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Vergütung > Managergehälter

Minus 11 Prozent: Wenn Frauen in Chefetagen plötzlich weniger verdienen

| Markt und Mittelstand / red. | Lesezeit: 1 Min.

Die Gehälter deutscher Vorstände stagnieren – aber nur für Männer. Für Frauen geht es kräftig bergab. EY spricht von einem Trendbruch.

Managerin von hinten auf dem Podium - voller Saal
Frauen an der Spitze – aber mit weniger Gehalt: Laut EY-Studie sinkt die durchschnittliche Vorstandsvergütung weiblicher DAX-, MDAX- und SDAX-Managerinnen erstmals seit zehn Jahren deutlich unter das Niveau ihrer männlichen Kollegen. (Foto: shutterstock)

Markt und Mittelstand

Minus elf Prozent – so stark sank das durchschnittliche Gehalt weiblicher Vorstandsmitglieder in DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen im vergangenen Jahr. Während Männer mit einem Mini-Plus von 0,4 Prozent auf 2,27 Millionen Euro kamen, mussten Frauen einen Rückgang auf 2,15 Millionen hinnehmen. Zum ersten Mal seit 2014 verdienen weibliche Vorstände weniger als ihre männlichen Kollegen.

Laut EY Mixed Compensation Barometer 25 sank die Gesamtvergütung aller Vorstände deutscher Spitzenunternehmen von 2,65 auf 2,57 Millionen Euro – ein Minus von 3 Prozent. Auch die CEOs mussten Einbußen hinnehmen: Durchschnittlich 3,62 Millionen Euro nach zuvor 3,72. In den DAX-Konzernen lag das Chefgehalt bei stolzen 5,7 Millionen Euro, während MDAX-Chefs 3,3 Millionen und SDAX-Spitzen nur rund 2 Millionen verdienten.

EY-Partner Jens Massmann sieht einen klaren Grund für das Ungleichgewicht: neu bestellte weibliche Vorstände. „Heute steigen viele Managerinnen mit einem deutlich niedrigeren Gehalt ein als noch vor einigen Jahren“, erklärt er. Früher seien sie „eine seltene Spezies“ gewesen – mit entsprechendem Preisaufschlag. Jetzt normalisiere sich der Markt, allerdings zu Ungunsten der Frauen.

Massmann sieht den Hauptgrund nicht in Diskriminierung, sondern in der Struktur: Viele weibliche Top-Managerinnen stoßen erst seit Kurzem in diese Positionen vor – und starten niedriger. „Die Zeiten der Sonderrollen sind vorbei“, sagt er. „Aber echte Gleichstellung sieht anders aus.“

 

Zur Studie

Faktenbox Vorstandsvergütung 2025

  • Durchschnittliche Vergütung aller Vorstände (DAX, MDAX, SDAX) sank um 3 %: von 2,65 Mio. € auf 2,57 Mio. €

  • Durchschnittsgehalt der CEOs sank ebenfalls um 3 %: von 3,72 Mio. € auf 3,62 Mio. €

  • Variable Vergütung bleibt dominant: 70 % der Gesamtvergütung

Rückgang bei weiblichen Vorständen

  • Durchschnittsvergütung weiblicher Vorstandsmitglieder fiel um 11 %: von 2,42 Mio. € auf 2,15 Mio. €

  • Erstmals seit 2014 verdienen Frauen weniger als Männer

  • Grund: niedrigere Einstiegsgehälter für neu berufene Managerinnen

 

Vergütungsentwicklung bei Männern

  • Durchschnittsvergütung männlicher Vorstände stieg leicht um 0,4 %: von 2,26 Mio. € auf 2,27 Mio. €

  • Männer liegen nun 120.000 € über dem Einkommen der Frauen

 

Vergütungsniveau nach Index

DAX

  • CEOs: 5,7 Mio. € (–0,05 Mio. €)

  • Vorstände gesamt: 3,70 Mio. €

  • Frauen: 2,92 Mio. € (–0,13 Mio. €)

  • Männer: 3,38 Mio. € (+0,04 Mio. €)

MDAX

  • CEOs: 3,32 Mio. € (–174.000 €)

  • Vorstände gesamt: 2,10 Mio. €

  • Frauen: 1,53 Mio. €

  • Männer: 1,74 Mio. €

SDAX

  • CEOs: 2,13 Mio. € (–121.000 €)

  • Vorstände gesamt: 1,33 Mio. € (–160.000 €)

  • Frauen: 0,96 Mio. €

  • Männer: 1,09 Mio. €

Hintergründe und Ursachen

  • Schwache Umsatz- und Gewinnentwicklung der Unternehmen

  • Heterogene Kursentwicklung im DAX

  • Neue weibliche Vorstände starten mit deutlich geringerem Gehaltsniveau

  • Kostendruck, Gewinnwarnungen und Restrukturierungen begrenzen Gehaltssteigerungen

Ausblick

  • EY erwartet weiterhin stagnierende bis sinkende Vergütungen

  • Wirtschaftliche Unsicherheiten bleiben dominierender Faktor

  • Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen dürfte sich weiter verfestigen, wenn keine strukturellen Gegenmaßnahmen erfolgen

Quelle: EY

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