Hard Rock, Motorräder, Ägyptologie - CIO bei Microsoft: Anna Kopp

Sie haben kurz Ägyptologie studiert und den Abschluss einer International Business School in Schweden. Dann kamen Sie nach Deutschland, als Nachwuchsdiplomatin?

Anna Kopp: Oh nein. Ich habe in einem Hotel gejobbt für die Aufenthaltserlaubnis und nach „richtigen“ Jobs gesucht. Eine Zeitarbeitsagentur wollte mich für irgendeine Firma, die Fugensilikon herstellt. Dachte ich jedenfalls, es gab ja noch kein Internet, mit dem man sowas hätte recherchieren können. Es handelte sich um Silicon Graphics.

Was macht eine junge Frau, die keine Zeile Code geschrieben hat, bei einem Hersteller von Grafik-Workstations?

Anna Kopp: Telesales, Cold Calling. Es gab nur Listen, die abzutelefonieren waren. Ich kam dann auf die Idee, mal Reports zu machen, um zu erfahren, was dabei eigentlich herauskommt. Als ich das dem Chef zeigte, bekam ich meinen festen Vertrag.

Sie werden auch die Future Days besuchen, was wird ihr Thema sein?

Anna Kopp: Mich interessiert, was den Mittelstand umtreibt. Viele große Firmen fokussieren auf Enterprisekunden, um Deals in Milliardengröße abzuschließen. Aber um Deutschland zu gewinnen, muss man das Herz des Mittelstands gewinnen.

Wie will Microsoft das tun?

Anna Kopp: Der KI-Copilot ist voll ausgerollt. In der Testphase hatten nur ausgewählte Kunden Zugriff, weil ja auch erst mal etliche Sicherheitsmaßnahmen implementiert werden mussten, damit die Kunden Zugang hatten, während sie intern für Betriebsratsgenehmigungen gesorgt haben. Responsible KI, wie es so schön heißt, steht an oberster Stelle.

Mit ChatGPT spielt die Welt jetzt bereits seit einem Jahr herum.

Anna Kopp: Eben: Spielen. Das wird aus Gründen nicht in Unternehmensstrukturen eingebunden. Fun Fact: Microsoft ist eines der größten Software-Security-Unternehmen der Welt, das vielleicht nicht jeder als solches kennt. Da wir jetzt den Copilot ausrollen, müssen wir ihn auch erklären. KI versteht, was ich sage, aber nicht, was ich meine, prompten muss gelernt werden.

Ein Beispiel, bitte.

Ich habe den Prompt versucht: „What did I promise to deliver or send?” Und mir wurde schier schlecht, als die Liste nicht enden wollte. Es kamen alle Versprechen, die ich seit 2016 gemacht hatte. „… this work week“ war die Ergänzung, die ich hätte vornehmen müssen. Wir werden also Learning Days und Promptathons veranstalten, damit die Kunden diese Tools sinnvoll einsetzen können.

Wo sehen Sie die größten Potenziale?

Anna Kopp: Ein Beispiel aus dem Marketing: Eine Kleinigkeit am Produkt ändert sich, das betrifft Tausende von Release Notes, Papieren oder Powerpointdecks. Die wird man nicht mehr händisch anpassen müssen. Im Bereich Finanzen kann ich zum Beispiel einfach sagen: Breche mir diese Zahl herunter auf Land, Produktsparte und Industrie, statt das zusammenzusuchen. Alles, was mit Recherche zu tun hat, wird einfacher.