2.149.000 aller Erwerbstätigen in Deutschland gehen in den nächsten fünf Jahren in Rente. Diese Personen sind nicht nur Rentner, sie sind auch potentielle Arbeitnehmer für Minijobs, Teilzeit- und Projektarbeit. Nun wollen nicht alle der über 2 Millionen potenziellen Rentner im Ruhestand in welcher Form auch immer weiter beschäftigt sein. Aber Mitarbeiter, die nach ihrem Berufsleben noch arbeiten wollen und auch können, gibt es. Sie können etwa anstelle von Zeitarbeitnehmern eingesetzt werden, um Auftragsspitzen abzudecken oder zeitlich begrenzte Sonderprojekte durchführen.
Loyale Fachkräfte
Als jüngstes Beispiel hat die hanseatische Otto Group die Pensionäre für sich entdeckt. Mitte dieses Jahres gründete der Versandhändler das Tochterunternehmen Otto Group Senior. Hier können sich ausschließlich ehemalige Mitarbeiter, heutige Rentner, des Handelskonzerns bewerben. Bei Engpässen des Mutterunternehmens beispielsweise in der Vorweihnachtszeit, wenn viele Pakete bestellt werden oder in den Schulferien, wenn viele Mitarbeiter in Urlaub fahren, erhalten die Rentner einen befristen Arbeitsvertrag. Zum Einsatz kommen sie in ihren früheren Berufen und Abteilungen. Bei dem Zulieferunternehmen Bosch gibt es ein ähnliches Modell. Pensionierte Führungskräfte stehen dem Konzern auf Abruf zur Verfügung. Für ein Projekt und auf Honorarbasis kehren sie an ihren alten Arbeitsplatz zurück. Das Motiv der Unternehmen ist klar: „Als Unternehmen nutzen wir den Erfahrungsschatz und den Leistungsstandard der Pensionäre. Diesen können sie meist ohne Einarbeitungszeit einbringen“, erklärt Sandra Widmaier, Direktorin Personal bei der Otto Group.
Mitarbeiter, die auch im Ruhestand für den ehemaligen Arbeitnehmer im Einsatz sind, ersparen diesem nicht nur den Such-, Einstellungs- und Einarbeitungsprozess. Sie gelten als besonders loyal und engagiert. Das bestätigt eine gemeinsam durchgeführte Studie des Statistischen Bundesamtes mit der Bundesagentur für Arbeit. Im Jahr 2010 wurden Minijobber nach den Gründen befragt, warum sie arbeiten gehen. Rentner, die sich in einem Minijobarbeitsverhältnis befinden, ist der Hinzuverdienst als Arbeitsmotiv weniger wichtig als allen anderen Gruppen. Im Vergleich überdurchschnittlich wichtig sind ihnen hingegen Spaß und Abwechslung bei der Arbeit.
Rentner als Fachkräfte für Mittelstand
Auch die Personalchefin des Schraubenhändler Würth GmbH, Carmen Hilkert, hat positive Erfahrungen mit Pensionären gemacht. „Sie sind pflichtbewusst und leisten gute Arbeit.“ Sie ergänzt: „Die Rentner sind eine Gruppe, die wegen des Fachkräftemangels immer wichtiger wird.“ Sie arbeiten etwa stundenweise als Aushilfen, übernehmen beispielsweise in der Mittagspause der Kollegen den Telefondienst und anschließend noch kleinere Tätigkeiten in der Produktion. Hilkert weiß aber auch, dass Pensionäre nicht in allen Bereichen die richtige Lösung für den Fachkräftemangel sind. „Einen Außendienstmitarbeiter können wir nicht Teilzeit oder auf Stundenbasis einstellen. Er muss den ganzen Tag für die Kunden erreichbar sein“, sagt sie.
Rechtliche Fragen bei Rentnerjobs
Rentner einzustellen ist leicht. Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten. Die einfachste und vertraglich unkomplizierteste Möglichkeit ist der Minijob. Hier gibt es keinen Unterschied, ob ein Rentner, ein Student oder eine Aushilfskraft beschäftigt wird. Etwas komplizierter sind Anschluss- und Beraterverträge. Bei diesen Verträgen sollten Unternehmen Dauer der Anstellung, versicherungstechnische Fragen und Honorare beachten.
Schwieriger als die vertragliche Frage, ist die Frage, wo Unternehmer die Rentner finden. Um neben der Berufserfahrung und fachlichen Kompetenz Vorteile wie Loyalität und kurze Einarbeitungszeit nutzen zu können, sprechen Personaler zunächst künftige Pensionäre an, ob sie nicht weiterhin auf einer anderen vertraglichen Basis für das Unternehmen arbeiten wollen. Hier haben mittelständische Unternehmen aufgrund ihrer Struktur gegenüber Konzernen einen eindeutigen Vorteil. Sie müssen nicht wie die Otto Group eine aufwendige Tochtergesellschaft gründen. Die Strukturen sind schlanker und transparenter, weshalb die Ansprache und die Umsetzung einfacher fallen. Um Rentner auch außerhalb der eigenen Reihen zu finden, hat das Unternehmen Würth gemeinsam mit anderen Unternehmen aus der Region eine Onlinestellenbörse ausschließlich für Rentner entwickelt und ins Leben gerufen. Anders als bei einem langjährigen Angestellten kann hier nicht vom ersten Tag an auf Loyalität gesetzt werden, aber Berufserfahrung und Fachwissen sind vorhanden. Ein Einschränkung macht Hilkert jedoch: „Wir stellen keine Rentner ein, die vorher für einen Konkurrenten gearbeitet haben.
Was bei der Einstellung von Rentner beachtet werden muss









