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Management > Tarifstreit Metall- und Elektroindustrie

Mitgliederschwund bei Gesamtmetall

Der derzeitige Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie geht an immer mehr Unternehmen der Branche vorbei. Denn nicht nur die Gewerkschaften verlieren Mitglieder – auch die Arbeitgeberverbände vertreten immer Weniger.

Wie sehr repräsentieren die Parteien, die derzeit in der Metall- und Elektroindustrie eine neue Tarifauseinandersetzung vor sich haben, eigentlich noch Arbeitgeber und Arbeitnehmerinteressen? Viel ist geschrieben worden über den Mitgliederschwund auf Gewerkschaftsseiten, denen die niedrigen Tarifabschlüsse der vergangenen Jahre nicht gut getan haben. Aber auch auf Arbeitgeberseite sinkt die Repräsentanz durch Gesamtmetall. Von allen im Jahr 2010 vom Statistischen Bundesamt erfassten 23.324 Betrieben der Metall- und Elektrobranche in Deutschland ist nur etwa jeder Sechster Mitglied bei Gesamtmetall.

Mitgliederzahlen im Sinkflug

Der Abwärtstrend läuft seit Jahrzehnten: 1972, auf dem Höhepunkt der Gesamtmetall, gehörten 10.191 Firmen mit insgesamt 3,15 Millionen Beschäftigten der Gesamtmetall an. Seitdem ging es deutlich bergab. Längst ist der leichte Schub aus der Wiedervereinigung 1990 weggeschmolzen. Bereits 1996 sind es nur noch 6.731 (West) und 655 (Ost) statt 8.173 bzw. 1.192 Unternehmen noch 1990.

Um den Mitgliederzahlenschwund zu stoppen, werden seit 2005 auch Unternehmen ohne Tarifbindung, in die Mitglieder-Statistik aufgenommen. So kommen 1.432 Firmen in den alten Bundesländern zu den 4.189 Tarifträgern. 2010 hat sich der Mitgliedsbestand u.a. in Folge der zurückliegenden Wirtschaftskrise noch einmal verschlechtert. Ganze 3.494 Mitgliedsfirmen aus den alten Bundesländern nehmen die Vollmitgliedschaft in Anspruch, ihnen stehen 2.639 Unternehmen ohne Tarifverpflichtung  gegenüber. „Insolvenzen, Übernahmen oder der Wechsel in einen anderen Zuständigkeitsbereich, wenn ein Unternehmen beispielsweise von Metallverarbeitung auf chemische Verfahren umsteigt, aber ein Austritt aus Unzufriedenheit ist eher selten“, erklärt Martin Leutz, Leiter Öffentlichkeitsarbeit Gesamtmetall, die Abwanderung.

Verzicht auf Tarifbindung
Doch das allein erklärt nicht, wieso zugleich die Zahl der Mitglieder ohne Tarifbindung – die also nicht von Gesamtmetall in den Tarifverhandlungen vertreten werden – kontinuierlich und deutlich steigt: Von 2006 bis 2010 sank die Zahl der Tarifträger um rund 500, zugleich stieg die der Mitglieder ohne Tarifbindung um rund 750.
Diese Entwicklung ist übrigens relativ unabhängig von der Entwicklung bei den Tarifabschlüssen – insofern wurden die moderaten Tarifabschlüsse offenbar nicht honoriert. Vor allem immer mehr kleine Firmen mit durchschnittlich 120 Mitarbeitern nutzen die Mitgliedschaft ohne Bindung zum Flächentarifvertrag. Sie möchten ihre Mitarbeiter nicht nach Tarif und 35-Stunden-Woche entlohnen, ohne aber auf die anderen Dienstleistungen der Gesamtmetall zu verzichten.

Tabelle Mitglieder Gesamtmetall

Mitglieder Gesamtmetall|2006|2007|2008|2009|2010|2011
Tarifträger|3.978|3.803|3.685|3.577|3.494|3.712
ohne Tarifbindung|1.892|2.229|2.385|2.460|2.639|2.725
Lohnerhöhung durch Tarifverhandlungen|+3,0%|+4,1%|+1,7%|+2,1%|-|2,7%
Laufzeit in Monaten|13|19|-|18|23|-
Sonstige Tarifvereinbarungen|Einmalbetrag 310 bis 620 Euro pro beschäftigten|Pauschalzahlung 400 Euro pro Beschäftigten|Konjunkturbonus von + 3,98 % des Monatsentgelts|Pauschalzahlung von 510 Euro Nov.,Dez. und Jan.|Einmalbetrag 320 Euro|-
Betriebliche Komponente|Einmalbetrag verschiebbar, in Höhe zwischen 0 und 620 variabel|-|2.Stufe und Bonus ist bis zu 4 Monate verschiebbar|2. Stufe und Pauschale bis 7 Monate verschiebbar|-|Erhöhung bis zu 2 Monate in beide Richtungen verschiebbar

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