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Management > Konzentration auf das Wesentliche

Opels Krise

General Motors hat sich wieder berappelt, doch ausgerechnet Opel aus Deutschland kriselt weiterhin. Dabei wurde so viel unternommen. Zu viel und zugleich nicht genug, kommentiert Boris Karkowski.

In Europa gilt die deutsche Produktivität derzeit als Maßstab für viele andere Länder. Doch ausgerechnet die deutsche Tochter des US-Autobauers General Motors fällt durch Misserfolge auf. GM hat die Existenzkrise überwunden, Opel aber enttäuscht noch immer – das muss Konsequenzen haben, heißt es aus Amerika. Dabei ist es nicht lange her, dass hierzulande über die Qualitätsmängel der Spritschlucker aus den USA gelästert wurde. Die Amis können keine Autos bauen. Dass es Opel schlecht ging, daran war vor allem Amerika Schuld.

Tatsächlich kann eine Tochter Fehler der Mutter schwer verhindern, doch bei allem Wirtschaftspatriotismus sollte nicht übersehen werden: Opels Fehler sind zuerst hausgemacht. Wer Einblicke in die Produktivität der Rüsselsheimer Zentrale hat, kann sich nur wundern: Opel leistet sich weiterhin zu viele unterbeschäftigte Mitarbeiter mit üppigen Gehältern. Kein Wunder, wenn die Mitarbeiter nicht verstehen, wie ernst die Lage ist.

Dabei hat sich bei Opel sehr viel getan: An der Zuverlässigkeit, die größte Schwäche post-Lopez – wurde gearbeitet, auch an Design und Technologie. Doch es wurde an so vielen Fronten zugleich gekämpft, dass der Marke ein klares Profil fehlt. Wofür steht Opel? Sportlichkeit, Nutzwert, Zuverlässigkeit, Design, Technologieführerschaft? Der Insignia war in punkto Design ein großer Wurf, war aber zu unpraktisch für das Flottengeschäft. Meriva und Zafira hingegen sind sehr praktisch, der Astra GTC erinnert an das alte Proll-Image, der Ampera soll Technologieführer sein. Solch ein bunter Strauß mag einem erfolgreichen Konzern mit vielen Marken – Beispiel VW – gut zu Gesicht stehen, aber eine einzelne Marke ist damit schnell überfordert. Für jeden etwas bedeutet schnell: Für niemanden wirklich.

Opel sollte sich von dem Anspruch, der aus der Golf-Klasse und anderen Zeiten stammt, verabschieden, ein VW-Konkurrent sein zu wollen. Konzentration auf das Wesentliche ist der Schlüssel zum Erfolg. Warum nicht einfach zuverlässige, praktische Autos bauen, die bezahlbar sind?