mich gerade beeinflussen durch etwas, was ich in sozialen Medien gelesen habe? Allein schon dadurch, dass man sich fragt, sinkt die Wahrscheinlichkeit bereits deutlich, sich beeinflussen zu lassen.

Der Innovator

Die Forschung schafft Wissen, die Praxis nutzt es – wenn dazwischen nur nicht ­immer so viel Interessantes verloren ginge. Unser Kolumnist Professor ­Andreas Engelen setzt sich für den gezielten Wissenstransfer von den Hochschulen in die Unternehmen zu betriebswirtschaftlichen Themen ein. Der Inhaber des Lehrstuhls für Management an der Heinrich-­Heine-Universität in Düsseldorf forscht mit seinem Team erfolgreich über Fragen des strategischen Managements, der Innovation und des digitalen Managements. Aktuell schlägt er in Projekten mit mehr als 20 Unternehmen die Brücke ­zwischen Theorie und Praxis – für seine Studierenden wie für Firmen.

 

Ähnliche Artikel