Paul Achleitner: „Erfahrung beschleunigen“ – Management, ESG und moderne Führung

10.10.2025 von Thorsten Giersch für Markt und Mittelstand

Paul Achleitner ist denen, die sich für Wirtschaft interessieren, als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank nachhaltig in Erinnerung geblieben. Oder als Finanzchef der Allianz. Oder als Partner von Goldman Sachs. Aber er hat noch sehr viel mehr erledigt in seinen rund 40 Jahren als Manager und einer beachtlichen Karriere in der Forschung. So schrieb er nicht zuletzt in seiner Dissertation Dinge über Nachhaltigkeit, mit denen sich viele Unternehmer erst Jahrzehnte später beschäftigten. Auch in seinem Opus Magnum „Erfahrung beschleunigen“ (Campus Verlag) geht es um ESG. Es wurde völlig zu Recht in die Shortlist für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis aufgenommen, der auf der Frankfurter Buchmesse Ende Oktober vergeben wird. 

Der Multi-Aufsichtsrat von Dax-Konzernen sowie Non-Profit-Organisationen ordnet seine Erkenntnisse in drei Bereiche: Mögen „Führung“ und „Leistung“ vom Namen her logisch erscheinen, überrascht der Name des ersten Kapitels durchaus: „Legitimität“ erklärt kurzgefasst, dass Unternehmen mehr brauchen als gute Produkte und Dienstleistungen. Die Unterzeile lautet „Erfolgsprinzipien in einer fluiden Welt“. Man möchte bei der Lektüre ergänzen: Der eher das Wasser ausgeht als die flüssigen Finanzmittel. 

Erfahrungen aus 40 Jahren so aufzuschreiben, dass sie etwas wert sind in einer Welt, die neuen und anderen Gesetzen folgt als die Vergangenheit, ist eine Leistung. Eine von Achleitners Thesen lautet: Die Herausforderungen, vor denen wir 2025 stehen, sind gewaltig, aber „keineswegs einzigartig“. Für den Manager ist klar: „Gute Mentoren predigen nicht“, sondern erlauben ihren Schützlingen, aus ihren Erfahrungen eigene Schlüsse zu ziehen. Aber, das ist das Entscheidende: „Sie können diesen Prozess erheblich beschleunigen.“ 

Es gibt zahlreiche Management-Ratgeber, deren Autoren für 50 Seiten Stoff hatten und 220 daraus machen mussten. Hier scheint es umgekehrt zu sein: Wer Wichtiges anstreicht, braucht für die knapp 300 Seiten fünf Kugelschreiber, so verdichtet sind die Erkenntnisse. Kleine Anekdote am Rand: Der Österreicher, der einst in den USA erfolgreich startete, um dann nach Deutschland zu kommen, hat dieses Buch zunächst auf Englisch geschrieben. Verzweifelnd an den Gebaren der US-Verlage suchte er sich einen deutschen Verlag und ließ das Buch übersetzen.

Der Beitrag erschien in der Oktober-Ausgabe von Markt und Mittelstand 2025

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