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Studie: Chinesische Konkurrenz fordert deutsche Maschinenbauer

Deutsche Maschinenbauer müssen sich nach der gemeisterten Krise auf neue Herausforderungen einstellen: Steigende Volatilität, heterogenere Absatzstrukturen und einen deutlich verschärften Wettbewerb identifiziert die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman.

Deutsche Maschinenbauer müssen sich nach der gemeisterten Krise auf neue Herausforderungen einstellen: Steigende Volatilität, heterogenere Absatzstrukturen und einen deutlich verschärften Wettbewerb identifiziert die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman in der aktuellen Studie Maschinenbau 2015, für die Geschäftsführer und Vorstände führender deutscher Maschinen- und Anlagenbauer sowie Komponentenhersteller befragt wurden. Besonders die wachsende Konkurrenz aus China werde in den kommenden Jahren zu einer ernsthaften Bedrohung für die gesamte Branche.

 

Großmacht China

Noch aber werde die Gefahr, die von China ausgeht, in Deutschland unterschätzt, glaubt Thomas Kautzsch, Partner bei Oliver Wyman. „Dabei haben chinesische Anbieter ihre deutschen Wettbewerber in den vergangenen Jahren klar überholt.“ Mit einem Umsatz von 209 Milliarden Euro lagen sie 2007 noch knapp hinter dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau mit 215 Milliarden Euro. Zwei Jahre später waren die Chinesen mit 343 Milliarden Euro fast doppelt so stark wie die Deutschen. Exportieren werden vor allem chinesische Branchensegmente, die im Fokus des vergangenen, elften Fünfjahresplans standen. Dazu gehören Textilmaschinen, Bau- und Bergbaumaschinen, Metallurgieausrüstung und Schiffbau.

Analog zur japanischen Großoffensive in den 1980er-Jahren werden chinesische Unternehmen zunächst in andere Schwellenländer expandieren, um anschließend in die USA, nach Japan und Europa zu drängen. Im Wettbewerb mit China kommt für die Berater eine zusätzliche Bedrohung hinzu: Im Gegensatz zu ihren japanischen Pendants strebten chinesische Unternehmen Firmenkäufe an, durch die westliche Unternehmen künftig auch in ihren Stammmärkten gefährdet sein könnten. Zwar seien die Übernahmegesetze in Europa und auch in Deutschland zunehmend restriktiver geworden und komplette Akquisitionen nicht zu erwarten. Dennoch würden chinesische Unternehmen versuchen, Einfluss zu nehmen, zum Beispiel durch den Aufkauf von Schulden oder den Erwerb von Minderheitsbeteiligungen.

Lokalisierte Produkte benötigt

Das starke Wachstum in China und anderen Schwellenländern steigert zudem die Heterogenität der Kundenanforderungen an deutsche Unternehmen. Wer in diesen Märkten erfolgreich sein will, braucht geeignete lokalisierte Produkte. Gefragt sind technisch einfachere Maschinen mit geringerem Automatisierungsgrad zu einem deutlich günstigeren Preis. An der Fertigung vor Ort führt für die Herausgeber der Studie kein Weg vorbei. Entsprechend müssten Produktions- sowie zunehmend auch Entwicklungskapazitäten in die Schwellenländer verlagert werden. Gleichzeitig verschieben sich aber auch die Ansprüche der Kunden in den Stammmärkten. Bislang stand die Maschine im Vordergrund. Künftig liegt der Fokus auf der ganzheitlichen Lösung zur Optimierung des gesamten Produktionsprozesses. „Auf die Branche wartet ein enormer Spagat“, erklärt Tobias Sitte, Associate Partner bei Oliver Wyman. „Einige Hersteller müssen in den Emerging Markets konsequent den Low-Cost-Weg einschlagen, andere in den etablierten Märkten den Schwerpunkt auf hocheffiziente Gesamtlösungen legen.“

Volatilität erfordert Flexibilität

Eine weitere grundlegende Veränderung ist der Abschied vom klassischen Konjunkturzyklus. Künftig wird es zu kürzeren Zyklen mit weitaus stärkeren Marktschwankungen als in der Vergangenheit kommen. Ursächlich dafür sind die stärker vernetzten Märkte und insbesondere die Vielzahl der weltweiten Risiken wie die anhaltende Immobilienkrise, zunehmende Wechselkursverwerfungen, die extremen Rohstoffpreisschwankungen und die hohe Verschuldung von EU-Ländern wie Griechenland, Irland oder Portugal. Verlässliche Prognosen werden nahezu unmöglich. Für die Berater von Oliver Wyman entstehen den Maschinenbauern daraus eine Reihe von Konsequenzen: Sie müssen ihre Arbeitszeitmodelle noch variabler gestalten, administrative Funktionen verstärkt outsourcen, die Fixkosten weiter reduzieren und Ineffizienzen in der Supply Chain beseitigen. „Zugleich brauchen die Unternehmen Planungs- und Steuerungssysteme, die auf eine unsichere Welt ausgerichtet sind“, sagt Sitte. Es gelte, neben einer Basisplanung auch Alternativszenarien zu berücksichtigen, um auf unerwartete Schwankungen vorbereitet zu sein. „Flexibilität wird in den nächsten Jahren zum Erfolgskriterium schlechthin“, bestätigt Kautzsch.

Quelle: Oliver Wyman, Markt und Mittelstand