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Personal > Fachkräftemangel

Kußmaul: „Wir können es uns nicht leisten, ein Hidden Champion zu sein“

Viele Firmen haben in Zeiten des Fachkräftemangels Probleme, ihre offenen Stellen zu besetzen. Im Wettstreit um Bewerber kommt es auch auf die Sichtbarkeit des Unternehmens an. Der schwäbische Mittelständler Kußmaul setzt bei der Fachkräftesuche unter anderem auf Fußball.

Wer nach Automobilherstellern und Maschinenbauern sucht, der ist in der Region um Stuttgart genau richtig. Hier sitzen nicht nur weltbekannte Unternehmen wie Daimler, Trumpf oder Porsche sondern auch zahlreiche kleine mittelständische Betriebe. Eines davon ist die Manufaktur Kußmaul. 

Der Mittelständler hat im Moment 45 Mitarbeiter und beliefert unter anderem Audi und Bugatti. Die Geschäfte beim Spezialisten für Oberflächenbearbeitung laufen gut, das Unternehmen könnte weitere Fachkräfte einstellen. Doch dafür braucht es geeignete Kandidaten. „Wir beliefern unsere Kunden mit Premiumprodukten für Luxusgüter“, sagt Geschäftsführer Bernd Kußmaul. „Da müssen und wollen wir großen Wert auf die Qualität unserer Produkte legen.“

Den Standort im Autoland Baden-Württemberg bezeichnet Kußmaul als „Segen und Fluch zugleich“. Auf der einen Seite profitiert der Mittelständler von der guten Infrastruktur in der Region und den kurzen Wegen. Das Unternehmen beliefert seine Kunden aus der Automobilindustrie etwa mit hochwertigen Armaturen und Zierleisten. Dafür arbeitet es mit mehr als 200 verschiedenen Lieferanten zusammen, die größtenteils aus dem Großraum Stuttgart stammen. „Wir profitieren stark von unserem guten Netzwerk“, sagt der Geschäftsführer.

Auf der anderen Seite haben es mittelständische Betriebe bei einer derart großen Dichte an Unternehmen in der Region schwer, Fachkräfte für sich zu gewinnen. „Großunternehmen wie Bosch oder Daimler sind einfach bekannter als wir“, sagt Kußmaul. Dementsprechend bewerben sich Arbeitsuchende eher bei den Konzernen als im Mittelstand. 

Zusammenarbeit bei der Suche

Um Arbeitskräfte zu erreichen, versucht Kußmaul, seine Bekanntheit bei potentiellen Bewerbern zu erhöhen. „Wir können es uns nicht leisten, ein Hidden Champion zu sein“, sagt der Geschäftsführer. „Wir müssen sichtbar sein.“ Dafür setzt er Mittelständler unter anderem auf den Sport. Seit 2009 arbeiten drei Fußballvereine aus der Region zusammen und bilden gemeinsame Jugendteams unter dem Namen BSB Berglen. Zu dem Netzwerk gehören neben den Sportvereinen inzwischen etwa 20 Unternehmen, die den Spielern Praktika und Ausbildungsplätze anbieten und somit neue Fachkräfte gewinnen wollen. 

Bernd Kußmaul war einer der Gründer des Fördervereins des Projekts und ist zudem einer der Sponsoren von BSB Berglen. Mittlerweile sind über 50 Spieler bei einer der Firmen untergekommen, manche von ihnen bei Kußmaul. „Einige der Spieler sind inzwischen Maschinenbautechniker bei uns“, erzählt der Geschäftsführer. „Das ist wirklich eine tolle Erfolgsgeschichte.“ 

Solche Projekte und die damit einhergehende Bekanntheit alleine können den Fachkräftemangel im Mittelstand freilich nicht lösen. Damit sich die Bewerber lieber für den Mittelständler statt den Konzern entscheiden, muss dieser einiges bieten. Denn die Großunternehmen können im Zweifelsfall die höheren Gehälter zahlen. 

Kußmaul will bei den Arbeitskräften mit flachen Hierarchien punkten. „Bei uns können die Mitarbeiter viel früher als bei Konzernen Verantwortung übernehmen und bei Projekten eigene Impulse setzen“, sagt der Geschäftsführer. Die Angestellten erhalten zudem jedes Jahr ein „Testgeld“ von bis zu 1500 Euro mit dem sie beispielsweise neue Materialen bestellen können, um dann mit ihnen zu experimentieren. Rechenschaft über die Verwendung des Geldes müssen sie beim Chef keine leisten. „Unsere Mitarbeiter können sich hierbei vollkommen frei bewegen.“

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