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Management > Saisongeschäft

Hochsaison für Lebkuchen-Schmidt

Jetzt ist sie so richtig da, die Adventszeit: Die erste Kerze am Adventskranz darf diese Woche angesteckt werden. Für die rechte Weihnachtsstimmung sorgen auch viele mittelständische Betriebe. Das Saisongeschäft birgt allerdings seine besonderen Herausforderungen. So organisiert das Traditionsunternehmen Lebkuchen-Schmidt sein Saisongeschäft.

Jetzt ist sie so richtig da, die Adventszeit: Die erste Kerze am Adventskranz darf diese Woche angesteckt werden. Für die rechte Weihnachtsstimmung sorgen auch viele mittelständische Betriebe. Das Saisongeschäft birgt allerdings seine besonderen Herausforderungen. Damit die Bänder beim Nürnberger Familienbetrieb Lebkuchen Schmidt bis zur Weihnachtssaison nicht stillstehen, produziert das Unternehmen während des Jahres Gebäck und sorgt so für eine Grundauslastung. Ganzjährig beschäftigt der Betrieb 250 Mitarbeiter. Für die Weihnachtssaison werden bis zu 600 zusätzliche Mitarbeiter rekrutiert. Dabei kann das Unternehmen auf einen Stamm von Arbeitskräften zählen, die teilweise schon seit Jahrzehnten in der Vorweihnachtszeit zu Lebkuchen-Schmidt kommen. Saisonmitarbeiter werden in Nürnberg per Zeitungsannonce gesucht. Im Frischebereich ist nur eine zeitnahe Produktion möglich, deswegen laufen die sechs Backlinien vor Weihnachten richtig heiß, drei Millionen Lebkuchen werden dann pro Tag im 3-Schicht-Betrieb gebacken.

Die Saisonarbeiter sind aber längst nicht alle in der Fertigung tätig. Über 100 Mitarbeiter sind im Call Center von Lebkuchen-Schmidt beschäftigt, um Bestellungen entgegenzunehmen. Das Unternehmen lebt vom Direktkundengeschäft und Versand. „Wir stellen Sendungen für Privatkunden und für Firmenkunden zusammen“, erklärt Geschäftsführer Thomas Wrede. „Möchte ein Kunde beispielsweise unsere Festtagstruhe zu Freunden in den USA schicken, kann er uns eine Grußkarte und z.B. ein handgestricktes Paar Socken schicken, wir packen alles zusammen und senden es an den Empfänger.“ Auch Firmenkunden, die dem Unternehmen eine Liste von 1.000 Adressen schicken, an die sie ein Produkt in einer Dose mit individueller Beschriftung und einem Werbeflyer schicken möchten, bedient Lebkuchen-Schmidt. Das erfordert viel händische Arbeit, zum Nikolaustag und an Weihnachten verlassen rund 25.000 Sendungen pro Tag das Gelände des Lebkuchenproduzenten.

 

Aber nicht nur in Nürnberg, sondern in ganz Deutschland findet man Saisonkräfte von Lebkuchen-Schmidt. „Während der Vorweihnachtszeit betreiben wir deutschlandweit 120 Saisonläden“, erklärt Wrede. 80 Prozent der Kräfte, die diese Läden betreiben, sind schon seit Jahren bei dem Nürnberger Unternehmen. Die Läden einzurichten ist allerdings ein Kraftakt: Nur etwa sechs Wochen hat ein Einsatzteam Zeit, die Läden einzurichten, auszustaffieren, zu dekorieren und mit Ware zu bestücken.

Die Läden mietet der Süßwarenhersteller während der Wintermonate an und kann auch hier auf langjährige Kontakte zurückgreifen: „Unsere Saisonläden sind während der Sommermonate Eisdielen“, verrät Wrede. Trotz der Anstrengung ist er überzeugt: „Dass Lebkuchen ein Saisonartikel sind, ist doch gut. Würde es sie das ganze Jahr über geben, würden sie im ohnehin schon viel zu vollen Süßwarenmarkt untergehen.

Als größte Herausforderung empfindet Geschäftsführer Wrede es, die Rohstoffe richtig zu disponieren und über Kontrakte abzusichern. 80 Tonnen Rohware verarbeiten die Nürnberger vor Weihnachten täglich nach umfangreichen Kontrollen im eigenen Betriebslabor. Für die Lebkuchenbackerei sind Kuvertüre, Nüsse, Honig, Mehl, Zucker, Eiprodukte und Gewürze nötig. Nur Mehl, Kuvertüre und Zucker können in Silos gelagert werden, die anderen Zutaten müssen Just in Time geliefert werden. Und kaum ein Rohstoff ist einfach zu kaufen: „Durch eine neue Zuckerverordnung gab es hohe Preisschwankungen beim Zucker“, erzählt Wrede. „Beim Kakao sind auch häufig spekulative Einflüsse zu beobachten und die Nussernte ist stark vom Wetter und politischen Einflussfaktoren abhängig.“ Tendenziell sind die Rohstoffe deutlich teurer geworden. Auch Gebäckhersteller Lambertz hat erst kürzlich Preissteigerungen wegen der Preisentwicklung auf den Rohstoffmärkten angekündigt, denn in den letzten beiden Jahren seien die Preise für Zucker um 30 Prozent, die für Mehl um 58 Prozent und die für Butter sogar um 73 Prozent gestiegen. „Ein Restrisiko bleibt immer“, sagt Wrede.

Preissteigerungen sind nur sehr schwer an die Kunden weiterzuleiten. Deswegen beobachten wir die Rohstoffpreise permanent und planen schon jetzt für die nächste und übernächste Saison.“ Stichtag ist für ihn die Süßwarenmesse in Köln: “Da muss die Kalkulation für die kommende Saison gelaufen sein, weil wir dort in Kontraktgespräche gehen.“ Lebkuchen Schmidt steht laufend im Kontakt mit den Lieferanten.

Bis zu zwei Jahren sichert sich das Unternehmen bestimmte Mengen und Preise, mindestens aber für die nächsten sechs Monate soweit möglich. Um von den anziehenden Preisen nicht überrollt zu werden, möchte das Unternehmen auch in Zukunft immer effizienter werden. In diesem Jahr begann der Lebkuchenproduzent eine Erweiterung der Produktionsfläche um 6.000 Quadratmeter. Ziel ist es, die Produktionslinien zu verlängern und kürzere Tansportwege zu erreichen. In der Hochsaison wird das allerdings nicht abgeschlossen. Daran arbeiten die Nürnberger wieder verstärkt, wenn alle Lebkuchen verkauft sind.