Stärkstes BIP-Wachstum seit Wiedervereinigung
Um 3,6 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2010 gestiegen – so stark wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Die Wachstumsimpulse gingen dabei nicht nur vom Außenhandel aus, sondern von den steigenden Investitionen der Unternehmen. Wirtschafts-Experten warnen jedoch vor zu viel Euphorie.
Um 3,6 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2010 gestiegen – so stark wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Wirtschafts-Experten warnen jedoch vor zu viel Euphorie.
Investionen als Wachstumstreiber
“Kaum jemand hatte Anfang 2010 mit einem solchen Aufschwung gerechnet, wie wir ihn im vergangenen Jahr in Deutschland erlebt haben”, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler. Die wirtschaftliche Erholung im Jahr 2010 fand hauptsächlich im Frühjahr und Sommer statt. Die Wachstumsimpulse gingen dabei nicht nur vom Außenhandel aus: Die inländischen Ausrüstungsinvestitionen, die im Vorjahr stark eingebrochen waren, nahmen um 9,4 Prozent zu, Bauinvestitionen um 2,8 Prozent. Auch die privaten Konsumausgaben stiegen leicht – um 0,5 Prozent.
Die Exporte nahmen um 14,2 Prozent zu, die Importe um 13 Prozent. Die Differenz zwischen Exporten und Importen steuerte 2010 einen positiven Wachstumsbeitrag von 1,1 Prozentpunkten zum Bruttoinlandsprodukt bei. Auch die Zahl der Erwerbstätigen erreichte mit 40,5 Millionen und einem Plus von 0,5 Prozent im Vorjahresvergleich einen neuen Höchststand. Ge-samtwirtschaftlich arbeitete jeder Erwerbstätige im Jahr 2010 im Durchschnitt 2 Prozent mehr als noch 2009.
Baugewerbe mit Plus
„Vor allem die Spezialisierung der Industrie auf international gefragte Investitionsgüter hat sich in kräftigem Produktionswachstum niedergeschlagen“, sagte Simon Junker vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). „Außerdem haben die Unternehmen in der Krise ihre gut ausgebildeten Fachkräfte größtenteils gehalten und konnten durch Ausweitung der Arbeitszeit rasch auf die boomende Auslandsnachfrage reagieren.“
Im besonders krisengeplagten Produzierenden Gewerbe ging es 2010 wieder steil aufwärts: Die Bruttowertschöpfung stieg um 10,3 Prozent. Im Baugewerbe ist die Wirtschaftsleistung sogar erstmals seit über 10 Jahren gewachsen – im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent.
Warnung vor zu viel Euphorie
Der DIW-Konjunkturexperte Ferdinand Fichtner, warnte jedoch vor zu großer Euphorie: „Nach den vorangegangenen massiven Einbrüchen haben Aufholeffekte einen großen Teil zum starken Wachstum beigetragen und die bislang kräftige Auslandsnachfrage dürfte in Zukunft etwas gedämpfter sein“. Auch der Rückgang der Arbeitslosenzahlen werde 2011 an Tempo verlieren. Der Experte rechnet für 2011 mit einem Wachstum von 2,2 Prozent.
Im Vorjahr hatte Deutschland noch die stärkste Rezession der Nachkriegszeit erlebt: Das Bruttoinlandsprodukt war 2009 um 4,7 Prozent eingebrochen.
Überblick über das BIP-Wachstum der vergangenen zehn Jahre:
- 2000: + 3,2 Prozent
- 2001: + 1,2 Prozent
- 2002: keine Veränderung
- 2003: – 0,2 Prozent
- 2004: + 1,2 Prozent
- 2005: + 0,8 Prozent
- 2006: + 3,4 Prozent
- 2007: + 2,7 Prozent
- 2008: + 1,0 Prozent
- 2009: – 4,7 Prozent
- 2010: + 3,6 Prozent
Quellen: Statistisches Bundesamt, DIW, Markt und Mittelstand
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