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Personal > Kolumne

Genervt vom Business-Denglisch

In ihrer Kolumne für "Junge Wirtschaft" berichtet Jeannine Budelmann über Themen, die junge Unternehmer bewegen. Diesmal geht es um den gewöhnungsbedürftigen Sprachgebrauch vieler junger Gründer.

Jonas ist jung und dynamisch. Voller Elan und noch mehr Ideen sitzt er im Vorstand eines Vereins für junge Gründer. Gerade plant er eine größere Veranstaltung gemeinsam mit zwei anderen, etwas etablierteren Institutionen. Doch irgendwie läuft die Kommunikation nicht rund. Er hat eine Mail verschickt mit einem "Update zu unseren Themen (shorttakes)" und die Reaktion der Kooperationspartner war irgendwie unbefriedigend. Wahrscheinlich ist der Grund ganz einfach: Es lag an der Sprache. Uns stehen für unsere deutsche Kommunikation rund 500.000 Wörter zur Verfügung. Natürlich gab es immer schon Begriffe, die wir in unsere Sprache übernommen haben. Warum auch nicht? Aber ab einem gewissen Maße werden solche spontan geschriebenen, von englischen Begriffen überbordenden E-Mails unlesbar. Ein Beispiel: "Logo: In the making. Update bis nächste Woche". Kann man machen. Ich kann aber nachvollziehen, wenn ein Adressat über solche Sätze nur den Kopf schüttelt. Speziell dann, wenn in den deutschsprachigen Passagen einer solchen E-Mail grundlegende Rechtschreibregeln missachtet werden. Bin ich eine Pedantin? Vorgestrig? Ich glaube nicht. Nicht ohne Grund gibt es Bullshit-Bingo (auch ein herrlicher Denglisch-Begriff) mittlerweile für digitale Besprechungen.

Achtsamkeit im Umgang von Angliszismen

Jonas wäre sicherlich ab und an Protagonist eines solchen Bingo-Spiels, wenn die E-Mails in ein digitales Gespräch transferiert würden. Das Schlimme ist: Es ist völlig egal, wie kompetent er ist. Seine Gegenüber reduzieren ihn auf diesen seltsamen Sprachgebrauch, nach außen kann sehr schnell der Eindruck entstehen, dass sich Inkompetenz hinter englischen Worthülsen versteckt. So zumindest äußerte sich eine der Adressatinnen besagter Mail mir gegenüber. Sollen wir nun alle englischen Begriffe vermeiden, uns distinguiert artikulieren und damit signalisieren, welcher intellektuellen Sphäre wir zuzuordnen sind? Sicherlich nicht. Aber etwas mehr Achtsamkeit im Umgang mit Anglizismen kann nicht schaden. Im Zweifel macht das die Kommunikation sehr viel einfacher und wir können uns auf Inhalte konzentrieren, statt aufs Bingo-Spielen.

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