Nachfolge bei Katjes
Qualität hat sich der niederrheinische Süßwarenhersteller Katjes groß auf die Fahnen geschrieben. Auch der Nachfolger musste erst einmal berufliche Erfolge vorweisen, bevor er die Nachfolge der Katjes Fassin GmbH & Co. KG antreten konnte.
Bereits mit 45 Jahren machte sich Katjes-Gründer Klaus Fassin erste Gedanken über seine Nachfolge. Sein Sohn Bastian war gerade in die Schule gekommen, als Fassin ihm ein Vorrecht auf die Nachfolge der Geschäftsführung einräumte. Eine Voraussetzung gab es jedoch, der Junge musste sich als qualifiziert erweisen. Welche Voraussetzungen sein Nachfolger mitbringen sollte, ließ der Unternehmer im Gesellschaftsvertrag festschreiben. Dazu gehörte neben einem adäquaten Studium ausreichende Berufserfahrung. Kurzum: Die Qualifikationen des eigenen Sohnes sollten wie die eines externen Nachfolgers vom Firmenbeirat beurteilt werden.
Suche nach einer Übergangslösung
Als der Unternehmer Fassin 20 Jahre später das Rentenalter erreicht hatte und sich zur Ruhe setzen wollte, war sein Nachwuchs jedoch noch weit davon entfernt, die festgeschriebenen Erwartungen zu erfüllen. Er hatte gerade sein Betriebswirtschaftsstudium begonnen. „Ich musste mich nach einer – wie ich zunächst dachte – Übergangslösung umsehen, bis mein Sohn das entsprechende Alter erreicht hatte. Außerdem war ja noch gar nicht klar, ob er auch wirklich gewillt war, die Nachfolge anzutreten“, räumt Fassin ein.
Die Suche nach einem „Interimsnachfolger“ gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet. Es fehlte noch die Erfahrung mit einer familienfremden Geschäftsführung. Enttäuschungen waren vorprogrammiert, zumal die harte Konkurrenzsituation im Süßwarensegment an das Haus Katjes besonders hohe Anforderungen stellte. Insgesamt drei Managerkandidaten kamen und gingen innerhalb von sechs Jahren wieder. „Sie verfügten nicht über das spezifische Handwerkszeug, das in unserem Fall für die Leitung des Unternehmens vorhanden sein muss. Und das wirkte sich natürlich ungünstig auf die Unternehmensentwicklung aus“, sagt Unternehmer. „Diese Zeit war auch nicht einfach für die Mitarbeiter. Sie haben die Unruhe natürlich gespürt und wussten nicht so recht, wo es hingehen würde“, erinnert sich der Senior. Kompetente Hilfe fand Fassin schließlich in Tobias Bachmüller. Was als Interimslösung angedacht war, entwickelte sich zum Glücksgriff für die Unternehmensstrategie: Heute ist Bachmüller ordentlicher Katjes-Gesellschafter und eine wesentliche Säule des Unternehmens.
Vorbereitung auf die Geschäftsführung
Der potentielle Nachfolger, Bastian Fassin, lernte zwischenzeitlich nach Abschluss seines Studiums das Geschäft erst einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Nach einer Station bei Roland Berger zog es ihn zu Kraft – zwei Jahre im Marketing und zwei im Vertrieb schienen die passende Vorbereitung auf die Geschäftsführung bei Katjes zu sein. Von zu Hause erhielt er bei diesem Schritt volle Unterstützung: „Es war keine große Frage, ob er auch einmal außerhalb des Unternehmens arbeiten könnte.
Ein Unternehmer muss sich selber helfen können, und das lernt er am besten allein dort draußen“, kommentiert der Vater den Werdegang seines Sohnes. Der Einstieg von Bastian Fassin verlief kurz und schmerzlos. Zwischen Vater, Sohn und Tobias Bachmüller herrschte Konsens, dass der Nachfolger erst dann einsteigen sollte, wenn eine entsprechende Position vakant wäre. Im April 2004 war es schließlich so weit: Der Bereich Ausland in der Geschäftsführung sollte gestärkt werden. Die Initiative, diesen Posten mit dem Gründersohn zu besetzen, ging von Bachmüller aus. „Wie ein externer Manager habe ich Gespräche mit Herrn Bachmüller, meinem Vater und dem Beirat geführt. Danach war mein Einstieg recht schnell besiegelt“, schildert der Nachfolger das Einstellungsprozedere.
Wie bei einem externen Manager verlief auch die Einarbeitungszeit: Nachfolge trat der Sohn am 1. April 2004 an. Die Übergabe der Unternehmensanteile zog sich dagegen über viele Jahre hin, nicht nur, um die steuerrechtlichen Freibeträge auszuschöpfen, sondern auch, weil das Unternehmen mit Überkreuzbeteiligungen unter insgesamt drei Geschwistern der Gründergeneration aufgeteilt war. Doch der Unternehmensverkauf der zwei Geschwister verlief nach Aussagen des Gründers Fassin problemlos. Heute hält Fassin senior noch 30 Prozent an dem Unternehmen, Bastian Fassin hält inzwischen 60 Prozent. Mit weiteren 10 Prozent ist Manager Bachmüller beteiligt. Die Zusammenarbeit zwischen Bastian Fassin und Tobias Bachmüller funktionierte vom ersten Tag an bestens. Als gleichberechtigte Geschäftsführer mit unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen schätzen sie sich gegenseitig als Kollegen und Partner.