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Personal > Studienabbrecher als Azubis

„Ich war froh, dass mein Studium endlich vorbei war“

13 Semester und einen Studienwechsel hat es gedauert, bis sich Christian Sahner eingestand, dass ein Studium für ihn nicht die richtige Wahl ist. Er machte stattdessen eine Berufsausbildung und wurde innerhalb kürzester Zeit zur Führungskraft im Unternehmen. Ein Erfahrungsbericht.

Herr Sahner, für Sie stand schon früh fest, dass Sie nach dem Abitur studieren wollen. Andere Alternativen – etwa eine Berufsausbildung – kamen für Sie nicht in Frage. Weshalb? 

Meine Eltern sind beide Akademiker und haben von mir regelrecht erwartet, dass auch ich studiere. Etwas anderes stand damals nicht zur Debatte. Daher habe ich mich auch nie mit Ausbildungsmöglichkeiten beschäftigt, sondern mich bei der RWTH Aachen für ein Maschinenbaustudium eingeschrieben. Mit einem abgeschlossenen Studium haben meine Eltern und ich für mich die besten Berufsperspektiven gesehen.

Einen Abschluss haben Sie allerdings nicht gemacht, sondern nach fünf Semestern abgebrochen. Was war das Problem? 

Der Praxisanteil war für mich einfach zu gering. Ich hatte das Gefühl, dass meiste nur zu lernen, um darauf aufbauend weiteres lernen zu können. Es ging aber nur selten darum, das Gelernte auch wirklich anwenden zu können. Das hat mir gefehlt, und daher habe ich irgendwann entscheiden, die Reißleine zu ziehen.

 

Wie ging es dann weiter? 

Zunächst einmal habe ich Hilfstätigkeiten ausgeübt. Ich habe beispielsweise kurzzeitig in einem Großlager gearbeitet und Ware sortiert. Schnell habe ich aber gemerkt, dass mich das nicht ausfüllt und ich gern etwas machen würde, wo mein Geist mehr gefordert ist. Daher habe ich mich an der FH Aachen erneut für Informatikstudium eingeschrieben.

 

Wieso haben Sie sich zum zweiten Mal für ein Studium entschieden? 

Die Fachhochschulen haben allgemein den Ruf, praxisnäher als Universitäten zu sein. Da ich mit meiner Fachwahl zufrieden war, hatte ich die Hoffnung, dass es diesmal besser läuft. Mit einer Ausbildung als Alternative hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht beschäftigt.

Nachdem sie festgestellt hatten, dass es auch an der FH in Aachen für Sie zu theorielastig war, haben Sie sich dann über Berufsausbildungen informiert. Wie kam es dazu? 

In Aachen gibt es das Projekt „Switch 2.0“, das Hochschüler, die mit ihrem Studium unzufrieden sind oder es bereits abgebrochen haben, berät, welche Ausbildungsmöglichkeiten es gibt, und Kontakt zu Unternehmen vermittelt, die Auszubildende suchen. So habe ich den Softwareentwickler Gypsilon kennengelernt. Dort gab es die Möglichkeit, eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung zu machen. Schnell habe ich gemerkt, dass eine Ausbildung gut zu mir passen würde und mir die familiäre Atmosphäre in dem Unternehmen gefällt. 

Wer Abitur hat, kann die Ausbildungszeit verkürzen. Haben Sie das gemacht? 

Ja, statt in 36 Monaten habe ich meinen Abschluss in der Hälfte der Zeit gemacht. Dafür habe ich eine spezielle Berufsklasse besucht, in der wir die Lehrinhalte kompakter vermittelt bekommen haben. Das war schon ein straffer Zeitplan, aber ich habe von meinen Erfahrungen im Studium profitiert. 

 

Besonders gut gefallen hat mir, dass zur Verkürzung auch gehört hat, dass ich vier statt drei Tage die Woche im Unternehmen gearbeitet und gelernt habe. Dadurch war der Praxisbezug, der mir lange gefehlt hat, hoch. Ich konnte viel programmieren und mir eigenständig Lösungen für konkrete Probleme überlegen. In diesen Momenten habe ich besonders gemerkt, wie froh ich war, dass mein Studium vorbei war.

Wie Unternehmen Studienabbrecher für eine Ausbildung in ihrem Betrieb gewinnen können, können Sie in der April-Ausgabe von „Markt und Mittelstand“ nachlesen. Hier können Sie das Heft bestellen oder abonnieren.

 

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Sie habe Ihre Ausbildung mit hervorragenden Noten abgeschlossen, sind inzwischen Teamleiter Entwicklung und Bestand bei Gypsilon und kümmern sich zudem noch um die Azubis im Unternehmen. Einige von ihnen sind ebenfalls Studienabbrecher. Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit den ehemaligen Hochschülern gemacht? 

Die Lebensläufe der einzelnen Azubis sind recht unterschiedlich. Manche haben nur wenige Semester studiert und kaum Erfahrung, andere, wie ich, haben sehr lange studiert und daher viele Vorkenntnisse. Eines haben sie aber gemeinsam: Sie sind alle sehr motiviert und wollen ihre Ausbildung unbedingt erfolgreich abschließen. Wir sind daher sehr zufrieden mit den Studienabbrechern und sind überzeugt, dass sie uns dabei helfen werden, den Fachkräftemangel in unserer Branche zu lindern.

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