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Management > Richtig wachsen

Risikofaktor Wachstum

Wachstum ist für Unternehmen lebensnotwendig. Wenn aber die Strukturen dahinter nicht mitwachsen, wird es zum unkalkulierbaren Risiko. Olymp-Geschäfstführer Mark Bezner weiß, wie man diesem Risiko aus dem Weg geht.

Markt und Mittelstand: Warum ist zu schnelles Wachstum ein Risiko für Unternehmen?
Mark Bezner: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es an große Herausforderungen geknüpft ist, sämtliche Struk-turen eines Unternehmens einem wirtschaftlich überproportionalen Erfolgskurs anzupassen.

MuM: Was sind Gründe für zu schnelles Wachstum?
Bezner: Eine positive Geschäftsentwicklung ist von vielen Einflussfaktoren abhängig und das primäre Ziel eines jeden Unternehmers. Vielfach müssen ein starker Nachfrageanstieg, wachsende Markenbe-gehrlichkeiten und die Erschließung neuer Absatzkanäle gleichermaßen berücksichtigt werden. Die Schwierigkeit liegt darin, das Erfolgsbestreben mit den notwendigen strukturellen Veränderungen in Einklang zu bringen.
Mum: Was passiert direkt nach einem Wachstumssprung?

Bezner: Im besten Fall gelingt es, den positiven Trend in einer zuträglichen Dosierung beizubehalten und sämtliche Unternehmensbereiche darauf einzustellen. Problematisch wird es hingegen, wenn es sich bei dem Wachstumsschub um einen temporären Effekt handelt, der im Anschluss wieder in das genaue Gegenteil umschlägt, wie es bei vielen Trendprodukten zu beobachten ist. Solche, die in einem Moment allgegenwärtig und im nächsten genauso schnell wieder vom Markt verschwunden sind.

Wachstum erfordert Disziplin

Mum: Wie können Unternehmen ihr Wachstum kontrollieren?
Bezner: Dies erfordert ein hohes Maß an unternehmerischer Disziplin, straffes Controlling, eine gute Planung und langfristige Markenstrategien. Bedachtes Handeln ist übereifrigem Aktionismus immer vorzuzuziehen, was für den Ausbau der Produktpalette ebenso gilt wie für die Vertriebsexpansion.

Mum: Wie/ in welchem Maß ist Ihr Unternehmen in den letzten Jahren gewachsen?
Bezner: Die Entwicklung, welche die Marke OLYMP in den zurückliegenden Jahren vollzogen hat, ist in der Tat bemerkenswert. In nur zehn Jahren ist es uns gelungen, den Umsatz in einem anhaltend schwierigen Bekleidungsmarkt kontinuierlich zu steigern und diesen seit 2003 auf rund 202 Millio-nen Euro in 2013 mehr als zu verdreifachen. Auch im laufenden Geschäftsjahr rechnen wir mit einen weiteren Anstieg im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich. Die Mitarbeiterzahl in Deutschland ist heute beinah fünfmal so hoch wie noch Mitte der Neunzigerjahre und beträgt ge-genwärtig rund 640 Beschäftige. Seit dem Bezug der neuen OLYMP Firmenzentrale im Jahr 2001 waren zahlreiche bauliche Erweiterungen erforderlich. Erst im Oktober 2013 haben mit dem neuen und leistungsfähigen OLYMP-Logistik-Zentrum (OLZ) das in der Kombination von Shuttle- und Hängefördertechnik größte und weltweit einzigartige Hemdenlager am Firmensitz in Betrieb ge-nommen. Die ökonomische Unternehmensentwicklung macht es erforderlich, bereits die zweite Ausbaustufe schon früher als geplant umzusetzen. Von den elf Lagergassen, von welchen bislang acht in Betrieb sind, sollen bis zur Jahresmitte 2015 alle nutzbar gemacht werden. Mit dem Endaus-bau haben wir bereits begonnen und es wird wohl nicht die letzte Baumaßnahme bleiben.

MuM: Was muss bei einem Wachstumssprung alles mitwachsen?
Bezner: Im Prinzip gibt es im Unternehmen keinen Bereich, der hiervon ausgenommen bleibt. Angefangen von den räumlichen Gegebenheiten und dem personellen Gerüst, also Führungs- und Fachkräfte, über die Materialbeschaffungsquellen und Fertigungskapazitäten bis zu den Vermarktungs- und Vertriebswegen müssen ständige Anpassungen vorgenommen werden.

MuM: Hat (zu) schnelles Wachstum auch Vorteile? Wenn ja, welche?
Bezner: Markterfolg ist jederzeit ein positives Signal. Er ermöglicht es den Unternehmen, sich rasch inner-halb der Branche zu etablieren, zum wirtschaftlichen Erfolg einer Region beizutragen und dauerhaft Arbeitsplätze zu schaffen. Außerdem können in guten Zeiten wichtige finanzielle und materielle Reserven für die Zukunft geschaffen werden. Bei zu schnellem Wachstum überwiegen aber eher die Risiken wie unkontrollierte Kostenentwicklung, unzureichende Marktabdeckung, Beschaffungs-probleme.

MuM: Wie wächst ein Unternehmen „richtig“?
Bezner: Dies lässt sich aus meiner Sicht nicht pauschal beantworten. Es hängt schlichtweg davon ab, wie gut es dem einzelnen Unternehmen gelingt, das Wachstum in den verschiedenen Unternehmensbe-reichen zu kompensieren. Wünschenswert ist ein solider wirtschaftlicher Mittelweg, um Kosten und Leistung jederzeit im Griff zu behalten.