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Personal > „Zeit nehmen und Feedback geben“

Fachkräftemangel: Was die Generation Z von ihrer Ausbildung erwartet

Unselbstständig, faul, smartphonesüchtig – die Generation der jetzt 16- bis 24-Jährigen hat keinen guten Ruf. Aber stimmen die Klischees auch? „Markt und Mittelstand“ hat mit Tatjana B. gesprochen. Die 22-Jährige absolviert derzeit eine kaufmännische Ausbildung bei einem Mittelständler in Gießen.

Der Generation Z, der auch Sie angehören, wird oft vorgeworfen, sie sei verwöhnt, faul und kritikunfähig. Alles Quatsch oder steckt ein Funken Wahrheit darin?

Das ist schwer, grundsätzlich zu sagen. Es kommt immer drauf an, in welchem Umfeld man aufwächst. Ich kenne einige, die früh zu Hause ausgezogen sind und deshalb schnell auf eigenen Beinen stehen mussten. Dadurch sind sie sehr selbstbewusst und eigenständig geworden. Aber es gibt natürlich auch die anderen, die in ihrer Blase leben und ohne große Mühe alles von den Eltern bekommen haben. Die haben schon oft eine naive Weltsicht und können schlecht mit Kritik umgehen. 

Smartphones sind für die Gen Z sehr wichtig: Welche Bedeutung haben Messenger und soziale Medien für Sie, um Ihr privates, aber auch Ihr berufliches Leben zu organisieren?
Privat ist mein Handy mein ständiger Begleiter. Beruflich brauche ich es nicht, weil ich jeden meiner Kollegen über E-Mail erreichen kann.

Wegen des Fachkräftemangels müssen Unternehmen mittlerweile um Bewerber buhlen – statt umgekehrt. Haben Sie das bei Ihrer Bewerbung um einen Ausbildungsplatz bemerkt?

Nein. Ich wurde nur zu zwei Bewerbungsgesprächen eingeladen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es bei meinem Ausbildungsberuf des technischen Produktdesigners auch heute noch viel mehr Bewerber als Stellen gibt. Da haben die Unternehmen noch eine große Auswahl. 

In welchem Zeitraum sollte sich ein Betrieb nach Erhalt der Bewerbung beim Bewerber zurück melden?

Innerhalb von zwei, drei Tagen, würde ich sagen. Eine Firma hat mir geantwortet, dass sie sich bei mir innerhalb von einer Woche meldet. Das wäre okay gewesen, aber am Ende hat es dann vier Wochen gedauert – das fand ich echt unverschämt. Wenn eine Firma von mir Zuverlässigkeit erwartet, muss sie mir zeigen, dass sie das auch selbst bringt. 

Haben Sie genau nach dem passenden Unternehmen gesucht und sich gezielt beworben – oder Massenbewerbungen nach dem Gießkannenprinzip verschickt?
Ehrlich gesagt, habe ich ziemlich wahllos sehr viele Bewerbungen verschickt – um die 50 vielleicht. Über die Firma ernsthaft schlau gemacht, habe ich mich erst, wenn eine Einladung zum Vorstellungsgespräch kam.

Welche Rolle spielt für Sie das Gehalt und die Übernahme nach der Ausbildung?

Ich verdiene in meiner Ausbildung zum Glück ganz gut, damit bin ich zufrieden. Ich kenne aber auch
Azubis, denen das zu wenig ist. Nach der Ausbildung werde ich zunächst für ein Jahr befristet übernommen, wenn ich die Ausbildung erfolgreich abschließe. Das war mir schon wichtig, weil ich mich auf die Prüfung fokussieren will, ohne nebenher noch eine Stelle suchen zu müssen.

Was war die größte Umstellung beim Übergang von der Schule ins Berufsleben?
Durch mehrere Ausbilderwechsel musste ich lernen, mich selbst zu beschäftigen. Ich hatte dadurch sehr wenig Regeln, konnte kommen und gehen, wann ich wollte, und auch bei der Gestaltung meines Arbeitstages war ich sehr frei. Das klingt erstmal cool, aber eigentlich war es das nicht.

Warum nicht?
Meine Freiheit war dem Umstand geschuldet, dass sich mein Ausbilder so gut wie nicht um mich gekümmert hat. Ich habe mich mehr oder weniger selbst ausgebildet. Als ich dann zur Vorbereitung auf eine Prüfung vier Wochen bei unserem Schwesterunternehmen war, war das wie ein Schock: Plötzlich wurde mir gesagt, wann ich wo zu sein hatte, wann Pausen waren, welche Aufgabe bis wann erledigt werden musste und wann ich heim durfte. 

Was macht für Sie einen guten Ausbilder aus?
Er muss sich Zeit nehmen, regelmäßig Feedback geben, Dinge erklären und zeigen. Ich will auch mal selbst an die Maschine, nur vom Zugucken lernt man ja nichts. Der Ausbilder soll den Azubi auch mal zum Kunden mitnehmen und ihn etwas selbst machen lassen.  


Mehr über die Generation Z können Sie im Titelthema der aktuellen Ausgabe von „Markt und Mittelstand“ nachlesen. Hier können Sie das Heft bestellen

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