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Vergütung > Welche Argumente ziehen und was ist tabu?

Mit Strategie in die Gehaltsverhandlung

Bei einer Gehaltsverhandlung gehört es dazu, sich über die branchenüblichen Gehälter zu informieren. Aber Gehaltsvergleiche mit den engsten Kollegen sind tabu. Wie Mitarbeiter Fehler in der Gehaltsverhandlung vermeiden und einen günstigen Zeitpunkt auswählen, erläutert Thomas Hoffmann, Director bei Robert Half.

Markt und Mittelstand: Welcher Zeitpunkt eignet sich besonders gut für eine Gehaltsverhandlung?
Thomas Hoffmann, Director bei Robert Half: Ein Mitarbeiter kann tendenziell immer dann eine Gehaltserhöhung anfragen, wenn seine Leistung konstant überdurchschnittlich war oder wenn sein Aufgabenfeld sich vergrößert hat, beispielsweise durch eine Beförderung. Im Idealfall kommt der Vorgesetzte aber der Anfrage zuvor, indem er selbst ein Gespräch anbietet, in dem über ein höheres Gehalt sprechen möchte. Wenn ein Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum unzufrieden mit seinem Gehalt ist, und anhand seiner Leistung rechtfertigen kann, dass er mehr Geld verdienen sollte, dann kann er jederzeit einen Termin bei seinem Vorgesetzen ausmachen, auch unabhängig von der wirtschaftlichen Situation des Unternehmen.


MuM: Wie bereitet man sich am besten auf eine Gehaltverhandlung vor?
Hoffmann: Jeder Mitarbeiter kann sich über die branchenüblichen Gehälter informieren und sich „benchmarken“, und damit verhindern, dass ein Mitarbeiter eventuell eine eher unrealistische Gehaltsforderung an seinen Chef stellt. Es ist wichtig, sich sachlich mit seiner Arbeit auseinanderzusetzen. Dazu gehört neben dem Blick in einen Gehältervergleich, wenn möglich, auch die Analyse seiner eigenen Leistungen. Dazu sollte der Mitarbeiter ein paar Wochen oder Monate lang seine eigenen Leistungen, Projekte oder Aufgaben selbst genau reflektieren. Dabei ist es ratsam seine Aufmerksamkeit nicht auf viele Dinge zu verteilen, sondern sich möglichst auf nur zwei bis drei Punkte zu konzentrieren. Dabei gilt es, vor allem seine Erfolge in den Vordergrund zu rücken, die später als Grundlage der Verhandlung für eine Gehaltserhöhung dienen. Mehr als drei Punkte aufzuführen oder gar seitenweise mit Argumenten für eine Gehaltserhöhung aufzutrumpfen würde sich eher kontraproduktiv auswirken.

Niemand redet gerne offen über Geld

MuM: Was ist der schlimmste Fehler, den ein Angestellter in einer Gehaltsverhandlung begehen kann?
Hoffmann: Der schlimmste Fehler, den man während einer Gehaltsverhandlung begehen kann, ist der, dass man seinem Vorgesetzten droht oder gar mit einer Erpressung seinen Forderungen mehr Gewicht verleihen möchte. Es kommt sicherlich vor, dass man Jobangebote von anderen Unternehmen bekommt, was man auch in einer Gehaltsverhandlung nicht verschweigen muss. Jedoch sollten diese niemals als massives Druckmittel eingesetzt werden. Außerdem redet niemand gerne offen über Geld. Es gehört sich deshalb auch nicht, den Kollegen danach zu fragen, wie viel er verdient. Vergleiche würden im Verhandlungsgespräch ohnehin keine Wirkung zeigen.

MuM: Wie kann sich der Arbeitnehmer verhalten, wenn er noch keine Gehaltserhöhung durchsetzen konnte und wie schnell kann man sich wieder zu einem Gespräch über das Gehalt bei seinem Chef melden?
Hoffmann: Wenn die Aussicht auf eine Gehaltserhöhung eher schlecht ist, dann empfiehlt es sich offene Fragen zu formulieren, wie beispielsweise die Frage nach neuen Zielvorgaben, statt mit bloßen Forderungen eine Verteidigungssituation bei seinem Vorgesetzten hervorzurufen. Außerdem sollte man nicht grundsätzlich einmal im Jahr an die Tür des Vorgesetzten klopfen und nach einer Gehaltserhöhung fragen. Dadurch verspielt man möglicherweise die Wertschätzung seines Vorgesetzten. Manchmal läuft ein Gespräch mit dem Chef zwar nicht auf eine Gehaltserhöhung hinaus, aber vielleicht zu anderen Vorzügen wie beispielsweise eine anders geregelte Arbeitszeit mit mehr Flexibilität oder gar mehr Urlaubstagen im Jahr.