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Management > Wenn die Familie zu groß wird

Macher: Philippe und Richard Grohe

Erst nur Armaturen, jetzt auch Gebäudedienstleister: Die Grohes haben sich ­beruflich verändert. Aus Unternehmern werden Investoren.

Zwei, die den Wandel vorantreiben: Richard Grohe (l.) entscheidet über Beteiligungen der Syngroh Capital, Bruder Philippe ist für Design bei Hansgrohe zuständig.Bildquelle: judithwagner.com

Die Generation Enkel kann vieles mit dem Betrieb machen, den der Großvater gegründet hat: fortführen, erneuern, verkaufen, erledigen. Eine der bekanntesten deutschen Unternehmerfamilien, die einiges schon probiert und sich zu einer Mischung aus fortführen und erneuern durchgerungen hat, lebt im Schwarzwald mit vier amtierenden Enkeln und 14 Urenkeln in den Startlöchern. Genauer: Einige leben und arbeiten hier rund um Schiltach. Die Familie trägt den Namen Grohe.

Wer trotz Energienotstand hin und wieder duscht oder sich an Armaturen zu schaffen macht, dem ist die Marke Hansgrohe garantiert begegnet. Man ist Weltmarktführer hier im Schwarzwald, wo Opa erst die Dusche kultivierte und dann ein halbes Jahrhundert später die Duschstange erfand, die noch heute wegen ihres schlichten, aber unübertroffenen Nutzwertes im Unternehmen als Geniestreich des Alten gefeiert wird. 

Doch obwohl damit sozusagen die Olympioniken der Badezimmerkultur aus dem Dörfchen an der Kinzig stammen, war es keine ausgemachte Sache, dass das Unternehmen auch florierend in den Händen der Familie bleibt. „Manchmal ist die Firma zu groß für die Familie, und manchmal ist die Familie zu groß für die Firma“, sagt Richard Grohe, einer der vier amtierenden Enkel.

Das wird beim Blättern in der Familienchronik deutlich. Großvater Hans hat drei Mal geheiratet, eine muntere Kinderschar unterschiedlichen Alters zeugt auch von dieser Lebensleistung. Ein Nachkomme, Friedrich mit Vornamen, machte sich 1936 selbständig, übernahm einen kleinen Metallverarbeiter im Sauerland, gab ihm seinen Namen und machte ihn später als Grohe groß. Sein jüngster Nachkomme, Klaus mit Namen, übernahm 1968 die Geschäftsführung der Hans-Grohe-Gesellschaft, führte die Badmarke Hansgrohe ein und entwickelte das Unternehmen über Jahrzehnte zum Design- und Innovationsführer. 

Zwischen 1985 und 2003 veräußerten mehrere Familienstämme ihre Anteile Schritt für Schritt an das US-Unternehmen Masco. „Organversagen“ nennt Richard Grohe das, was damals passiert ist. Der Familienstamm Klaus Grohe allerdings behielt seine Unternehmensanteile von knapp 32 Prozent. Die Familie zog sich 2016 aus dem operativen Geschäft von Hansgrohe in den Aufsichtsrat zurück. 

Damit so ein Fauxpas nicht noch einmal passiert, gründeten die Enkel ihre Syngroh-Beteiligungsgesellschaft. Sie bündelt die von der Familie gehaltenen Anteile an Hansgrohe und spricht – jedenfalls nach außen – mit einer Stimme. Nach innen wird diskutiert – „und das nicht nur unter uns Brüdern. Auch die Next Generation bringt sich mit ihren Vorstellungen ein“, sagt nun Philippe Grohe, der bislang die Ausführungen seines Bruders mit einem „Ich hör’ dir gut zu“ verfolgt hat. 
 

2017 haben die Enkel die Syngroh-Tochter Syngroh Capital gestartet, eine Beteiligungsgesellschaft, die etwa ein Drittel des Familienvermögens außerhalb von Hansgrohe anlegen soll. Sie investiert im weitesten Sinne in Haustechnik, denn: Davon habe man ja Ahnung, und außerdem boome der Bereich in Zeiten der Energiewende. Das soll Gewinn abwerfen. Aber es soll auch für die nächste Generation ein Betätigungsfeld eröffnen. Wer von den Urenkeln, deren ältester Vertreter auch schon 30 Jahre alt ist, es will, kann in Beteiligungen wie dem Gebäudedienstleister KMLS oder dem Presswerkzeughersteller Novopress Erfahrungen sammeln. Wobei aber klar sein muss, was Philippe Grohe so ausdrückt: „Per Nachname hast du nicht automatisch die Kompetenz.“

Die Enkelgeneration ist damit vom Unternehmer zum Investor geworden. Es ließe sich auch sagen: vom Patriarchen zur Heuschrecke. Aber das würde nicht stimmen. Von Vater Klaus Grohe, der am 3. April 86 Jahre alt wird, existieren Fotos am Esstisch mit Kollegen. Er sieht sich als Familienmitglied, vielleicht auch als deren Oberhaupt. „Wir wollen einen Wertbeitrag liefern über Geld hinaus“, sagt Richard Grohe, der über die Investitionen bei Syngroh Capital entscheidet. 

„Wir glauben, dass wir zur Kultur der Beteiligungsunternehmen etwas beitragen können“, fügt Philippe hinzu. Als ehemaliger Markenchef der Luxusdesignmarke Axor und Zuständiger fürs Designmanagement bei Hansgrohe ist er so etwas wie der Feingeist in der Familie. Geht das immer gut? Die beiden Brüder schauen sich an. „Wir hatten uns schon im Schwitzkasten“, sagt Richard. Wer wen, gibt er nicht preis und überhaupt: Es klingt, als sei das wirklich lange her.
 

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