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Personal > Fachkräftemangel

Fachkräftemangel ja, Maßnahmen jein

Der Mittelstand hat das Problem Fachkräftemangel erkannt. Der Wille dagegen anzukämpfen ist da, aber bei geeigneten Maßnahmen wie mehr Weiterbildungsangebot, Ausbildung und Co. schlafen Unternehmen im internationalen Vergleich noch.

Da gibt es nichts zu Rütteln, der Fachkräftemangel ist da. 71 Prozent der Personaler aus dem Mittelstand geben an, dass es derzeit wesentlich länger als in der Vergangenheit dauert Stellen zu besetzen, wie der bAV-Monitor 2012 ergeben hat. In der Maschinen- und Fahrzeugtechnik lag die Vakanzzeit im Dezember 2011 bei 94 Tagen und damit um 42 Prozent über dem Durchschnitt. Im September 2012 sah es kaum anders aus. Durchschnittliche Vakanzzeiten lagen bei 55 Tagen über alle Positionen hinweg und bei bis zu 90 Tagen in technischen Berufsfeldern. Dennoch versuchen nur 41 Prozent der Unternehmen durch eine gezielte Planung ihres Arbeitskräftebedarfs dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Das Risiko des Fachkräftemangels steigt. Von Jahresbeginn 2010 auf Sommer 2011 ist zum Beispiel die Risikoeinschätzung im Mittelstand vom Fachkräftemangel betroffen zu sein von 16 Prozent auf 32 Prozent im Durschnitt aller Branchen gestiegen.

Laut einer Studie des VDI und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bleiben über 100.000 Ingenieurstellen in Deutschland unbesetzt. Im März waren es 110.400 – die höchste Zahl seit August 2000. Allein im vergangenen Jahr soll der deutschen Wirtschaft dadurch ein Schaden in Höhe von 8 Milliarden Euro entstanden sein. Dadurch könnte die Innovationskultur in Deutschland leiden. Mehr als 60 Prozent der Investitionen in Forschung & Entwicklung kommen aus ingeneurgetriebenen Branchen.

Fachkräftemangel als bedrohlich erkannt

Experten sehen auch die mittelständischen Unternehmen am meisten leiden, denn die Konkurrenz der Konzerne bietet häufig höhere Gehälter. Zudem verfügen große Unternehmen über mehr Rekrutierungspersonal und -budget und können ihren Arbeitskräfteinsatz dadurch gezielter planen. Mittelständler erkennen das Risiko Fachkräftemangel auch. Sie sehen dieses Risiko sogar höher an als Rohstoffpreise oder politische Rahmenbedingungen – und es wird immer größer.

Handwerker, Ingenieure und Vertriebsmitarbeiter sind die am meisten gesuchten Arbeitnehmer 2012. Danach folgen IT-Fachkräfte, Techniker, Personal für Rechnungs- und Finanzwesen, Berufskraftfahrer und Führungskräfte.

Fachkräftemangel erkannt

Das Problem Fachkräftemangel wird in mittelständischen Unternehmen wahrgenommen, aber es wird noch zu wenig getan. Dabei können gerade Mittelständler sich den Fachkräftemangel wortwörtlich nicht mehr leisten. Nur 14 Prozent der Unternehmen setzen auf ältere Arbeitnehmer, wie die Studie „Fachkräftemangel 2012“ der Manpower Group ergeben hat. Dadurch könnten aber laut McKinsey bis 2025 1,2 Millionen Fachkräfte gewonnen werden. Auch bei der Standortwahl spielt das Thema Fachkräftemangel nur eine untergeordnete Rolle.

Bis 2025 fehlen am deutschen Arbeitsmarkt bis zu 6,5 Millionen Fachkräfte. Mit Maßnahmen zur Förderung von Familienfreundlichkeit und Frauen im Beruf ließen sich laut McKinsey 2 Millionen Fachkräfte aktivieren.

Nachholbedarf bei Qualifizierung und Weiterbildung

Von den fehlenden Fachkräften bis 2025 sind allein 2,4 Millionen Akademiker. An dieser Stelle wird der Ruf der Mittelständler laut, die Politik müsse mehr in Bildung investieren. Auch die Unternehmen selbst müssen tätig werden. Denn durch eine Reduzierung des Anteils der Geringqualifizierten, könnten bis zu 800.000 Fachkräfte aktiviert werden. Auch hier gilt das Motto: Weiterbildung in deutschen Unternehmen ja, aber noch nicht auf hohem Niveau.

Fakt ist, dass das Risiko Fachkräftemangel in Deutschland schneller ein Problem ist als in anderen Ländern. Im Globalen Durchschnitt haben 34 Prozent der Unternehmen Probleme ihre freien Stellen zu besetzen. In Deutschland sagen das 42 Prozent der Unternehmer. In Irland sind es nur 2 Prozent der Firmen, in der Schweiz 28 Prozent, in Ungarn 34 Prozent.

Durch Zuwanderung könnten 800.000 Fachkräfte hinzugewonnen werden. Die Höhe der Zuwanderung beeinflusst das Ausmaß der Schrumpfung der Bevölkerung im Erwerbsalter. Derzeit steigt die Zuwanderung, aber in den Jahre 2003 bis 2007 sind nur jährlich 74.000 Menschen aus dem Ausland nach Deutschland gekommen. Derzeit sind in Deutschland rund 50 Millionen Menschen erwerbstätig. Es müssten jährlich 200.000 Fachkräfte zuwandern, damit das Erwerbspersonenpotenzial im Jahr 2060 noch bei 36 Millionen liegt. Wandert nur die Hälfte zu, fällt die Zahl auf 33 Millionen Menschen. Das würde bedeuten, dass ein Drittel weniger Erwerbspersonen als noch im Jahr 2008 auf dem Markt sind.

Nur Aufschieben des Problems Fachkräftemangel

Die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre könnte eine Lösung sein. Denn dadurch gibt es im Jahr 2030 rund 2,6 Millionen Erwerbstätige mehr als bei einem Rentenalter von 65 Jahren. Der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen liegt damit im Vergleich zu 2008 bei 13 Prozent (bei 65 Jahren: 15 Prozent). Doch die andere Seite der Medaille: Durch die Anhebung des Rentenalters wächst ausschließlich die Gruppe der älteren Personen an der Gesamterwerbstätigenzahl – nicht der Nachwuchs. Das Problem ist damit also nur aufgeschoben, denn das Bevölkerungswachstum Deutschlands ist weit entfernt vom Sweet Spot. Dieser stellt die optimale Mischung zwischen Geburten- und Sterblichkeitsrate dar. Die Philippinen werden ihn 2015 erreicht haben. Indien hat beste Voraussetzungen dazu, in China hingegen beginnt die Alterung jetzt schon.