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Personal > Roemheld Gruppe

Unternehmensnachfolge für Fortgeschrittene

Die Übergabe des Unternehmens an die nächste Generation ist schon für sich komplex. Bei der Roemheld Gruppe veränderte sich gleichzeitig die Eigentümerstruktur. Um den Einstieg eines Investors oder den Teilverkauf zu verhindern, musste ein Plan her.

Schon in ihren frühesten Kindheitserinnerungen nahm Julia Reichert ihren Vater Winfried Martin Erhardt vor allem als eines wahr: als Unternehmer. Für sie und ihren Bruder Philipp war schon früh klar, dass sie eines Tages in die Fußstapfen der Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und Ururgroßeltern treten würden – und auch wollten.

Seit Mitte 2016 leitet Reichert nun als Geschäftsführerin in fünfter Generation die Roemheld-Firmengruppe im Landkreis Gießen, seit Anfang 2018 unterstützt durch ihren Bruder. Hinzu kam: der zweite Familienstamm, der die andere Hälfte des Unternehmens besaß, wollte seinen Anteil verkaufen. Schnell ist über Jahrzehnte aufgebautes Vertrauen zerstört, wenn Gesellschafter ohne Absprache Investoren kontaktieren und anfangen eigenmächtig über Preise zu verhandeln. Im Fall der Roemheld Gruppe waren sich allerdings alle Beteiligten einig, dass das Unternehmen auch weiterhin fortbestehen sollte. Der zweite Familienstamm spielte mit offenen Karten.

Die eigentliche Herausforderung stellte die Finanzierung der Übernahme der zweiten Unternehmenshälfte dar. Um den bisherigen Miteigentümer auszahlen zu können, handelte die Roemheld Gruppe eine Finanzierung mit ihrer Hausbank aus. „Zugleich mussten wir sicherstellen, notwendige Investitionen auch weiterhin durchführen zu können“, sagt Reichert rückblickend. Dafür habe man mit der Bank einen großzügigen Tilgungszeitraum vereinbart, der deutlich über das normale Maß hinausgeht.

Rücken freigehalten

Außerdem holte sie sich bei einem Rechtsanwalt und Steuerberater, der die Struktur des Unternehmens schon lange als Berater kannte, Hilfe. Fachexpertise von außen zu holen sei unbedingt empfehlenswert, resümiert die Geschäftsführerin: „Bei der steuerrechtlichen Gestaltung einer Unternehmensnachfolge gibt es sehr komplizierte Mechanismen, die man allein kaum durchblickt.“

Für Julia Reichert bedeutete die Neuordnung mehr Einfluss, aber auch mehr Verantwortung. Nach mehreren Stationen im mittleren Management außerhalb des Familienunternehmen, war die damals 36-Jährige erst seit drei Jahren im Unternehmen und kannte noch nicht jede Verästelung, des aus zahlreichen Einzelfirmen zusammen gewürfelten Unternehmensgeflechts.

Ein Erfolgsfaktor für die Umsetzung der neuen Inhaberstruktur war die bestehende Führungsstruktur. „Mein Vater und vier externe Geschäftsführer stellten insbesondere in der Zeit des Ausscheidens meines Onkels sicher, dass das Unternehmen erfolgreich weiterlaufen konnte“, sagt Reichert. Das hielt der neuen Geschäftsführerin den Rücken frei, um sich in die neuen Aufgaben als Chefin der Holding einzufinden.

Julia Reicherts Bruder rückte zum 1. Januar 2018 in die Geschäftsführung nach. Nachdem die Übergabe an die fünfte Generation erfolgreich abgeschlossen und alles in trockenen Tüchern war, zog sich im letzten Schritt Winfried Martin Erhardt zum Jahresende 2018 aus der Geschäftsleitung zurück. Der schrittweise Generationenwechsel bei der Roemheld Gruppe dauerte etwa eineinhalb Jahre.

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