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Personal > Teilzeitführung im Management

Flexible Führungsmodelle: Wie Unternehmen Teilzeit und Jobsharing im Management umsetzen

Wie Unternehmen mit flexiblen Führungsmodellen auf den Wandel der Arbeitswelt reagieren und welche Herausforderungen dabei entstehen.

(Foto: shutterstock)

In deutschen Unternehmen ist Teilzeitarbeit längst Alltag - doch in den Chefetagen sieht die Realität anders aus. Nur etwa 13 Prozent der Führungskräfte arbeiten in Teilzeit, davon sind rund 73 Prozent Frauen. Angesichts des zunehmenden Wunsches nach Work-Life-Balance und der Notwendigkeit, qualifizierte Fachkräfte zu halten, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, flexible Führungsmodelle zu etablieren. Doch wie lässt sich Karriere mit reduzierter Arbeitszeit vereinbaren?

Die 5 wichtigsten Punkte, warum es gerade für Führungskräfte schwierig ist, Familie und Beruf zu vereinbaren:

  •     Hohe zeitliche Belastung und Erwartung ständiger Verfügbarkeit
  •     Verantwortung für komplexe Projekte und strategische Entscheidungen
  •     Repräsentationspflichten und Networking-Anforderungen
  •     Häufige Dienstreisen und unregelmäßige Arbeitszeiten
  •     Erwartungshaltung an überdurchschnittliches Engagement für das Unternehmen

 

Teilzeitführung: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. In Deutschland arbeitet fast jede zweite Frau in abhängiger Beschäftigung rund 34 Stunden und weniger. Auch bei Männern zeigt sich ein Trend zu kürzeren Arbeitszeiten. Doch in Führungspositionen ist Teilzeit nach wie vor die Ausnahme. Dabei könnte gerade hier ein enormes Potenzial zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit und zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie liegen.

Unternehmen wie die Allianz haben dieses Potenzial erkannt. Der Versicherungsriese bietet nicht nur flexible Arbeitszeiten, sondern auch die Möglichkeit zum Jobsharing auf Führungsebene. "Wir befassen uns aktuell mit der Ausweitung auf Teamleiter und Expertenrollen", erklärt ein Sprecher des Unternehmens. (www.dasinvestment.com). Auch bei der R+V Versicherung gibt es bereits drei Führungstandems, die sich eine Position teilen.

Herausforderungen für Unternehmen und HR-Abteilungen

Die Einführung von Teilzeitmodellen in Führungspositionen stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Hier die wichtigsten Punkte, die Geschäftsführer und HR-Verantwortliche dabei beachten müssen:

  • Sicherstellung der Kontinuität in Führung und Projektmanagemen
  • Anpassung von Kommunikationsstrukturen und Entscheidungsprozessen
  • Entwicklung fairer Beurteilungs- und Vergütungssysteme für Teilzeitführungskräfte
  • Bewältigung möglicher Widerstände im Team und auf Managementebene

Trotz dieser Herausforderungen zeigen Unternehmen wie die Gothaer, dass Teilzeitführung funktionieren kann. "Grundsätzlich werden alle Führungspositionen auch in Teilzeit ausgeschrieben", berichtet das Unternehmen (dasinvestment). Auch Jobsharing wird in mehreren Führungspositionen erfolgreich umgesetzt.

Geschlechterspezifische Aspekte der Teilzeitführung

Obwohl Teilzeitmodelle grundsätzlich für alle Geschlechter offen sind, zeigt sich in der Praxis ein deutliches Ungleichgewicht. Bei der Ergo Group beispielsweise arbeiten 25 Prozent der weiblichen Führungskräfte in Teilzeit, während es bei den männlichen Kollegen nur 5,5 Prozent sind. Diese Diskrepanz spiegelt gesellschaftliche Realitäten wider, in denen Frauen nach wie vor den Großteil der Sorgearbeit übernehmen.

Doch warum ist es gerade für Frauen in mittelständischen Unternehmen oft schwieriger, Teilzeitführung zu übernehmen? Mögliche Gründe:

  • Traditionelle Rollenbilder und Erwartungshaltungen in kleineren Unternehmen
  • Geringere finanzielle Ressourcen für die Umsetzung flexibler Arbeitsmodelle
  • Weniger ausgeprägte Diversity-Strategien im Vergleich zu Großkonzernen
  • Höhere persönliche Abhängigkeit von einzelnen Führungskräften
  • Stärkerer Druck zur ständigen Präsenz und Verfügbarkeit

Ausblick

Die Einführung von Teilzeitmodellen in Führungspositionen ist kein Selbstläufer, sondern erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen. Dennoch zeigen die Erfahrungen von Unternehmen wie der Hansemerkur, dass flexible Führungsmodelle nicht nur möglich, sondern auch erfolgreich sein können. "Die persönlichen Anforderungen und die damit verbundenen individuellen Lösungen stehen für uns an erster Stelle", betont das Unternehmen (dasinvestment).

Für die Zukunft zeichnet sich ab, dass Teilzeitführung und Jobsharing keine Randerscheinungen bleiben werden. Der demografische Wandel und der zunehmende Fachkräftemangel zwingen Unternehmen dazu, attraktive Arbeitsmodelle anzubieten, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Gleichzeitig müssen Unternehmen Wege finden, die Produktivität und Effizienz auch in flexiblen Führungsstrukturen sicherzustellen.

Die Herausforderung für die Wirtschaft besteht darin, eine Balance zwischen den Bedürfnissen der Mitarbeiter nach Flexibilität und den Anforderungen des Unternehmens an Leistung und Verfügbarkeit zu finden. Nur wenn dies gelingt, kann Teilzeitführung von einem vermeintlichen Karrierekiller zu einem echten Zukunftsmodell werden.

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