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Personal > Kommentar zur Arbeitswelt

Feiertag am Wochenende? Dann machen wir montags frei!

| Thorsten Giersch | Lesezeit: 2 Min.

Gewerkschaften fordern Montag frei bei Wochenend-Feiertagen – inmitten von Krise und Fachkräftemangel.

Freizeitpark Deutschland. Foto: Shutterstock
Jubelnd in den Abgrund: Trotz Wirtschaftskrise und Arbeitskräftemangel fordern Gewerkschaften jetzt Montag frei, wenn ein Feiertag aufs Wochenende fällt. Foto: Shutterstock

Aprilscherz? Leider nein, eher Grusel zu Halloween: Gewerkschaften wollen, dass Beschäftigte frei bekommen, wenn ein Feiertag auf Samstage oder Sonntag fällt. Der Vorschlag zeigt, dass viele den erst der Lage nicht begreifen.

Von Thorsten Giersch für Markt und Mittelstand

Es ist eine Zumutung, dass wir heute arbeiten müssen. Immerhin war am 1. November Allerheiligen und da ist es doch wohl nur logisch, wenn so ein Feiertag schon auf einen Samstag fällt, dass wir ihn Montag nachholen und entsprechend frei bekommen. Wer nun denkt, der Autor dieser Zeilen hat zu heftig Halloween gefeiert, dem sei gesagt: Das ist ein aktueller und ernst gemeinter Vorschlag von Gewerkschaften.

Ernsthaft: Drei Jahre Rezession, Wirtschaftskrise und fehlende Arbeitszeit, wohin man schaut – aber egal: bitte Feiertage am nächsten Werktag nachholen und den Leuten freigeben. Für den Deutschen Gewerkschaftsbund fallen Weihnachten und der 1. April derzeit offenbar zusammen. Der DGB argumentiert, ähnliche Feiertagsregelungen gebe es in rund 85 Ländern.

Das mag sein, greift aber absurd zu kurz: Wollen wir jetzt mal aufzählen und vergleichen, was es hierzulande an arbeitnehmerfreundlichen Maßnahmen so alles gibt, wovon der Rest der Welt nur träumen kann: Wo bekommt man schon am ersten Krankheitstag weiter sein volles Gehalt? Außer Luxemburg hat weltweit kein anderes Land ein so großzügiges System der Lohnfortzahlung. Die Deutschen genießen den Luxus von 29 Urlaubstagen im Durchschnitt, der weltweite Mittel liegt bei 18,2.

Die Gewerkschaften haben den Ernst der Lage nicht begriffen.

Thorsten Giersch, Chefredakteur

Wie wollen wir unseren Wohlstand erhalten?

Wer hier argumentiert, Wochenend-Feiertage müssen montags nachgeholt werden, damit sich die Menschen erholen können, sollte selbst zum Arzt gehen. Im Gegenteil: Angesichts der Lage gehören Feiertage gestrichen. Es ist niemandem zu vermitteln, dass die Bayern 13 Feiertag haben und Bremer, Hamburger sowie Berliner nur neun.

Damit mal klar wird, wovon wir reden: Laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bringt ein zusätzlicher Arbeitstag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen 5,0 und 8,6 Milliarden Euro. Oder anders ausgedrückt: Ein zusätzlicher Werktag würde bis zu 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen. Der Effekt ist nicht in allen Branchen gleich groß: Beim Bau macht es zum Beispiel einen großen Unterschied, ob der zweite Weihnachtsfeiertag auf einen Samstag fällt oder der 1. Mai, denn bei Eis und Schnee stehen die Kräne ohnehin still.

Aber bei der Diskussion geht es um mehr: Deutschland muss sich die Charakterfrage stellen! Wie wollen wir unseren Wohlstand erhalten, wenn wir solche Diskussionen führen, anstatt die Ärmel hochzukrempeln?

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