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Personal > Bewerbermangel 2025

Studie zur Ausbildung in der M+E-Industrie: Warum der Bewerbermangel ernster ist als die Konjunktur

Bayerns Metall- und Elektroindustrie leidet unter Azubi-Mangel – trotz attraktiver Vergütung und hoher Übernahmequote sinkt die Zahl der Ausbildungsverträge.

Praxis trifft Präzision: Ein Ausbilder der Metallindustrie gibt einer jungen Interessentin Einblicke in den Ausbildungsalltag. (Foto: shutterstock)

Stabile Perspektiven für Azubis – gute Nachrichten mit Schatten

Die Ausbildungslandschaft der bayerischen Metall- und Elektroindustrie zeichnet auf den ersten Blick ein positives Bild. Nach aktuellen Erhebungen der Arbeitgeberverbände bayme vbm wurden im Jahr 2024 93,2 Prozent der Auszubildenden von ihren Betrieben übernommen – sei es befristet oder unbefristet. Ein Wert, der sich laut Prognose auch im laufenden Jahr halten dürfte.

„Der hohe Übernahmewille zeigt das Interesse der Unternehmen, ihre ausgelernten Azubis langfristig an sich zu binden. Sie gewährleisten ihnen auch in den wirtschaftlich fordernden Zeiten stabile und sichere Perspektiven“, betont Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayme vbm.

Auch finanziell können sich die Bedingungen für Azubis sehen lassen: Seit dem 1. Januar 2025 liegt die durchschnittliche Ausbildungsvergütung bei 1.347 Euro monatlich. Ab April 2026 soll sie weiter auf 1.389 Euro steigen – ein Ergebnis des jüngsten Tarifabschlusses.

Rückläufige Zahlen trotz hoher Übernahmequote

Doch so erfreulich die Übernahmebereitschaft der Betriebe ist – sie kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge rückläufig ist. 15.029 Verträge wurden 2024 geschlossen – ein Minus von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für 2025 wird ein weiterer Rückgang um voraussichtlich fünf Prozent erwartet.

Auffällig ist, dass die wirtschaftliche Situation nur eine untergeordnete Rolle spielt. Viel schwerer wiegt der Mangel an geeigneten Azubikandidaten und generell an Bewerbungen. Laut Studie nannten knapp 60 Prozent der befragten Betriebe den Mangel an passenden Bewerbern als Hauptgrund für den Rückgang, 47,2 Prozent beklagten eine zu geringe Anzahl eingehender Bewerbungen. Nur 16,7 Prozent führten die gesamtwirtschaftliche Lage als ausschlaggebenden Faktor an.

Der Ausbildungsmarkt kippt – zum Vorteil der Jugendlichen

„Statistisch betrachtet stehen jeder Bewerberin und jedem Bewerber in Bayern branchenübergreifend momentan etwa 1,7 Ausbildungsplätze zur Verfügung“, erklärt Brossardt. Eine erfreuliche Ausgangslage für Jugendliche – für die Unternehmen hingegen ein zunehmend strukturelles Problem.

Denn das sogenannte Matchingproblem, also die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage, wird sich nach Einschätzung von Experten weiter verschärfen. Besonders für technisch geprägte Berufe der Metall- und Elektroindustrie gestaltet sich die Nachwuchsgewinnung schwierig.

Von der Bundesregierung fordert Brossardt daher rasche Impulse: „Die wachstumsfördernden und standortsichernden Maßnahmen, die im Koalitionsvertrag festgelegt worden sind, müssen jetzt zügig umgesetzt werden.“ Gleichzeitig sei es entscheidend, junge Menschen früher und praxisnäher für technische Berufe zu begeistern.

Hier setzen die bayme vbm mit zahlreichen Initiativen an – etwa mit dem erfolgreichen Projekt M+E-InfoTruck, der seit 2004 Berufsorientierung direkt an Schulen bringt. Über 261.700 Schülerinnen und Schüler haben das mobile Informationszentrum seitdem besucht.

„Nur wenn wir Jugendlichen frühzeitig realistische und interessante Einblicke in die Berufswelt geben, können wir dem Bewerbermangel nachhaltig entgegenwirken“, so Brossardt.

Zahlen und Fakten zur Ausbildung in der M+E-Industrie Bayern

  • Übernahmequote 2024: 93,2 %

  • Ø Ausbildungsvergütung (seit 01.01.2025): 1.347 € monatlich

  • Prognose Ø Ausbildungsvergütung (ab 01.04.2026): 1.389 € monatlich

  • Anzahl neuer Ausbildungsverträge 2024: 15.029

  • Rückgang zum Vorjahr: -2 % (2025: erwartet -5 %)

  • Gründe für weniger Verträge:

    • 59,7 %: fehlende geeignete Bewerber

    • 47,2 %: zu wenige Bewerbungen

    • 16,7 %: wirtschaftliche Lage

  • Ausbildungsplätze je Bewerber in Bayern: ca. 1,7

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