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Management > Implementierung von Risikomanagementsystemen

Fehler im Risikomanagement vermeiden

No risk no fun – das gilt nicht für Unternehmen. Mit einem funktionierenden Risikomanagement können Fehler umgangen werden. Doch bereits bei Implementierung lauern zahlreiche Fehler.

Seit der Finanzkrise hat sich auch im Mittelstand das Bewusstsein rund um das Thema Risikomanagement geschärft. Fast drei Viertel aller der Mittelständler sagen, dass Risikomanagement für sie ein wichtiges Instrument ist. Doch laut der Studie der Deutschen Bank hat bisher nur etwas mehr als die Hälfte des Mittelstandes ein Risikomanagementsystem implementiert. Was ist bei der Integration eines Risikomanagementsystems zu beachten und welche Fehlerquellen zu vermeiden?

Risikostrategie

Risiko ist nicht gleich Risiko – auch das hat die vergangene Krise gezeigt. Man denke nur an einen Sportwagenhersteller, der kräftig an der Börse mitmischte. Deshalb sollte am Anfang eines jeden Risikomanagement Klarheit über die Risikobereitschaft bestehen. „Der Risikoappetit variiert enorm. Gerade bei einem Unternehmen mit mehreren Geschäftsführern oder Tochtergesellschaften sollte daher eine kodifizierte Risikostrategie unternehmensweit kommuniziert werden“, rät Uwe Herre, Partner und Risikomanagement-Experte bei PricewaterhouseCoopers (PwC). Für eine operationalisierbare Risikostrategie ist der bloße Hinweis, dass keine existenzbedrohenden Risiken eingegangen werden, nicht ausreichend. Vielmehr sollten klare Kenngrößen zur Risikotragfähigkeit, dem Risk-Return oder die  risikobezogene Verteilung von Finanzmitteln im Unternehmen festgelegt werden. Konkrete Richtlinien zur Definition und Umgang mit Risiken sorgen für Transparenz und ein unternehmensweit einheitliches Verständnis der Risikostrategie.

Weiche Risiken

Harten Zahlen und Fakten sind wichtig, aber darüber werden häufig weiche Themen wie Image und Reputation vergessen. Doch auch die Finanzkrise war nicht zuletzt eine Vertrauenskrise und stellte somit das Thema Reputationsrisiko in den Fokus. Häufig werden gerade weiche Querschnittsthemen wie Image, Compliance oder Nachhaltigkeit außer Acht gelassen – lassen sie sich doch schwer rechnerisch quantifizieren. Doch qualitative Risikofaktoren wie das Image eines Unternehmens sind letztendlich immaterielle Vermögensgegenstände, die auch Wettbewerbsvorteile mit sich bringen. Bei der Risikodefinition und -analyse sollte es daher weniger um den Versuch der Quantifizierung solcher Risiken gehen, sondern vielmehr um die Sensibilisierung für die entsprechenden Themen und eine vorausschauende Planung der Risikovermeidung.

Kurze Betrachtungszeiträume

Ein zu kurzer Zeitraum in der Risikoanalyse kann schnell zu Fehlern führen. Meist orientiert sich dieser an der Planung für das nächste Geschäftsjahr. So führen  64 Prozent der mittelständischen Unternehmen eine Risikoanalyse für einen Zeitraum von 1 bis 2 Jahren durch. Dies ergab eine Befragung unter 1.021 Mittelständlern von PricewaterhouseCoopers und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Oftmals wird gegen darüber hinausreichende Risikobetrachtungen mit der Komplexität der heutigen Wirtschaft und der damit verbundenen Unsicherheit langer Analysezeiträume argumentiert. Doch genau darin liegt der Fehler meint Thomas Tilch, Partner bei PwC mit Fokus auf den Mittelstand: „Bei einem kurzen Betrachtungszeitraum ist es für Unternehmen schwierig, mittel- bis langfristige  Bedrohungen zu erkennen. Sinnvoll ist hierfür ein Horizont von mindestens 3 bis 5 Jahren. Ansonsten greift die Analyse zu kurz und ein strategisches Gegensteuern ist kaum noch möglich. Auch längerfristige Chancen sollten frühzeitig identifiziert werden, um Maßnahmen zu ergreifen und Wettbewerbsvorteile hieraus zu generieren.“

Risikokultur

Risikomanagement scheitert häufig auch an der Kommunikation, ergab eine Studie vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie. Lediglich jedes zweite Unternehmen bestimmt, wie die identifizierten Risiken unternehmensintern kommuniziert werden. 38,5 Prozent der Unternehmen überlässt es gar den Mitarbeitern, ob sie die Risiken intern besprechen. Risikomanagement-Experte Uwe Herre erklärt „Das Thema Risiko ist in Deutschland noch sehr negativ belegt. Trotzdem darf es in der Unternehmenskommunikation nicht ausgespart werden. Vielmehr müssen die Führungskräfte ihre Mitarbeiter für das Thema sensibilisieren, ein Bewusstsein für Risiken schärfen und einfordern, um eine offene Risikokultur zu schaffen.“
Zielgruppengerechte Risikoinformationen für die Mitarbeiter zu Maßnahmen und deren Wirkung, Schulungen zur Risikoidentifikation und -bewertung schaffen Bewusstsein für Risiken und binden Mitarbeiter in das Risikomanagement ein. Von einer offenen Risikokommunikation profitiert auch das Unternehmen, da die Mitarbeiter Bedenken und Risikopotentiale früher weitergeben. Nicht zuletzt fördert ein offener Umgang auch die Akzeptanz des Risikomanagementsystems, damit dieses von den Mitarbeitern nicht bloß als bürokratischer Mehraufwand wahrgenommen wird.