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Management > Emissionshandel

Europäischer Emissionshandel am Scheideweg

Ein massiver Preisverfall hat den Europäischen Handel mit CO2-Zertifikaten in Bedrängnis gebracht. Eine anstehende Abstimmung im EU-Parlament wird sein weiteres Schicksal maßgeblich prägen.

Das Europäische Emissions-Trading System (ETS) steht vor einer richtungsweisenden Abstimmung im Umweltkomitee des Europäischen Parlaments. Sollte das Komitee den vorliegenden Vorschlag annehmen, und diese Entscheidung vom Parlament und der Mehrheit der Mitgliedsstaaten bestätigt werden, könnte die Europäische Kommission den Auktionszeitplan des ETS ändern und dadurch den Verkauf von Zertifikaten über rund 900 Millionen Tonnen CO2 von 2013 bis 16 auf 2019 bis 20 verschieben.

Sollte die Abstimmung scheitern, könnte das ETS hingegen vor ernsten Problemen stehen. Seit ihrer Einführung hat die Handelsplattform einen enormen Preisverfall erlebt, von ursprünglich rund 20 Euro pro Tonne CO2 auf heute nur noch rund 5 Euro. Zuletzt hatte eine gescheiterte, aber nicht bindende Abstimmung im EU-Parlament den Preis binnen Minuten um rund 40 Prozent einbrechen lassen. Grund für den Preisverfall ist ein Überangebot an Zertifikaten. Als das ETS Mitte der 2000er Jahre aufgesetzt wurde, war eine deutlich höhere Nachfrage erwartet worden, weshalb die Zahl an verfügbaren Zertifikaten für die Jahre 2013 bis 2020 auf 16 Milliarden Tonnen festgelegt wurde – zu viel wie sich inzwischen gezeigt hat.

Globaler Emissionshandel betroffen

Auch eine Verschiebung der kommenden Auktionen würde das Problem nicht nachhaltig lösen, der Kommission aber mehr Zeit für seine Lösung geben. Sollte die Abstimmung jedoch scheitern, wären die Auswirkungen gravierend. Zwar halten Experten einen vollständigen Preisverfall auf 0 Euro für unwahrscheinlich, aber auch ein weniger dramatischerer Rückgang der Preise würde bereits dafür sorgen, dass CO2-lastige Energieformen wie Kohle billiger werden, was beispielsweise den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland erschweren würde.

Hinzu kommt, dass ein Scheitern des Kommissionsvorhabens Europas Fähigkeit zu einer gemeinsamen Umweltpolitik in Frage stellen und somit ein problematisches Signal an die internationalen Partner senden könnte. Auch die Chancen für eine Verschmelzung der weltweiten Handelsplattformen für CO2-Zertifikate würden im Fall einer weiteren Schwächung des ETS deutlich schwinden.