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Management > Deutschlands Unternehmen bauen um

Finanzabteilungen im Umbruch

Eine große Mehrheit der deutschen CFOs will trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten ihre Finanzabteilungen umstrukturieren. Besonders viel Veränderungsbedarf sehen die CFOs beim Controlling.

In deutschen Unternehmen werden die Finanzabteilungen neu strukturiert. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Robert Half Arbeitsmarktstudie 2014: Change Management im Finanz- und Rechnungswesen, für die insgesamt 200 CFOs befragt wurden. Demnach planen 90 Prozent der befragten Unternehmen eine Restrukturierung ihrer Finanz- und Rechnungswesenabteilung. Bei 37 Prozent der befragten Unternehmen liegt die letzte Umstrukturierung zwischen einem und drei Jahren zurück, in 28 Prozent der Fälle sind es schon drei bis fünf Jahre, 22 Prozent haben erst in den letzten 12 Monaten ihre Finanzabteilung neu ausgerichtet.

Besondere Priorität hat bei den geplanten Maßnahmen der Umbau des Controllings. 57 Prozent der befragten CFOs wollen hier Veränderungen umsetzen, bei Buchhaltung und Gehaltsabrechnung sind es hingegen nur 26 Prozent. Im Bereich Treasury sehen nur 19 Prozent der befragten CFOs Veränderungsbedarf, die Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung (17 Prozent) sowie das Kreditmanagement (11 Prozent) liegen am Ende der Rangliste und erfordern nach Ansicht der befragten CFOs die wenigsten Veränderungen.

Herausforderungen für CFOs

Bei der Neuordnung ihrer Finanzabteilung stehen Finanzvorstände gleich vor mehreren Herausforderungen. Besonders schwierig ist es dabei nach Ansicht von 59 Prozent der befragten CFOs eine klare Erwartungshaltung der neuen Zuständigkeiten von Mitarbeitern abzustecken. In großen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern betrachten dies sogar 67 Prozent als größte Herausforderung. Die Abstimmung mit anderen Abteilungen und der Geschäftsleitung ist für 51 Prozent der Befragten ein problematischer Aspekt der Reorganisation und immerhin 47 Prozent der Finanzvorstände empfinden es als schwierig, wenn sie die Verantwortung einzelner Mitarbeiter einschränken müssen. Entlassungsgespräche stellen hingegen nur für 7 Prozent der befragten CFOs ein Problem dar.

„Aus vielen Gesprächen mit Personalverantwortlichen verschiedener Fachbereiche wissen wir, dass sich die Herausforderungen bei Umstrukturierungen im Finanzteam auch auf andere Abteilungen übertragen lassen“, kommentiert Sven Hennige, Managing Director Central Europe & Germany von Robert Half die Studienergebnisse. „Immer wenn Veränderungen stattfinden, stoßen Führungskräfte auch auf Vorbehalte und Unsicherheiten bei ihren Mitarbeitern.“

Verhältnis zu Banken erfordert Veränderungen

Ein zentraler Grund für notwendige Veränderungen in den Finanzabteilungen ist für Stefan Rüter, Senior Vice President Head of Finance & Investor Relations bei Fraport, das geänderte Verhältnis zu den Banken. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein Ausscheiden von Banken aus dem Markt nicht unmöglich ist. Auch eine Neuordnung des Geschäfts bei wichtigen Banken kann bereits ein Problem sein. Das Risikomanagement wird an dieser Stelle immer wichtiger, Unternehmen müssen Zuverlässigkeit und Bestand ihrer Banken konsequent im Auge behalten und das erfordert entsprechende Strukturen.“ Dabei sind nicht nur die Banken von Bedeutung, bei denen die Unternehmen Kapital angelegt haben: „Auch Kreditlinien spielen eine wichtige Rolle. Wenn diese plötzlich wegbrechen, kann dringend benötigte Liquidität fehlen. Solche Szenarios galten bis vor einigen Jahren noch als wenig realistisch“, erklärt Rüter.

Ein weiterer Grund für Veränderungen in den Finanzabteilungen könnte seiner Ansicht nach darin bestehen, dass gerade größere Konzerne ihre Finanzabteilungen stärker dezentral organisieren, um in weiter entfernten Regionen wie China oder Amerika mit eigenen Teams vertreten zu sein: „Es kann enorm wichtig sein den lokalen Bankenmarkt genau zu kennen und Kontakte vor Ort zu pflegen. Außerdem sorgt die Zeitverschiebung bei einer zentralisierten Struktur leicht für Schwierigkeiten.“

Dass 57 Prozent der befragten CFOs ihr Controlling neu ordnen wollen, kommt für Stefan Rüter nicht überraschend: „Heutzutage stehen dem Controlling ganz andere Möglichkeiten zur Auswertung von Informationen zur Verfügung. In vielen Unternehmen gibt es noch ein dezentral organisiertes Controlling, da kann man sicher vieles bündeln und sich so auch stärker auf das Big Picture konzentrieren.“

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