Franchising zieht Kapital an
Das Wachstum der Franchising-Systeme war 2014 stabil. Auf die Franchise-Zentralen kommen neue Herausforderungen zu. Besser qualifizierte Interessenten suchen professionelle Einstiegsmöglichkeiten.
Die Franchise-Wirtschaft wächst moderat. Im Jahr 2014 wurden 3,1 Prozent mehr Betriebe eröffnet; insgesamt gibt es damit mittlerweile hierzulande rund 156.000 Betriebe. Diese verzeichneten im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz in Höhe von 95,5 Milliarden Euro und legten damit um 5,1 Prozent zu, wie der Franchise-Monitor 2014 ergab. Das Wachstum erreichte zwar nicht die Werte der Jahre 2009 bis 2011, als die Wachstumszahlen der Umsätze um die 10 Prozent jährlich pendelten. Doch die Nachfrage nach diesem Unternehmensmodell entwickelte sich zuletzt wieder lebhaft. „Die Geldanlage ist heute schwierig. Es kommen viele Interessenten auf uns zu“, berichtet Felix Peckert, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Forum Franchise und Systeme, auf einem Presseabend in Bonn. Noch schlägt sich das gesteigerte Interesse allerdings nicht in einem deutlichen Aufwärtstrend nieder wie in den Jahren 2009 bis 2011, als die Wachstumszahlen der Umsätze um die 10 Prozent jährlich pendelten.
Franchising ist kein ad-hoc-Geschäft. Bevor ein Franchise-Partner in das Geschäftsmodell des Franchise-Systems einsteigt, erfolgt eine umfangreiche Prüfung. „Von 100 Anfragen sprechen wir mit zehn Interessenten, einer davon eröffnet schließlich einen Franchise-Betrieb“, schildert Jörg Veil, Geschäftsführer des Franchise-Systems Home Instead, die Selektion. 2014 verzeichnete er eine Verdoppelung der Anfragen. Nicht nur vermehrt vagabundierendes Kapital auf der Suche nach einer lukrativen Rendite ist eine neue Realität in der Franchise-Wirtschaft. Die Anforderungen an die Systeme haben sich auch verändert.
Hohe Rendite führt zu vielen Anfragen
„Die Interesssenten sind immer besser qualifiziert“, sagt Jürgen Dawo. Er ist Gründer des Massivhausanbieters Town und Country Haus. Damit steigen auch die Anforderungen an die Franchise-Zentrale. Wer als Partner einsteigen will, fragt vorab nach einem hochprofitablen Referenzbetrieb. „Die Franchise-Zentralen werden stärker durchleuchtet“, ergänzt Dawo. Ihm gefällt dieser Druck, wie er sagt.
Die Selbstständigkeit kostet unterdessen auch viel Geld, insbesondere in der Anlaufphase. In der Regel sind 50.000 Euro Eigenkapital gefordert, die gesamte Investitionssumme beläuft sich auf rund 200.000 Euro. Der Franchise-Geber verbucht eine Einmalgebühr von rund 11.000 Euro (2014), laufende Gebühren orientieren sich am Umsatz und lagen 2014 bei durchschnittlich 5,5 Prozent. Immerhin lockt eine Rendite von rund 17,8 Prozent laut Franchise-Monitor 2014.
Teil der Geschäftsentwicklung sind Innovationen. Der Snack-Anbieter Back-Factory ist mittlerweile auf 110 Filialen in Deutschland angewachsen, die meisten davon sind Franchise-Partner. „Das Wachstum war nur möglich durch eine laufende Anpassung an die geänderten Kundenwünsche“, erklärt Falk Löffler, Leiter Einkauf und Franchise, die Strategie des expansiven Unternehmens. Ergänzt wurde das Konzept im Jahr 2009 durch Snacks und Kaffespezialitäten, nachdem es zunächst als reiner Anbieter von Backwaren 2002 in den Markt eingestiegen war. Damit ließ sich 2009 eine Umsatzsteigerung von 20 Prozent erzielen.
Exit-Klauseln statt Insolvenz
Rund 950 Franchise-Systeme sind in Deutschland vertreten. Importiert wurde das Modell aus den USA. Von dort aus kommen auch immer noch Franchise-Systeme nach Deutschland, wie die häusliche Seniorenbetreuung Home Instead. Der Betreuungs-Dienstleister setzt auf den demographischen Wandel und ist mit heute 20 Standorten seit 2007 in Deutschland vertreten. Neue Partner sollen gewonnen werden.
Das Geschäftsmodell Franchising, das im Wesentlichen die Übertragung eines Unternehmenskonzepts auf mehrere Filialen mit eigenen Betreibern vorsieht, kämpft auch immer wieder mit negativen Schlagzeilen. Der Hygieneskandal bei dem Franchise-Partner Yi-Ko von Burger King führte vorübergehend zu der Schließung von 89 Filialen seitens des Franchise-Gebers. Eine solch hohe Anzahl an Betrieben, die sich unter dem Dach eines Partners sammeln, ist jedoch ungewöhnlich.
Im Dezember 2014 musste der Franchise-Geber Dulce, der in Frankfurt am Main acht Cafés betreibt, Insolvenz anmelden. Die Franchise-Wirtschaft steuert mit Vertragsänderungen entgegen. „Viele Verträge werden zukünftig standardisierte Exit-Klauseln enthalten“, sagt Felix Peckert. Noch ist dies jedoch Zukunftsmusik: „Heute diskutieren Anwälte miteinander.“
Franchise-Wirtschaft: Zahlen und Fakten
2014
Systemumsatz 95,5 Mrd. Euro
Umsatz je System 69,0 Millionen Euro im Durchschnitt
Beschäftigung
beim Nehmer 702.580 Arbeitnehmer
Branchenaufteilung
Handel 31,2%
Gastronomie/
Touristik/ Freizeit 38,7%
Handwerk/Bau und
Sanierung 10,6%
Quelle: Franchise Monitor, Peckert Gruppe