
Gerade mal 10 Prozent der befragten Unternehmen haben unter dem Eindruck der medialen Berichterstattung über Misserfolge bei Großprojekten eine Anpassung der Risikovorsorge und firmeneigenen Risikomanagementstrategie vorgenommen. Das zeigt die von Funk RMCE und Rödl & Partner herausgegebene „Studie „Risiko- und Projektmanagement bei Investitionsentscheidungen und Großprojekten“.

Projektmanagement ohne Kollisionsschutz
Bei denjenigen Unternehmen, die ein Risikomanagementsystem einsetzen, geben mehr als die Hälfte zu, dass ihr Konzept keinem formellen Standard wie ISO folgt. Das widerspricht dem Anspruch der Unternehmen, die in der zurückliegenden Studie zum gleichen Thema im Jahr 2011 bei der Frage nach der Risikovorsorge angaben, aus formalen Gründen ein Risikomanagementsystem einzuführen.

Projektmanagement: Alle Beteiligten werden befragt
Aber bei der Durchführung des Risikomanagements sind zwei Drittel der Unternehmen bereits einen Schritt weiter. Zwar bekennt sich mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen bei der Risikovorsorge dazu, sich weder um allgemeine, noch um projektspezifische Risiken zu kümmern. Ebenso viele Unternehmen fragen projektspezifische Risiken bei den beteiligten Unternehmenseinheiten (Risk-Owner) ab, sammelt diese und wertet sie zentral aus. Ein weiteres Drittel fragt neben den allgemeinen auch projektspezifische Risiken von den Projektmanagern ab, die sie zudem erfassen und nach Vorgabe des Risikomanagements weiter melden.

Risikovorsorge: Kaum methodische Absicherung
Ähnlich sind auch die Methoden zur Erkennung von Risiken bei den befragten Unternehmen verteilt. 28 Prozent verfügen über keine fortlaufenden Prozesse zur Risikoidentifikation und Risikoüberwachung, wohingegen ein Drittel diesen Prozess der Risikovorsorge bereits komplett eingerichtet und institutionalisiert hat.
Ein Fünftel der Unternehmen reagiert nur auf Situationen und Anlässe, indem sie bei Bedarf entsprechende Anpassungen an ihrer Risikovorsorge im Projektmanagement vornehmen. Für 22 Prozent der Unternehmen besteht über ihre fest installierten Prozesse hinaus kein Anlass zu weiteren Anpassungen.
Als Schutz vor den Folgen unerwarteter Entwicklungen verwenden knapp 20 Prozent ein Risiko-Reporting und Compliance-Controlling sowie das Einbeziehen des Projektmanagements in das Risikomanagement, um Haftungs- und Compliance-Risiken zu mindern. Doch nur 13 Prozent der befragten Unternehmen haben eine Directors & Officers (D&O) - Versicherung abgeschlossen, 6 Prozent eine Strafrechtsschutz-Versicherung.
Projektmanagement: Frühe Fehler rächen sich
Bei Fehlentwicklungen von Projekten vermuten die meisten Befragten die Gründe im eigenen Hause. Hauptursachen sind Mängel in der Risikovorsorge beim Konzept der Projekte in frühen Planungsphasen. Das ist der häufigste Grund für Budgetüberschreitungen, Zeitverschiebungen und unzureichendes Projektmanagement.
Wie stark eine falsche Einschätzung der Risikovorsorge die unternehmerische Existenz bedrohen kann, hat Peter Bömelburg, Geschäftsführender Partner bei Rödl & Partner und Herausgeber der Studie in einem Projekt selbst erlebt. In der Erwartung eines Großauftrags hatte ein Unternehmer eine Maschine bestellt, die aber ein halbes Jahr zu spät ausgeliefert wurde.
Dann hatte sich das Thema erledigt. Denn das Unternehmen war insolvent. „Risiken werden viel zu oft getrennt voneinander betrachtet – dabei können sie sich gegenseitig potenzieren. Die daraus resultierenden Kostenrisiken erreichen für mittelständische Unternehmen schnell existenzbedrohliche Ausmaße.