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Personal > Vielfalt im Betrieb

Was Diversity mit dem Fachkräftemangel zu tun hat

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gewinnt das Thema Diversity im Mittelstand an Bedeutung. Wie Unternehmen für mehr Vielfalt in ihrer Belegschaft sorgen und welche Erfahrungen sie damit machen, haben sie „Markt und Mittelstand“ verraten.

Wer erkennbar zu einer Minderheit gehört, wird von Personalern häufig direkt aussortiert. Das zeigen zahlreiche Studien. Oft reicht schon ein ausländischer Name, um erst gar nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden; Frauen, die ein Kopftuch tragen, haben es noch schwerer. Dazu kommt: Über sexuelle Belästigung und Gewalt gegenüber Frauen wurde in den vergangenen Monaten viel geschrieben. Aber auch drei Viertel der lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgeschlechtlichen Arbeitnehmer in Deutschland haben laut einer Studie schon einmal Diskriminierung oder Gewalt am Arbeitsplatz erlebt. Auch andere Minderheiten kennen das.

Lassen Unternehmen hier potentielle Fachkräfte links liegen oder fördern sie nicht genug? „Nüchtern ökonomisch betrachtet, wird da ein großes Potential verschenkt“, sagt Johannes Weidl vom Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft (RKW Kompetenzzentrum) – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. Im Rahmen der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (INQA) arbeitet Weidl derzeit an einem Projekt mit dem Arbeitstitel „INQA-Check Vielfaltsbewusster Betrieb“. Unter anderem mit einem Online-Check sollen mittelständische Unternehmen ab Frühjahr 2018 überprüfen können, wie sie in Bezug auf innerbetriebliche Vielfalt denken und handeln, wie sie fördern und damit zusammenhängende Potentiale nutzen können. Der Check zeigt auch auf, wo es noch Nachholbedarf gibt. Die Projektpartner wollen so ein praxisnahes Instrument für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) schaffen, sagt Weidl. Denn gerade im Mittelstand gelte Diversity häufig als schwer greifbare Zusatzbelastung mit vielen weichen Faktoren und wenig Messbarem.

Gute Erfahrungen gemacht

Immer mehr Mittelständler dürften bei diesem Selbsttest gut abschneiden. Weidl hat nämlich beobachtet, dass KMU zunehmend mehr mit Diversity beschäftigen – also „der Ermöglichung des Personaleinsatzes einer Vielzahl an unterschiedlichen Mitarbeiterpotentialen zur Verbesserung des Geschäftsergebnisses“, wie das „Handbuch Diversity Kompetenz“ den Begriff definiert. Ihnen widmet sich auch die Titelgeschichte der Februar-Ausgabe von „Markt und Mittelstand“, die jetzt vollständig online steht.

Zu Wort kommt unter anderem Hilal Fatma Dinc, Personalchefin beim Elektronikkomponentenentwickler SC Electronic Service. Von den derzeit 26 Mitarbeitern, die das Unternehmen im ostwestfälischen Herford beschäftigt, hätten „80 Prozent in anderen Unternehmen kaum eine Chance bekommen“, betont Dinc: Manche besäßen einen ausländischen Namen, andere seien behindert. Mit seiner grundsätzlichen Offenheit und Neugierde gegenüber allen, die nicht der orthodoxen Idealnorm entsprechen, habe das Unternehmen bislang sehr gute Erfahrung gemacht: Schon häufiger hätten sich die vermeintlichen Härtefälle als besonders loyale Mitarbeiter erwiesen.

Ebenfalls von guten Erfahrungen berichtet Sabine Stankowitz, Geschäftsführerin von Stankowitz Test Equipment. Sie sagt aber auch, dass gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kleinere Unternehmen vor besondere Probleme stelle. „Gerade wenn junge, leistungsfähige Frauen Kinder bekommen, sind sie nur schwer zu ersetzen“, sagt Stankowitz. Schließlich muss ihre Stelle während Mutterschutz und Elternzeit „freigehalten“ werden; zudem fehlen sie später auch, wenn das Kind einmal krank ist. Und während das in Großunternehmen allein durch die Vielzahl der Kollegen noch relativ gut zu kompensieren ist, ist dies in kleineren Unternehmen deutlich schwieriger.

Vielfalt im Mittelstand

Das von Johannes Weidl betreute Projekt mit dem Arbeitstitel „INQA-Check Vielfaltsbewusster Betrieb“ basiert auf einer Praxisvereinbarung der Offensive Mittelstand, des sozialpartnerschaftlichen Mittelstandsnetzwerks der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (INQA) des Bundesarbeitsministeriums. Zu den Projektpartnern gehören neben dem RKW Kompetenzzentrum unter anderem das Institut für angewandte Arbeitswissenschaften, das Verdi-Bildungswerk Hessen und die Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld.

Mehr Infos.


Welche Erfahrungen die beiden Unternehmen und der Experte noch gemacht haben und was arbeitsrechtlich zu beachten ist, steht in der der Markt-und-Mittelstand-Ausgabe 02/2018, die am 2. Februar 2018 erscheint. Hier können Sie das Heft bestellen und „Markt und Mittelstand“ abonnieren.

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