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Management > Unternehmensgründer mit Migrationshintergrund

Gekommen, um zu gründen

Viele Migranten gründen in Deutschland Unternehmen, doch die Hürden beginnen bei der Kreditvergabe. Experten erklären, wo die Unternehmensgründer aufholen müssen.

Eine aktuelle Studie des IAB macht deutlich, dass viele Migranten nach Deutschland kommen mit der festen Absicht, hier ein Unternehmen aufzubauen. „Sie gründen ein Unternehmen, weil sie sich selbst verwirklichen und ihren Traum leben wollen oder einen Markt für sich entdeckt haben.“, berichtet Joel Cruz, Vorsitzender des Verbandes für Migrantenwirtschaft VMW e.V.. Für viele Einwanderer ist es jedoch eine zwingende Alternative, da die Beschäftigungsaussichten und die Bezahlung für Migranten schlechter sind als für Einheimische. Wenngleich laut BMWi Sprach- und Qualifikationshürden die wesentlichen Hemmnisse darstellen, so weiß Cruz, dass es oft an etwas anderem liegt: „Einige gründen, weil sie trotz hervorragender Qualifikationen nur Absagen erhalten. In persönlichen Gesprächen vermuten die Bewerber meist, dass es mit ihrem Namen oder sogar mit ihrem Aussehen zusammenhängt.“

Größte Hürden bei der Kreditvergabe

Dennoch treffen die Unternehmensgründer aus dem Ausland auf substantielle Hemmnisse in Deutschland. Laut Susanne Jensen, stellvertretende Vorsitzende des VMW e.V., liegen die größten Hürden bei der Kreditvergabe: „Wir hören oft Klagen von Unternehmern, dass sie keinen Zugang zu Krediten bekommen. Gerade bei Einwanderern mit lebendiger Großfamilientradition werden deswegen häufig finanzielle Mittel aus dem Familienkreis aktiviert.“  Auch Olaf Lemmingson, Leiter Internationale Business Communities, Zielbranchen bei der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH,kann diese Erfahrungen bestätigen: „Vor allem Grundbesitz im Ausland wird von hiesigen Banken nicht als Sicherheit akzeptiert.“ Er sieht hier allerdings auch Nachholbedarf bei den Unternehmensgründern: „Der Schlüssel für eine Chance auf Kreditvergabe liegt vor allem in einem sauberen Businessplan. Wenn ein schlüssiges Finanzierungskonzept und mögliche Absichtserklärungen zukünftiger Geschäftspartner vorliegen, dann sinkt für die Bank das Ausfallrisiko.“ Hier fordert auch der VMW e.V eine stärkere Vernetzung der ausländischen Unternehmensgründer.&nb

Migranten haben eine andere Gründerkultur

Die IAB-Studie belegt, dass Migranten in Deutschland genauso risiko-averse Unternehmensgründer sind wie Einheimische. Die Praxis belegt aber, dass familiärer Zusammenhalt Geschäftsrisiken abfedern kann. Olaf Lemmingson hat dies bei Unternehmensgründern aus der Türkei erlebt. „Gerade in Familienbetrieben unterstützen die Familienmitglieder sich gegenseitig. Ein solches Umfeld steigert natürlich auch die Risikobereitschaft.“

Migranten sind innovative Unternehmensgründer

Wenn behauptet wird, viele Migranten aus Drittstaaten würden in Deutschland Unternehmen gründen, um sich so ein Aufenthaltsrecht zu erkaufen, muss der Experte Lemmingson widersprechen:„Bei Unternehmensgründern aus Drittstaaten prüfen die jeweiligen Ausländerbehörden regelmäßig, wie glaubwürdig eine Unternehmensgründung ist oder ob die Person womöglich nur in den Besitz eines Geschäftsvisums kommen möchte und dafür eine Briefkastenfirma gründen will. Das kommt aber nur sehr selten vor.“
Die Frage nach den Schattenseiten einer Unternehmensgründung in Deutschland stellt sich nicht für ausländische Unternehmer. Generell werden die Gründungsaktivitäten äußerst positiv eingeschätzt. Laut IAB gewinnen ausländische Unternehmensgründer für die Finanzierung des Sozialstaats immer mehr an Bedeutung. Dies kann Joel Cruz bestätigen: „Wenn jemand seine eigene Existenz gründen möchte, dann hat dies nichts mit Schattenseiten zu tun, das Gegenteil ist der Fall. Der Staat profitiert von Existenzgründungen, erhält dadurch neue Arbeitsplätze und neue Steuereinnahmen, die in den Finanzhaushalt fließen.“