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Ratgeber > Führung

Sind Sie ein guter Boss?

Erforschen Sie Ihren Führungsstil: Sind Sie ein moderner Machiavelli, ein raffinierter Stratege oder ein unkonventioneller Innovator? Reflektieren Sie Ihre Stärken und inspirieren Sie Ihr Team zu neuen Höhenflügen.

Die Roy-Familie aus der TV-Serie Succession: Wie im richtigen Leben dreht sich die Geschichte um Loyalität in Unternehmen, um internationale Geschäfte und um die Komplexität unternehmerischen Handelns im 21. Jahrhundert. (Foto: HBO Succession)

Sie sind Chef? Alles klar. Dann kennen Sie die ewige Frage, die sich regelmäßig in gedämpften Fluren und bei rauchenden Espressomaschinen erhebt: Welcher Führungstyp sind Sie? Oder viel wichtiger noch: Sind Sie ein guter Boss?

Gemeint ist, in welcher Kategorie Sie mit Vorliebe operieren: Sind Sie der visionäre Kreativkopf, dessen Schreibtisch ein eigenes Postleitzahlgebiet braucht, oder der charmante Manipulator, der mit einem Lächeln sogar seinem Laptop ein Update abringen kann?

Entdecken Sie Ihren Führungstyp – vom kreativen Chaoten bis zum charismatischen Manipulator. Finden Sie heraus, ob Sie Ihr Team begeistern oder ob sogar die Kaffeetassen vor Ihnen zittern. Doch eins nach dem anderen: Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die Führungsstile verschiedener erfolgreicher Führungspersönlichkeiten.

Manipulativer Fürst vs. moralische Instanz?

Als einer der bekanntesten Ratgeber für Macht und Führung gilt Machiavellis "Der Fürst". Machiavelli propagiert die nécessité einer pragmatischen, manchmal manipulativen Herangehensweise, um Macht zu erlangen und zu erhalten. Der Begriff "machiavellistisch" steht seither für einen Führungsstil, der zum Nutzen der eigenen Machtposition hin agiert, ohne Rücksicht auf moralische Bedenken.

Doch die Geschichte zeigt auch Beispiele von Führungspersönlichkeiten, die einen völlig anderen Kurs eingeschlagen haben. Eine dieser bemerkenswerten Persönlichkeiten ist Mahatma Gandhi, der oft als  leuchtendes Vorbild für einen Führungsstil angesehen wird, der auf moralischer Integrität und der Macht des zivilen Ungehorsams basiert. Seine Führung während des indischen Unabhängigkeitskampfes gegen die britische Kolonialherrschaft hat weltweit Aufmerksamkeit erregt und inspiriert bis heute Bewegungen für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.

In der Welt des Films dient "Wall Street" von Oliver Stone als mahnendes Beispiel für die verführenden Gefahren von Macht und Gier. Gordon Gekko, brillant gespielt von Michael Douglas, verkörpert den charismatischen, aber skrupellosen Unternehmer, der das Mantra „Gier ist gut“ predigt. Seine Figur ist ein archetypisches Beispiel für einen Führungstyp, der ohne moralischen Kompass operiert und zeigt, dass Erfolg um jeden Preis enorme Fallstricke mit sich bringen kann.

Und wie sieht es mit Unternehmerinnen aus? In "Der Teufel trägt Prada" wird die allmächtige Herausgeberin Miranda Priestly von Meryl Streep zum Leben erweckt. Miranda verkörpert eine andere Facette der Unternehmenswelt, wo Führungsstärke oft missverstanden wird. Während sie eine nahezu tyrannische Aura ausstrahlt, wird im Verlauf des Films klar, dass ihre Strenge das kompromisslose Streben nach Exzellenz darstellt. Ihr Führungsstil wirft Fragen darüber auf, wie Frauen in Machtpositionen wahrgenommen und beurteilt werden – und ob umgekehrt Männer für gleiches Verhalten in gleichem Maße kritisiert würden.

Im deutschen Fernsehen sind Unternehmer oder Manager oft die Mörder. Rainer Dulger, der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, hat kürzlich Kritik daran geübt, dass Unternehmer in der beliebten Krimiserie "Tatort" häufig als Kriminelle dargestellt werden. Dulger beklagte, dass diese stereotype Darstellung dem Image von Unternehmern in der Öffentlichkeit erheblich schade.

Weise Führungskräfte besitzen die Flexibilität, zwischen den verschiedenen Stilen zu wechseln

In der modernen Geschäftswelt treffen wir auf eine Vielzahl von Führungsstilen - von visionären Inspiratoren bis hin zu strengen Bürokraten. Studien zeigen, dass Menschen häufig eine Kombination verschiedener Führungstypen in sich vereinen.

In einer oft zitierten Studie aus dem Harvard Business Review mit dem Titel "Leadership That Gets Results" identifizierte der Psychologe Daniel Goleman sechs Führungsstile: autoritär, visionär, affiliativ, demokratisch, richtungsweisend und coachend.

McKinsey & Company untersuchte 2021 in The boss factor: Making the world a better place through workplace relationships“ die Rolle von Führungskräften und die Auswirkungen von Führungsstilen auf das Wohlbefinden und die Leistung der Mitarbeiter und kommt zu der Erkenntnis: „Toxische Verhaltensweisen von Vorgesetzten sind ein wesentlicher Faktor für die Unzufriedenheit und Fluktuation der Mitarbeiter. Eine emphatische und unterstützende Führung kann die Resilienz und Zufriedenheit erheblich steigern.“

Verschiedene Führungsmethoden

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl markanter Führungsstile, die hier bewusst pointiert dargestellt sind. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dient der Veranschaulichung verschiedener Methoden, die Führungskräfte je nach Kontext, Branche und persönlichem Charakter häufig annehmen:

 

Der bürokratische Führer

  • Dieser Chef legt größten Wert auf Regeln, Protokolle und Richtlinien. Dieser Führungstil ist in stark regulierten Umgebungen meist effektiv, erstickt jedoch oft Innovation und Flexibilität.

Der demokratische Führer

  • Dieser Chef bevorzugt Entscheidungen  unter seiner Leitung gemeinsam im Team. Das führt meist zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit sowie zu besseren Entscheidungen, ist aber auch zeitaufwändig und erfordert, dass alle Mitglieder aktiv teilnehmen und informiert sind.

Der gutherzige Visionär

  • Als gutherziger Visionär strebt man nach Harmonie zwischen Gewinn und Gewissen. Die Ziele sind langfristig und auf das Wohl der Gemeinschaft ausgerichtet. Diese Führungskraft verfolgt einen ethischen Ansatz und betrachtet Nachhaltigkeit als ebenso wichtig wie finanziellen Erfolg.

Der Mikro-Manager

  • Mikro-Manager überwachen und kontrollieren jeden einzelnen Schritt von Arbeitsprozessen. Das Vertrauen in die Eigenverantwortung der Mitarbeiter ist dabei gering, jeder Bericht und jede E-Mail wird doppelt geprüft. Autonomie ist für Mikro-Manager ein Fremdwort.

Das chaotische Genie

  • Diese Chefs sprühen vor kreativen Ideen und innovativen Ansätzen. Geregelte Strukturen hingegen sind ihnen fremd. Ihr Büro ist ein kreatives Chaos, ihre Gedanken springen von einem Projekt zum nächsten. Sie inspirieren andere, können jedoch auch Verwirrung stiften.

Der Laissez-faire Führer

  • Diese Führungskraft gibt den Mitarbeitern viel Freiheit. Während dies Eigenverantwortung und Kreativität fördert, besteht die Gefahr, dass die Struktur verloren geht und wichtige Entscheidungen nicht rechtzeitig getroffen werden.

Der Workaholic

  • Für diese Chefs dreht sich alles um die Arbeit, und sie erwarten das gleiche Engagement von ihren Teams. Die Bürolampen brennen bis spät in die Nacht, und Wochenenden sind nur theoretisch frei. Diese Führungskräfte sind ständig vernetzt und immer erreichbar, jonglieren akribisch mit Projekten und Deadlines.

Der narzisstische Selbstdarsteller

  • Im Mittelpunkt steht bei diesem Typ von Chefs immer das eigene Image. Präsentationen gleichen Bühnenshows, und öffentliche Anerkennung wird zur Quelle persönlicher Bestätigung. Diese Führungskräfte lieben es, in der Presse und den sozialen Medien als das Gesicht des Erfolgs gefeiert zu werden.

Der charmante Manipulator

  • Hier haben wir es mit einem Meister der Überzeugung und Täuschung zu tun, der seinen Charme gezielt einsetzt, um seine Ziele zu erreichen. Der charmante Manipularor versteht es, Menschen für sich zu gewinnen, auch wenn er im Hintergrund die Fäden zieht. Seine Strategie basiert auf geschicktem Einfluss statt direkter Kontrolle.

Der altmodische Traditionalist

  • Altmodischer Traditionalisten setzen auf die Bedeutung von Beständigkeit. Für diese (aussterbende) Gattung "Chef" ist das analoge Faxgerät genauso wichtig wie die goldene Taschenuhr der Urgroßmutter. Er hält an bewährten Methoden fest und schätzt die Werte vergangener Zeiten mehr als Ad-hoc-Entscheidungen.

Der skrupellose Kapitalist

  • Für diese Chefs gibt es nur eine Maxime: Gewinn um jeden Preis. Ethische Überlegungen sind nebensächlich, solange die Quartalszahlen stimmen. Innovation und Expansion werden vorangetrieben, ohne Rücksicht auf Verluste, und jede Entscheidung wird mit einem kalten, berechnenden Blick auf die Rendite getroffen.

Der distanzierte Autokrat

  • Dieser Chef regiert seine Firma vom Elfenbeinturm aus und hält strikte Hierarchien aufrecht. Kommunikation verläuft top-down, und Entscheidungen werden allein getroffen. Die Mitarbeiter sind Zahlen in einem Excel-Sheet, und persönliche Beziehungen spielen kaum eine Rolle.

 

Fazit

Die Antwort auf die Frage "Sind Sie ein guter Boss?" liegt letztlich in der Synergie zwischen eigenen Werten, den Bedürfnissen des Teams und den Zielen des Unternehmens. Jeder Stil hat seine Vorzüge und Nachteile. Entscheidend ist, dass Sie authentisch bleiben und stets das Wohl aller in den Mittelpunkt stellen. 

Am Ende zeigt sich: Ein guter Boss zu sein, bedeutet mehr als bloß Zahlen und Ziele zu erreichen – es bedeutet, die integren Prinzipien nie aus dem Blick zu verlieren, und sich darauf zu konzentrieren, Menschen zu inspirieren, zu motivieren und zu unterstützen. Und: Ein guter Boss ist jemand, der empathisch zuhört, konstruktives Feedback gibt und ein förderndes Umfeld schafft, in dem Mitarbeiter ihr volles Potenzial entfalten können.

 

 

 

 

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