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Management > Digital Leadership / Interview

Über 20 Jahre Amazon: „Die Einführung der Versandkostenfreiheit war unser Game Changer“

| Ralph Fürther | Lesezeit: 3 Min.

Ex-Amazon-Chef Ralf Kleber über Innovation, Jeff Bezos, KI – und warum Missverständnisse Teil des Erfolgs sind.

Bühne auf Schloss Neubeuern
Mitte Oktober startete die dritte Reihe des „Wirtschaftsforum“ im Internatsgymnasium Schloss Neubeuern. Ex-Amazon-Deutschland-Chef Ralf Kleber berichtete im Gespräch mit n-tv-Chefkorrespondent Ulrich Reitz über seine lange Karriere bei Amazon und über seine jetzigen Aktivitäten für die „Hacker School“. (Foto: Schloss Neubeuern)

Zwei Jahrzehnte Amazon, Millionen Kunden, unzählige Innovationen – und ein Chef, der leise führte und Großes bewegte. Warum Mut, Missverständnisse und KI für Ralf Kleber untrennbar zusammengehören. Das Interview führte Ralph Fürther. 

Markt und Mittelstand

Was bleibt Ihnen bis heute von 20 Jahren Amazon im Gedächtnis?

Ralf Kleber: Die Dankbarkeit Bestandteil eines Teams gewesen zu sein das etwas bewegt hat und Außergewöhnliches geleistet hat. In etwas mehr als 20 Jahren gelang es Amazon.de mit einem Umsatz von über 30 Mrd. USD zu meinem Ausstieg am 31.12.2022 als zweit wichtigsten Bestandteil des Konzerns nach den USA zu etablieren und über 36.000 festangestellte Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen. Von Prime Video bis Alexa, vom Shopping bis zu Webservices war Deutschland immer ganz vorne dabei. 

Was war für Sie der entscheidende „Game-Changer“ in Deiner Zeit beim Konzern?

Ralf Kleber: Es gab nicht den einen entscheidenden „Game-Changer“, aber für das Online-Shopping zum Beispiel, war definitiv die Einführung der Versandkostenfreiheit und Erhöhung der Zustellgeschwindigkeit von entscheidender Rolle. Besonders stolz war ich aber auch das Amazon Deutschland bei der Einführung von Prime Video unter den ersten war und Alexa als zweite Sprache Deutsch gelernt hat.

Wie oft hatten Sie Kontakt mit dem J. Bezos und was konnten Sie von ihm lernen?

Ralf Kleber: Das habe ich nicht gezählt, aber es ist sicherlich weniger als viele denken würden. Wir hatten die Vereinbarung, dass wir uns nur dann im Unternehmen treffen, wenn es notwendig war und notwendig war es nur bei einigen großen, wichtigen und damit auch nahezu unumkehrbaren Entscheidungen. "Think Big" war eine der Disziplinen die Jeff mit am besten beherrschte und von der ich viel gelernt habe. Ansonsten gab es ein großes und tolles internationales Team, dem ich angehören durfte und mit dem wir die absolute Mehrzahl aller Entscheidungen getroffen haben.

Wie ist Ihre Einstellung zur KI-Entwicklung und was geben Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben, wie sie sich in Sachen KI verhalten sollen?

Ralf Kleber: Ich muss etwas schmunzeln bei dieser Frage, weil sie mir in den letzten 35 Jahren in vielen anderen Zusammenhängen beim erscheinen neuer Technologien gestellt wurde. Aber bitte - ja - KI ist eine verändernde Kraft, über die derzeit sehr viel gesprochen wird. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die unzähligen KIs die es bereits gibt, immer von Menschen geschaffen und trainiert werden. Der einfachste Weg damit umzugehen ist KIs selbst zu nutzen und wer kann selbst zu entwickeln. So kann man schnell Potentiale und Limitationen einer KI am besten erfahren.

Sehen Sie mehr Vorteile oder mehr Nachteile in der schnellen Entwicklung von KI?

Ralf Kleber: Weder noch. KIs sind kein Wettrennen, bei dem der oder die gewinnt, die als erstes das Ziel erreicht. Amazon hat seine großen KI-Fortschritte zum Beispiel bei Anwendungen in der Logistik ungefähr im Jahr 2010 gemacht und seitdem nicht aufgehört ständig Neues und Besseres zu entwickeln. Wichtig ist es die Limitationen der KIs zu entdecken und an Stelle nicht enttäuscht zu sein, sondern dann durch Weiterentwicklung mithelfen die KI zu verbessern.

Gibt es einen Leitsatz, der Sie durch Ihr Berufsleben begleitet hat?

Ralf Kleber: „If you innovate, you have to be willing to be misunderstood.” Jeff Bezos. Mit anderen Worten, wenn du neue Weg beschreitest, dann ist nur allzu normal das nicht jede(r) versteht was du da tust und warum du es tust. Diese mentale Einstellung hat mir und vielen Teams bei Amazon sehr geholfen.

Was motiviert Sie am Projekt „Hacker School“ und was sind die nächsten Ziele bei diesem Thema für Sie?

Ralf Kleber: Ich liebe Macher und die Hacker-School bietet eine wirkungsvolle Alternative an einer Stelle an der ansonsten gerne mal gemeckert wird. Kindern und Jugendlichen spielerisch Zugang zum Programmieren zu ermöglichen ist für mich persönlich ein sehr erfolgversprechender Weg den Umgang mit Technik zu erleichtern. Nicht alle Schulen und Institutionen können das zurzeit in dem Umfang erbringen wie es notwendig wäre und deshalb sind ergänzende Programme wie sie die Hacker-School anbietet eine echte Erleichterung. Die Hacker-School hat in Deutschland und Österreich bereits über 80.000 Kinder mit ihren Kursen und Programmen erreicht, aber die Ziele liegen weitaus höher. Deshalb hoffe ich das uns gelingt weitere Unterstützer zur gewinnen. Ich freue mich über jeden direkten Kontakt oder über www.hacker-school.de .

Den Mutigen gehört die Zukunft.

Ralf Kleber über 20 Jahre Amazon

Ralf Kleber – Kurzporträt

 

Ralf Kleber (*1966, Kaiserslautern) leitete über 20 Jahre Amazon Deutschland und machte den Standort zum wichtigsten Auslandsmarkt des Konzerns. Der studierte Betriebswirt begann seine Karriere bei Escada, wechselte 1999 zu Amazon und übernahm 2002 die Geschäftsführung. Kleber steht für „Führen auf Augenhöhe“ und engagiert sich heute im Teufelsrat des 1. FC Kaiserslautern sowie für die Hacker School, die Kinder fürs Programmieren begeistert.

Hacker School

  • Gründung: 2014 – 10-jähriges Jubiläum 2024
  • Sitz: Hamburg
  • Struktur: Gemeinnützige Organisation
  • Mission: Die Hacker School begeistert Kinder und Jugendliche fürs Programmieren – spielerisch, kreativ und praxisnah. Ziel ist es, dass jeder junge Mensch Programmieren kennenlernt, bevor er sich beruflich orientiert.
  • Besonderheit: Unterstützt von ehrenamtlichen IT-Profis und Partnerunternehmen bringt die Hacker School digitale Bildung direkt in Schulen – online und bundesweit.
  • Formate: 2025 liegt der Fokus auf „YourSchool“, um digitale Bildung flächendeckend in den Unterricht zu integrieren.
  • Vision: Eine digitale Welt, die alle aktiv mitgestalten können – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Hintergrund.

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