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Personal > Kommentar

Machtwechsel am Arbeitsmarkt: Arbeitgeber gewinnen die Oberhand

Bald drei Millionen Arbeitslose und immer weniger freie Stellen: Der „Arbeitnehmermarkt“ scheint sich zu drehen. Bewerber müssen länger suchen und können sich weniger wünschen. Doch hält das an? Eine Analyse.

Vom Bewerbermarkt zum Arbeitgebermarkt: Machtverschiebung im Jobsektor (Foto: shutterstock)

Arbeitsmarkt im Wandel: Vom Arbeitnehmer- zum Arbeitgebermarkt

Um den Arbeitsmarkt zu verstehen und Trends vorauszuahnen, braucht es mehr als die Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Die Zahl der geschalteten Stellenanzeigen lassen darauf schließen, ob und wenn ja wo in naher Zukunft eingestellt wird. Und es gibt immer wieder Umfragen, wobei die in der Regel unter den großen Konzernen und Familienunternehmen gemacht inklusiver möglicher Verzerrungen. Doch die Ergebnisse sind sehr eindeutig: Nur sehr wenige Unternehmen wollen in diesem Jahr mehr Beschäftigte neu einstellen als 2024.

Haben deutsche Unternehmen wegen des Fachkräftemangels noch kräftig neue Beschäftigte gesucht, zeigt man sich nun vorsichtig. Irgendwann musste die schwache Konjunktur ja auf den Arbeitsmarkt durchschlagen, könnte man sagen. Und wir laufen nicht ohne Grund auf drei Millionen Arbeitslose zu – auch wenn weiter sehr viele Stellen unbesetzt bleiben: Ende 2022 waren knapp zwei Millionen Stellen in der Wirtschaft unbesetzt, jetzt sind es nur noch 1,3 Millionen. Dennoch ist das eine sehr hohe Zahl im langfristigen Vergleich.

Düstere Aussichten: Unternehmen planen Stellenabbau

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln hat ermittelt, das 38 Prozent der Firmen in Deutschland Stellen abbauen wollen – so schlechte Zahlen gab es nur 2009 während der Finanzkrise und 2020 zu Beginn der Coronapandemie. Auch wenn sich das so schnell nicht bessern dürfte: Es wäre ein Fehler, nicht rechtzeitig dem Personalmangel von morgen vorzubeugen. Er wird wieder kommen. Zwar haben in den vergangenen Jahren Mitarbeiter auf Vorrat eingestellt. In der Industrie mag das partiell ein Fehler gewesen sein, aber in diversen Branchen sollten HRler daran festhalten. In den nächsten 15 Jahren gehen dem deutschen Arbeitsmarkt sieben Millionen Beschäftigte verloren, weil die Boomer in Rente gehen. Und das sind überproportional viele Facharbeiter. Es bleibt auf Dauer strukturell ein Arbeitnehmermarkt.

Konsequenzen für Bewerber: Längere Suche, weniger Wünsche

Aus Sicht von Bewerbern und Beschäftigten sollte dennoch klar sein: Ein wenig vorsichtiger gilt es auf dem deutschen Arbeitsmarkt schon zu agieren. Die Machtverhältnisse verschieben sich wieder zugunsten der Unternehmen. Die Job-Plattformen messen, dass Bewerber aktiver und länger nach einem neuen Job suchen müssen. Und sie werden ihre langen Wunschlisten nicht mehr so gut los. Je nach Branche gilt das sogar auch für Top-Fach- und Führungskräfte. In der Industrie und auf dem Bau ist längst Blues.

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