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Management > Neue Studien zur Nachfolge

Unternehmensnachfolge: Problemkind des Mittelstands?

Die Zeit wird knapp und der Druck immer höher: Innerhalb der nächsten zwei Jahre suchen deutschlandweit rund 620.000 mittelständische Unternehmen mit insgesamt mehr als 4 Millionen Beschäftigten einen neuen Eigentümer. Doch ob Übergabe oder Verkauf – die Unternehmensnachfolge stockt gewaltig, wie neue Studien zeigen.

Die aktuellen Zahlen belegen die Brisanz: Fast jedes fünfte mittelständische Unternehmen in Deutschland steht bis zum Jahr 2018 vor der Übergabe oder dem Verkauf. 17 Prozent der mittelständischen Unternehmer suchen einen Nachfolger für ihr Geschäft. Die Gründe liegen vor allem in der demografischen Entwicklung: Mehr als 35 Prozent aller mittelständischen Unternehmer sind mittlerweile älter als 55 Jahre.

Schwierig und langwierig: Suche nach dem Nachfolger

Doch erst bei 42 Prozent der Unternehmen, deren Übergabe innerhalb der nächsten drei Jahren stattfinden soll, ist die Suche nach einem Nachfolger bereits angelaufen. 11 Prozent haben sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt. Das sind die Ergebnisse des KfW-Mittelstandspanels sowie einer Befragung von KfW Research und der Wirtschaftsdatenbank Creditreform.

Die Lage ist ernst. Für mehr als ein Drittel der anstehenden Unternehmensnachfolgen könnte die Zeit zu knapp werden. Nach Angaben von Wirtschaftsverbänden dauert es typischerweise drei Jahre, bis die Unternehmensnachfolge unter Dach und Fach ist.

Unternehmensnachfolge ist heikles Thema

Deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen mit Nachfolgebedarf zieht grundsätzlich die Übergabe an ein Familienmitglied in Betracht, 29 Prozent sehen im Weitergeben des Geschäfts innerhalb der Verwandtschaft sogar die einzige Option. Das ist nicht risikolos: Es gibt zahlreiche Beispiele für Konflikte in Unternehmerfamilien. Die Erben des Gründers von Aldi Nord liegen seit Jahren im Clinch, und auch beim Familienstreit um Deutschlands größten Fleischbetrieb Tönnies ist ein Schlichtungsversuch offenbar gescheitert.

Die beiden heutigen Gesellschafter des Tönnies-Konzerns – Onkel und Neffe – streiten um Macht, Einfluss und Gesellschaftsanteile. Was man in solchen Fällen tun kann, erklärt Rechtsanwalt Dr. Reinhard Lutz. 

Manche Unternehmer teilen ihr Unternehmen lieber unter den Nachfolgern auf, bevor sie einen Zerfall durch Familienstreit riskieren. Mehr dazu hier.

Zur Vermeidung von Streitpotenzial und Familienzwist empfiehlt sich neben dem Abschluss eines Gesellschaftsvertrag, der die Rechtsbeziehungen klärt, eine Familiencharta. Darin lassen sich grundsätzliche Fragen zur Familienstrategie regeln: Was sind die Wert, was die Ziele und welche Rolle spielen die einzelnen Familienmitglieder? Außerdem muss klar sein: Welche Regeln gelten für die Ausschüttung oder Vergütungen, und: Dürfen Schwiegerkinder im Unternehmen tätig sein?

Wenn sich innerhalb der Familie kein geeigneter (oder williger) Nachfolgekandidat findet, gibt es noch andere Optionen: Knapp die Hälfte der Unternehmen kann sich laut KfW-Befragung auch einen externen Käufer vorstellen, und rund 43 Prozent halten die Übergabe des Unternehmens an Miteigentümer oder Mitarbeiter für möglich. Einen finalen Schlussstrich ziehen wollen die wenigsten: Lediglich für 6 Prozent ist die Stilllegung ihres Unternehmens eine Option.

Wo findet man Hilfe bei der Nachfolge

Da die Nachfolge ein komplexes Thema ist, ist auch der Informationsbedarf entsprechend hoch: Mit 38 Prozent informiert sich das Gros der älteren Unternehmer (über 59 Jahre) bei Banken und Förderinstituten. Die unter 50-Jährigen setzen hingegen eher aufs Internet: 41 Prozent informieren sich online über die Chancen und Risiken der Unternehmensnachfolge.

Was wichtige Informationsquellen zum Thema Unternehmensnachfolge sind, zeigt folgende KfW-Grafik aus Sicht mittelständischer Unternehmer nach Altersklasse. Eine Mehrfachnennung war möglich, die Angaben sind in Prozent.

Die Jüngeren nutzen zudem neue Wege, um sich inhaltlich-fachlich auf das Thema Nachfolge vorzubereiten. Inzwischen gibt es an Universitäten und Fachhochschulen zahlreiche Studiengänge mit diesem Schwerpunkt. Aus Sicht des Mittelstands ist das eine gute Sache: Schließlich gilt die intensive Einarbeitung des Nachfolgers als wichtiger Erfolgsfaktor für eine gelungene Unternehmensübergabe.

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