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Management > Mittelstand bedroht?

LBBW-Vorstand schlägt Alarm: Droht dem deutschen Mittelstand das Aus?

LBBW-Chef Neske warnt: Bürokratie und Protektionismus zwingen den deutschen Mittelstand ins Ausland. Droht der Wirtschaft der Kollaps?

(Foto: Shutterstock)

Rainer Neske, der Vorstandschef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), äußert sich im Interview mit der FAZ besorgt über die Lage des deutschen Mittelstands. Er sieht die Ursache der gegenwärtigen Herausforderungen in einer globalen Umbruchsituation, in der die Globalisierung, von der Deutschland lange profitierte, an Bedeutung verliert. Insbesondere die protektionistischen Tendenzen in den USA und China gefährden das deutsche Wirtschaftsmodell, das stark auf den Export hochwertiger Güter setzt.

Neske betont, dass die Globalisierung nicht mehr wie früher funktioniert. Länder wie China und die USA setzen zunehmend auf Eigenproduktion und Schutz ihrer heimischen Märkte. Deutschland, das stark vom Export und einer arbeitsteiligen Produktion abhängig ist, spürt die Auswirkungen dieser Entwicklung deutlich. Die Lieferketten werden regionalisiert, und die Vorteile der Globalisierung schwinden.

 

Er kritisiert zudem, dass Deutschland sich auf einem hohen „Komfortlevel“ ausruht und zu wenig tut, um Forschung, Entwicklung und Hochtechnologie im Land zu halten. „Wir machen das Gegenteil“, warnt Neske, indem er auf hohe Steuern, Bürokratie und eine Sozialgesetzgebung hinweist, die Unternehmen zunehmend belasten. Besonders betroffen ist der Mittelstand, der „still und leise“ in Schwierigkeiten gerät, da er zunehmend im Ausland investiert, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Neske beobachtet, dass viele mittelständische Unternehmen, oft in Familienbesitz, ihre Zukunftsinvestitionen nicht mehr in Deutschland, sondern im Ausland tätigen. Dies sei eine gefährliche Entwicklung, da die lokale Verbundenheit der Unternehmer abnehme und immer mehr Entscheidungen rein nach wirtschaftlichen Standortfaktoren getroffen würden.

Ein weiteres großes Problem sieht er in der überbordenden Bürokratie. Diese belastet Unternehmen stärker als die hohe Steuerlast, da sie keinen Mehrwert bringt, sondern lediglich die Komplexität erhöht. Neske fordert ein Umdenken in der Politik, hin zu weniger Regelungen und mehr Vertrauen in die Wirtschaft. Nur so könne verhindert werden, dass der Mittelstand weiter abwandert und die wirtschaftliche Basis Deutschlands erodiert.

Abschließend betont Neske, dass Deutschland noch die Chance habe, gegenzusteuern, bevor es zu spät ist. Die Unternehmen müssten im Land gehalten und die Standortbedingungen verbessert werden. Es liege nun an allen Beteiligten, „die Ärmel hochzukrempeln“ und das Land wieder stark zu machen.

Quelle: FAZ

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