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Management > Restrukturierung

Skysails in Seenot

Ende Januar musste Skysails, der Hälfte seiner Mitarbeiter kündigen. Dabei wollte der mittelständische Hersteller für automatisierte Zugdrachensysteme die Schifffahrt revolutionieren. Wie der Gründer das Unternehmen retten will.

Schwarze Zahlen sind in ferner Sicht für Stephan Wrage. Der Gründer und Geschäftsführer von Skysails steht vor einer weiteren Durststrecke für sein Unternehmen. „Es ist eine anstrengende Zeit“, sagt er, und versucht dabei locker zu wirken. „Das ist derzeit nicht unser Wunschszenario. Für die kommenden zwölf bis 24 Monate zeichnet sich ein sehr dunkles Bild für die Schifffahrtsmärkte ab.“ Und damit auch ein noch dunkleres für Skysails.

Wegen der hohen Ölpreise und Emissionsauflagen haben die Reedereien kein Geld. Aufträge bei Skysails wurden auf Eis gelegt. Die Zugdrachen, die das Unternehmen patentieren hat lassen, kosten rund 1 Million Euro – zu viel für die Reeder. Interessenten gebe es laut Wrage genug, aber die könnten die Technologie nicht finanzieren. Deshalb mussten durch alle Abteilungen hinweg 40 Mitarbeiter entlassen werden, um Kapazitäten zu reduzieren.

Kein Gewinn

Seit der Gründung 2001 schreibt das Unternehmen keine schwarzen Zahlen. Dafür ist die Liste der Investoren lang: Hauptinvestoren sind der Schiffsfinanzierer Jan Luiken Oltmann, der Schiffsmotorenanbieter Zeppelin Power Systems und der niederländische Großkonzern Royal DSM.  Zudem investieren seit Jahren Reedereien und private Investoren in das Unternehmen. Mittels 13 verschiedener Projekte fließen öffentliche Fördermittel  wie zum Beispiel von der Hansestadt Hamburg oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung in das Unternehmen. Für die Entwicklung der Zugdrachentechnologie und der Produktion kamen so seit Gründung 50 Millionen Euro zusammen.

Neues Geld sammeln

„Derzeit bemühen wir uns bei den Investoren Geld für die Restrukturierung einzusammeln. Sie stehen hinter uns“, sagt der Geschäftsführer. Solange die Durststrecke andauert, will der Unternehmer seine Technologie auch in andere Märkte tragen. Mit dem Berliner Solarschiffhersteller Solar Water World als Partner arbeitet Skysails seit Herbst 2011 an solarelektrisch betriebenen Yachten mit Zugdrachenantrieb. Der Entwicklungsauftrag läuft.

Alternativen stocken

Zudem will Wrage die Windenergie mit seiner Technologie in großen Höhen besser nutzbar machen. „Die Entwicklung hat begonnen, aber solange wir keine stabile Finanzierung haben, wird sie nicht forciert“, sagt er. Für diesen Bereich sucht das Unternehmen separat nach Investoren.

Auch der „Performance Monitor“, ein Computersensorsystem für die optimale Schiffgeschwindigkeit soll dem Unternehmen helfen. Das System ist eine Auskoppelung des Zugdrachens. „Hier liegt das Investitionsvolumen bei 40.000 bis 50.000 Euro und ist deshalb besser finanzierbar“, sagt Wrage. Mit der Auftragslage sei er zufrieden.

Geduld gefragt

Für ihn gibt es keinen Zweifel, dass seine Geschäftsidee gut ist. Er gibt zu, dass er in der Vergangenheit Fehler gemacht hat, zum Beispiel die Implementation der Technologie im Boardsystem unterschätzt zu haben oder zu optimistisch gewesen zu sein, was die Marktannahme angeht. Doch er hat Geduld: „Die Kunden müssen erst lernen den Wind zu schätzen und ihn zu nutzen.“ In Zukunft will er vorsichtiger planen, längere Zeiträume einplanen - und auf die Geduld der Investoren vertrauen.

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