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Wie ein mutiger Kulturwandel bei Melitta zur Erfolgsgeschichte wurde

Die Melitta Gruppe setzt auf Next Entrepreneurship: Katharina Roehrig erklärt, wie ein Kulturwandel dazu beitragen kann, der digitalen und nachhaltigen Transformation mutig zu begegnen.

Portrait Katharina Roehrig, Melitta
Katharina Roehrig hat Volkswirtschaft und Geisteswissenschaften studiert. Sie verantwortet als Geschäftsführerin Kommunikation und Nachhaltigkeit für die Melitta Gruppe. (Foto: Stefan Freund)

Katharina Roehrig

Katharina Roehrig hat Volkswirtschaft und Geisteswissenschaften studiert. Sie verantwortet als Geschäftsführerin Kommunikation und Nachhaltigkeit für die Melitta Gruppe.

Katharina Roehrig, Geschäftsführerin für Kommunikation und Nachhaltigkeit bei der Melitta Gruppe, hat sich einen Namen im Bereich des Kulturwandels in Unternehmen gemacht. Ihr Ziel ist es, Offenheit, Neugier und Mut zur Veränderung zu fördern, um den Herausforderungen der digitalen Transformation und nachhaltigen Entwicklung zu begegnen. Markt und Mittelstand sprach mit Katharina Roehrig übergezielte Kommunikationsstrategien, innovative New-Work-Konzepte und warum Melitta Bentz zu dem erfolgreichen Kulturwandel entscheidend beigetragen hat. 

 

INTERVIEW

Frau Roehrig, neben ihren eigentlichen Schwerpunktthemen Kommunikation und Nachhaltigkeit beschäftigen Sie sich seit vielen Jahren mit dem Kulturwandel in Unternehmen. Warum?

Aus einem sehr einfachen Grund: Die Haltung und das Verhalten von Führungskräften und Mitarbeitenden spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg des Unternehmens. Und das gilt heute mehr denn je. Denn Denkweisen und Überzeugungen tragen wesentlich dazu bei, ob Veränderungen überhaupt wahrgenommen werden und wie auf Neues reagiert wird – und damit auch auf neue Anforderungen, Herausforderungen und Geschäftschancen.  

Warum ist das heute noch viel wichtiger als früher?

Weil sich Unternehmen heute in größerer Geschwindigkeit anpassen müssen. Insbesondere die Digitalisierung, aber auch die nachhaltige Entwicklung erfordern, dass wir uns ständig weiterentwickeln und lernen müssen, tiefgreifende Veränderungen als Dauerzustand zu begreifen. Hinzu kommen die Auswirkungen zahlreicher Megatrends sowie erhebliche demografische und geopolitische Umbrüche bis hin zu Krisen und Pandemien. Von der Fähigkeit, mit diesen Veränderungen konstruktiv umzugehen, hängt nach meiner Überzeugung in hohem Maße die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und ihren Geschäfts­modellen ab.

Wie erreicht man eine derartige Herangehensweise?  

Indem man Offenheit, Neugier und Mut zur Veränderung fördert. Neues sollte weniger als Bedrohung, sondern als mögliche Bereicherung, Verbesserung und Chance gesehen werden. Das setzt eine positive Einstellung zur Zukunft, den Willen und die Offenheit zur Gestaltung voraus und vor allem die Überzeugung, dass jeder von uns einen relevanten Impact erzeugen, beziehungsweise seinen Beitrag leisten kann.  

Und wie erreichen Sie das ganz konkret?

Zunächst einmal haben wir bei der Melitta Gruppe einen großen Vorteil, denn wir haben ein herausragendes Vorbild: Melitta Bentz, die Gründerin unseres Unternehmens. Sie war angetrieben von einer großen Leidenschaft für Innovationen und einem starken Willen, diese auch zum Erfolg zu führen. Trotz aller Widerstände, die ihr als Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts sicherlich begegnet sind, war sie geprägt von Optimismus und einer konsequent zukunftsorientierten Haltung. Ein derartiges Vorbild zu haben, hilft sehr – zum Beispiel, wenn es darum geht, Werte zu definieren, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu etablieren und sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was uns ausmacht und wie wir sein, beziehungsweise handeln wollen.

Aber ein Vorbild zu haben, reicht ja noch nicht.  

Nein, natürlich nicht. Deshalb haben wir uns zu Beginn unseres Kulturwandelprozesses vor rund zehn Jahren zunächst intensiv mit unseren Werten beschäftigt und uns gefragt: Was macht uns aus, was hat uns in der Vergangenheit stark gemacht, was treibt uns für die Zukunft an? Darauf aufbauend haben wir vieles angestoßen, um unsere Haltung noch stärker sichtbar werden zu lassen. Hierbei ging es um Selbstreflexion, Feedback- und Dialogkultur, aber auch darum, über die Bereichsgrenzen intensiver miteinander in den Austausch zu gehen, um gemeinsam Themen ­besser angehen zu können.  

Von anderen Unternehmen hört man häufig, dass sie vor allem Workshops durchführen, um den Kulturwandel voranzutreiben.

Workshops und ähnliche Formate sind zweifellos wichtig, um Handlungsbedarf zu ermitteln und gemeinsame Erfahrungen zu schaffen. Aber es müssen auch Taten folgen – und ganz viel Kommunikation. Und daher stehen Zukunftsthemen und die Transformation unserer Unternehmensgruppe seit vielen Jahren im Mittelpunkt unserer Kommunikationsstrategie. Wir arbeiten zudem immer wieder mit Zukunftsexperten zusammen, regen entsprechende Dialoge innerhalb der Melitta Gruppe an und legen großen Wert darauf, über eine gezielte Kommunikation unsere Mitarbeitenden zu unseren neuesten Innovationen und Projekten abzuholen und in der Tiefe vertraut zu machen.

Welche Rolle spielen dabei New-Work-Konzepte?

Sie sind ein wichtiger Teil der Zusammenarbeitskultur. Denn natürlich haben Zusammenarbeitsmodelle und räumliche sowie technische Infrastrukturen großen Einfluss auf die Denk- und Handlungsweisen. Daher passt es wunderbar, dass ich mit meinem Bereich auch für CREM zuständig bin. So können wir unsere Unternehmensbereiche bei den Ideen und in der Umsetzung unterstützen. Ganz egal, ob das in Brasilien, Witten oder hier vor Ort in Minden ist. Bei jeder Umsetzung lernen wir und versuchen das nächste Projekt, den nächsten Umbau zu optimieren. Darüber hinaus beschäftigen wir uns intensiv mit den aktuellen und zukünftigen Anforderungen an die Flächen und passen unsere Konzepte stetig an.  

So steigern Sie gleichzeitig die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Unsere Mitarbeitende intensiv in die Konzepte einzubeziehen, zeigt auf jeden Fall viel Eigeninitiative und Spaß an den Projekten. Mitzugestalten, Teil des Ergebnisses zu sein – das macht für viele einen entscheidenden Unterschied.  

Wenn andere mittelständische Unternehmen Sie um Rat fragen würden: Was würden Sie ihnen sagen, damit ihr Kulturwandel gelingt?

Zunächst ist es wichtig, die Ist-Situation klar und möglichst objektiv zu analysieren. Hier hilft es oft, externe Experten hinzuzuziehen. Hat man eine Vorstellung davon, wohin die Reise gehen soll, ist es ratsam, nicht nur die Geschäftsführungen und Führungskräfte aller Unternehmensbereiche einzubeziehen, sondern auch die Mitarbeitenden – denn am Ende funktioniert es nur gemeinsam. Und Transparenz und Kommunikation spielen eine große Rolle – neben Beharrlichkeit und Geduld. Denn alte Gewohnheiten zu ändern, kostet viel Mühe und Zeit. Doch der Aufwand lohnt sich – im Interesse des Unternehmens und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 

Frau Roehrig, herzichen Dank für das Gespräch. Das Interview führte David Harnasch

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