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Vergütung > Gehalt auf Luxusniveau, Leben auf Kante

Gen Z HENRYs & das Reichtumsparadox: Warum 500.000 € Gehalt nicht reich macht

High Earners, Not Rich Yet: Gen Z lebt auf Luxusniveau, doch Vermögensaufbau bleibt aus. Was hinter dem Reichtumsparadox der HENRYs steckt.

Gen Z im Aueroclub vor gelbem Sportflugzeug
Stylisch, smart, scheinbar reich: Viele Gen Z-HENRYs leben im Luxus – aber ohne Rücklagen oder Altersvorsorge. (Foto: shutterstock)

Sie verdienen ein Vermögen – und fühlen sich trotzdem arm: Willkommen in der Welt der HENRYsHigh Earners, Not Rich Yet. In der Generation Z etabliert sich gerade ein paradoxes Finanzphänomen, das weit mehr ist als ein Lifestyleproblem. Es ist ein leiser Systemalarm.

Denn wie kann es sein, dass ein 24-jähriger Selfmade-Designer mit fast einer halben Million Euro Jahreseinkommen abends in einer Mietwohnung Netflix schaut – mit Sorgenfalten über dem Kontostand?

Wer sind die HENRYs?

Wer sind die HENRYs?

H.E.N.R.Y. = High Earners, Not Rich Yet

  • Definition: Menschen mit hohem Einkommen, aber ohne Vermögensaufbau

  • Typisch: Sechsstelliges Gehalt, dennoch kein finanzielles Sicherheitsgefühl

  • Lebensstil: Luxusorientiert – Reisen, Design, Wellness statt Sparplan

  • Finanzverhalten: Viel Konsum, wenig Investition

  • Risiko: Trotz Einkommen keine Altersvorsorge, keine Rücklagen

  • Widerspruch: Von außen wohlhabend, innerlich unsicher

Was steckt hinter dem Reichtumsparadox?

Die Generation Z – also die Jahrgänge zwischen 1997 und 2012 – ist mit beispielloser digitaler Vernetzung aufgewachsen. In der Theorie bestens informiert, im Alltag dennoch oft finanziell überfordert. Das liegt nicht nur an steigenden Lebenshaltungskosten, sondern auch an einer neuen psychologischen Diagnose: Geld-Dysmorphie.

Wie beim Körperbild fühlen sich viele Gen Z'ler finanziell „nie genug“ – unabhängig vom realen Kontostand. Geld-Dysmorphie beschreibt die Diskrepanz zwischen objektiver finanzieller Lage und subjektivem Sicherheitsempfinden. Und sie hat Konsequenzen: Viele glauben, sie müssten mindestens 200.000 Dollar jährlich verdienen, um sich überhaupt „mittelschichtig“ zu fühlen.

Laut einer Bankrate-Studie gibt ein Großteil der Gen Z an, erst bei einem Jahresgehalt von rund 200.000 Dollar (ca. 174.000 Euro) ein Gefühl von finanzieller Stabilität zu entwickeln. Der Grund: Die klassischen Lebensstandards der Mittelschicht – Wohneigentum, Rücklagen, Familiengründung – sind für viele trotz hoher Einkommen in weite Ferne gerückt.

Was die Daten verraten

Ein genauer Blick in die Statistik offenbart ein überraschend homogenes Bild:

  • Durchschnittsalter: 24 Jahre

  • Durchschnittseinkommen: 565.000 Dollar (ca. 492.000 Euro)

  • HENRYs sind überdurchschnittlich oft verheiratet, männlich und gehören ethnisch häufiger zur Gruppe der asiatischen oder pazifischen Amerikaner.

  • Keiner der untersuchten HENRYs war geschieden – ein Indiz für Stabilität.

Gleichzeitig verdienen die meisten Gen Z-Angehörigen, die nicht zu den HENRYs zählen, im Schnitt gerade einmal 28.700 Dollar (ca. 24.900 Euro) im Jahr. Der Abstand innerhalb derselben Generation ist also gewaltig.

Quelle: Business Insider

Reichtum neu gedacht: Lifestyle vor Liquidität?

Was HENRYs ebenfalls kennzeichnet, ist ihr Luxus-First-Lifestyle – von Designer-Fitnessstudios über Kurztrips in Fünf-Sterne-Hotels bis zu der Vorliebe für High-End-Konsum auf Social Media. Das meiste Einkommen wird konsumiert, nicht investiert. Dabei fehlt oft weniger der Wille, sondern vielmehr das Wissen um nachhaltige Vermögensbildung.

Und so entsteht ein doppelter Trugschluss: Außen Wohlstand, innen Unsicherheit. Viele dieser jungen Topverdiener leben nach dem Motto: Ich verdiene viel, also muss ich viel ausgeben. Dass sie sich damit selbst um langfristige finanzielle Sicherheit bringen, wird erst später sichtbar – oft zu spät.

Wen es besonders stark trifft

Besonders stark trifft es die Gen Z, die als erste Generation ihre „Coming-of-Age“-Jahre inmitten multipler Krisen erlebte: Inflation, Wohnungsnot, steigende Bildungskosten und die ständige Selbstinszenierung auf Social Media schaffen eine toxische Mischung aus Leistungsdruck und Vergleichsangst.

Die Konsequenz: Ein wachsender Teil dieser jungen Leistungsträger gibt sein Einkommen fast vollständig für Konsum, Lebensstil und temporäre Annehmlichkeiten aus – anstatt für Vermögensaufbau, Altersvorsorge oder Eigenkapital.

Fazit

Die Generation Z verändert die Definition von Wohlstand. Reichtum ist nicht länger nur eine Frage des Einkommens, sondern der Resilienz, Planung und Priorisierung. Reichtum ist also kein Kontostand, sondern ein Gefühl.

HENRYs sind das Abbild einer Gesellschaft im Wandel: erfolgreich, aber verletzlich. Digital hypervernetzt – und ökonomisch oft entwurzelt.

Bleibt die Frage: Wird diese Generation aus dem Kreislauf von Konsum und Unsicherheit ausbrechen? Oder zementiert sie eine neue Realität, in der selbst ein halbes Millioneneinkommen nicht reicht, um wirklich ruhig zu schlafen?

 

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