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Sparkassen arbeiten hart - für die Rente vom Chef

Pensionszusagen für ihre Topmanager drücken auf die Bilanzen der Sparkassen. Deswegen sollen die Vorstände künftig selbst fürs Alter vorsorgen. Dafür werden ihre sowieso schon üppigen Gehälter noch einmal erhöht.

münzhaufen mit pernsioniertem Ehepaar
Je weniger Zinsen es gibt, desto mehr müssen die Sparkassen beiseitelegen. Das drückt auf die Bilanzen.

Als Helmut Schleweis vor zwei Wochen als Chef des Deutschen Sparkassen und Giroverbands die Bilanz der verblieben 367 Sparkassen in Deutschland vorlegte, konnte er sich eine Bemerkung nicht verkneifen: „Die nun schon seit über zehn Jahren anhaltende Niedrigst- und Negativzinsphase frisst gerade bei einlagenstarken Retailinstituten unaufhörlich die Zinsmarge auf.“ Für Banken wie die Sparkassen, die vom Leihen und verleihen leben, ist das ein Problem, weil sie ohne Zins weniger verdienen. Dass es allerdings auch für die meist üppig bezahlten Sparkassen-Vorstände zum Problem werden könnte, hat jahrelang nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Doch das ist langsam vorbei. Die Sparkassen, die von sich selbst sagen, ihr Geschäftsmodell sei nicht „ausschließlich darauf ausgerichtet ist, Profit zu erwirtschaften“, müssen angesichts niedriger oder gar negativer Zinsen inzwischen auch bei der eigenen Mannschaft sparen. Dabei fallen die Vorstände allerdings weich.

 

Passiert ist folgendes: Viele der öffentlich-rechtlichen Geldhäuser haben ihren Vorständen bei deren Amtsantritt versprochen, feste und ziemlich hohe Ruhestandsbezüge zu zahlen. Eine sechsstellige Summe im Jahr soll es schon sein, je nach Größe der Sparkassen und Dauer der Amtszeit auch gern eine höhere sechststellige Summe. Bis zu 75 Prozent des Fixgehalts sind möglich, die Topverdiener unter den Sparekassenvorständen liegen alle über eine halben Millionen Euro Gehalt im Jahr, das heißt: 300 000 Euro und mehr als Ruhestandsbezüge im Jahr sind durchaus drin.

 

300 000 Euro Ruhestand im Jahr sind drin

Nun kann eine gutverdienende Sparkasse sich das leisten, wenn sie das Geld für den Ruhestand ihres Vorstands rechtzeitig beiseitelegt und es sich dank Zinsen stetig mehrt. Das jedoch passiert seit Jahren nicht mehr, weswegen die Sparkassen immer mehr Geld zur Seite legen müssen, das ihnen anderswo fehlt. Nach Berechnungen des Handelsblatts kommen die rund 80 Sparkassen im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen auf Pensionsansprüche für ihre Vorstände von zusammen 700 Millionen Euro. In Nordrhein-Westfalen lässt sich das besonders gut ausrechnen, weil hier ein Landesgesetz die Sparkassen zwingt, die Gehälter ihrer Vorstände offenzulegen. Anderswo ist das nicht der Fall. Dennoch lässt sich hochrechnen, dass bundesweit vermutlich mehr als drei Milliarden Euro von den Sparkassen zurückgelegt werden müssen, damit ihre Topmanager im Alter ein auskömmliches Leben haben. Und je weniger Zinsen es gibt, desto mehr müssen die Sparkassen beiseitelegen. Das drückt auf die Bilanzen.

 

Bereits vor fünf Jahren kamen deswegen Empfehlungen des Verbandes an die Sparkassen heraus mit dem Tenor, dieser Praxis der hohen Pensionen ein Ende zu bereiten. Sparkassen sollten ihren neueingestellten Topmanagern keine fixen Pensionsversprechen mehr machen. Die „Direktzusage“, wie es im Fachjargon heißt, sollte nur „ausnahmsweise“ gewährt werden. Passiert ist dann allerdings nicht viel, offenbar wurde von der Ausnahme rege Gebrauch gemacht, jedenfalls ist nach Handelsblattberechnungen der sogenannte Barwert der Pensionsansprüche auch danach munter gewachsen. Inzwischen aber, so stellt das Blatt anhand einer Umfrage fest, passen die Sparkassen tatsächlich gerade das Verfahren an und die Direktzusage wird zum Auslaufmodell.

 

Auslaufmodell: Direktzusage

Finanziell unattraktiver wird der Spitzenjob bei der Sparkasse deswegen allerdings nicht. Weil sie Geldhäuser mangels Zinserträgen das Ruhestandsgeld nicht mehr selbst zurücklegen wollen, haben sie beschlossen nun entweder die Gehälter für ihre Manager zu erhöhen, damit die selbst für den Ruhestand sparen können, oder aber sie nutzen eine beitragsorientierte Altersversorgung, in die regelmäßig eingezahlt wird. Beide Modelle sind für die Sparkassen billiger, weil sie keine hohen Rückstellungen mehr bilden müssen. Und für die Vorstände sind sie immer noch locker zu bezahlen.

 

Zum Beispiel bei der Kreissparkasse Köln, die mit einer Bilanzsumme von fast 30 Milliarden Euro eine der größten deutschen Sparkassen ist. Dort bekamen die sechs Vorstandsmitglieder 2020 gut 4,2 Millionen Euro an direkten Bezügen, als durchschnittlich 700 000 Euro Gehalt für jeden. Hinzu kamen neue Pensionsrückstellungen von 2,3 Millionen Euro und 3,8 Millionen, die sie wegen des ausgefallenen Zinsertrags in die Rückstellungen für die künftigen Pensionäre pumpte. Insgesamt hatte die Sparkasse so Ende 2020 bereits knapp 44 Millionen Euro für die Pensionen der Vorstandsmitglieder beiseitegelegt. Allein für den langjährigen Vorstandschef Alexander Wüerst waren es laut Geschäftsbericht elf Millionen Euro. Wüerst selber war das nicht wirklich angenehm. Er erklärte, dass Direktzusagen angesichts der niedrigen Zinsen und damit verbundenen hohen Rückstellungen „nicht mehr zeitgemäß“ seien.

 

2019 berichtete das Fachmedium „Finanz-Szene.de“, dass bei mindestens 40 Sparkassen-Managern die Bezüge samt Pensionsrückstellungen eine Million Euro übersteigen. Diese Zahl bezog sich aber nur auf 21 der 367 Sparkassen, die überhaupt solche Zahlen offenlegen. Tatsächlich dürfte also die Zahl der Einkommensmillionäre viel höher liegen, was nicht recht dazu passt, dass die öffentlich-rechtlichen Institute auf der anderen Seite Filialen schließen ihre Mitarbeiterzahl deutlich verkleinern, Kunden ihre Sparverträge kündigen und die Gebühren laufend erhöhen. Das Vergütungsmodell der Sparkassen rege zudem nicht zu höheren Leistungen an, meinte der Frankfurter Wirtschaftsprofessor Ralf Jasny schon 2017, angesichts der damals aufkommenden Diskussion um die Ruhestandsgehälter in einem Interview mit „Total Rewards“. Anders als bei anderen Banken werden den Vorständen keine oder nur geringe Boni gezahlt. „Der Bonus in der Sparkassenwelt ist die Pensionszusage“, sagte Jasny schon damals.

 

Die Pension ist der Bonus

Auch wenn jetzt die Pensionszusagen tatsächlich verschwinden sollten und dafür mehr gezahlt wird: Sorgen machen müssen sich die Sparkassen-Manager um ihr Auskommen im Ruhestand nicht. Das Durchschnittsgehalt, also der Mittelwert der Bruttogehälter aller rentenversicherten Arbeitnehmer in Deutschland lag 2021 bei knapp 50 000 Euro. Die meisten Menschen bestreiten davon auch ihre Altersvorsorge. Von Gehältern, die ein x-faches davon betragen, dürfte ein luxuriöser Ruhestand ohne weiteres zu finanzieren sein. Etwas anders als bei den Sparekassen geht es bei den sogenannten ethischen Banken in Deutschland zu, Banken also, die das Geld ihrer Kunden nach ethischen und ökologischen Kriterien anlegen und auch sich selbst Zurückhaltung auferlegen. Bei der GLS-Bank zum Beispiel verdient der Vorstandsvorsitzenden für die Branche bescheidene 280 000 Euro im Jahr.

 

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