Krankenstand auf Rekordhoch
Der Krankenstand in deutschen Unternehmen bewegte sich 2011 auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren – Tendenz steigend. Unternehmen müssen durch Prävention gegensteuern.
Mit 3,6 Prozent lag der Krankenstand im vergangenen Jahr 0,2 Prozentpunkte über dem Ergebnis aus 2010. Insbesondere psychische Erkrankungen nehmen weiter zu: Der Anteil dieser Krankheitsgruppe am Krankenstand hat sich in den zurückliegenden 15 Jahren auf aktuell 13,4 Prozent mehr als verdoppelt. Das geht aus dem Gesundheitsreport 2012 der DAK hervor. „Die Belegschaften sind schon heute durchschnittlich älter als vor zehn Jahren. Ältere Mitarbeiter sind seltener krank als Jüngere, dafür aber deutlich länger“, erklärt Herbert Rebscher, Chef der DAK-Gesundheit den demografischen Effekt. Im Durchschnitt war ein DAK-Versicherter 2011 13,2 Kalendertage krankgeschrieben. Die gute Nachricht: Mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen Versicherten (52,2 Prozent) meldete sich gar nicht krank.
Schwerpunkt Herzinfarkt
Im Mittelpunkt des Reports steht der Zusammenhang von Herzinfarkt, Job-Situation und psychischen Belastungsfaktoren. Dafür wurde eine repräsentative Befragung von über 3000 Berufstätigen durchgeführt. Ergebnis: Knapp jeder zehnte Befragte leidet unter einer sogenannten beruflichen Gratifikationskrise. Diese besondere Form von arbeitsbedingtem Stress entsteht, wenn für Beschäftigte die Belohnung nicht mehr im Verhältnis zu ihrer Anstrengung steht. Für diesen Personenkreis besteht ein mehr als doppelt so hohes Herzinfarktrisiko. „Je größer Selbstbestimmung und Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz sind, um so weniger tritt dieses Problem auf“, sieht Rebscher Handlungsbedarf in den Betrieben. Denn Angestellte sind stärker betroffen als Selbstständige und Freiberufler. Überraschend: Betriebliche Zielvereinbarungen, bei denen Verantwortung für messbare Arbeitsergebnisse auf Beschäftigte übertragen wird, führen nicht zu mehr Gratifikationskrisen.
Stressfaktoren
Arbeitsbedingter Stress hat viele Ursachen: Jeder fünfte Befragte fühlt sich stark oder sehr stark durch Zeitdruck aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens belastet. Fast ebenso häufig werden als Stressoren Unterbrechungen und Störungen des Arbeitsablaufs angegeben. Mit jeweils knapp zehn Prozent werden auch Verantwortung bei der Arbeit, widersprüchliche Anweisungen von zwei oder mehr Personen – etwa von Kunden und Vorgesetzten - sowie die häufige Notwendigkeit für Überstunden als (sehr) stark belastend empfunden. Rebscher vermutet einen Zusammenhang zwischen den wachsenden Beanspruchungen mit den zunehmenden Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden. Nur 16 Prozent der Befragten fühlen sich beim Kampf gegen den Stress von ihrem Arbeitgeber unterstützt. Dabei wächst bei vielen Unternehmen das Interesse, erfahrene Mitarbeiter möglichst lange im Betrieb zu halten. „Betriebliches Gesundheitsmanagement ist dafür essentiell“, sagt Rebscher. „Das fängt bei jungen Beschäftigen an und hört nicht bereits bei 55-Jährigen auf.“
Quelle: DAK, Markt und Mittelstand