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Personal > Generationswechsel im Mittelstand

Unternehmensnachfolge: So können Förderhilfen den Prozess erleichtern

Wenn es um Unternehmensnachfolge geht, gibt es ein breites Spektrum an möglichen Übernehmern. Wie sich der Prozess durch Förderhilfen beschleunigen lässt, schildert Gabriela Pantring, Vorstandsmitglied der NRW Bank, im Interview.

Laut KfW suchen in den nächsten fünf Jahren mehr als 800.000 Unternehmen nach einem Nachfolger. Das klingt dramatisch. Drohen massenhafte Betriebsschließungen?

Nein, diese Gefahr sehe ich nicht. Dass Unternehmen einen Nachfolger suchen, heißt ja nicht, dass sie keinen finden. Fakt ist, dass der deutsche Mittelstand vor einem Generationswechsel steht. Wenn niemand aus der Familie als Nachfolger zur Verfügung steht, muss die Zukunft des Unternehmens auf anderem Wege gesichert werden – etwa durch ein Management Buy-Out oder ein Management Buy-In externer Manager. Ist das Unternehmen gut im Markt etabliert, können Kaufangebote auch von Lieferanten, Kunden oder Konkurrenten kommen. Das Spektrum möglicher Übernehmer ist also weit. 

Gibt es typische Knackpunkte, an denen Unternehmensnachfolgen kranken?

Ja, Zeit, Planung und Kapital. Eine Nachfolge muss frühzeitig geplant werden und ist ein ebenso komplexer wie zeitintensiver Prozess. Die Erfahrung zeigt: Eine Übergabe zu realisieren dauert mitsamt der Planungsphase durchschnittlich fünf Jahre. Diesen Zeitpunkt verschieben oder verpassen leider viele Unternehmer. Auch wenn das Unternehmen einen Investitionsstau vor sich herschiebt, wird es schwer, einen Nachfolger zu finden.

Wie kommt es, dass die Unternehmensbewertungen der Alteigentümer häufig deutlich über der Realität liegen?

Jeder Unternehmer hat eine enge Beziehung zu seiner eigenen Firma. Er weiß, wie viel Zeit, Energie und Kapital es gekostet hat, sie aufzubauen und erfolgreich zu führen. Das Unternehmen ist sein Lebenswerk. Aus dieser engen Bindung ergeben sich häufig Unternehmensbewertungen, die auch durch Emotionalität bestimmt sind.

Wie lässt sich eine für beide Seiten – Verkäufer wie Käufer – akzeptable Unternehmensbewertung finden?

Es gibt verschiedene Verfahren, den Wert eines Unternehmens zu berechnen. Auf der sicheren Seite sind alle Beteiligten, wenn sie sich dabei von einem Profi beraten lassen – etwa von einem Experten ihres Branchenverbands oder von einem Steuerberater.

Stichwort M&A: Was ist zu beachten, wenn das eine Unternehmen das andere kauft?   

Der Verkäufer muss seinen Verkaufspreis mit wichtigen Kennzahlen und Informationen wie Umsatz, Gewinn, Kundenstruktur, Wettbewerbsanalyse und Zukunftschancen belegen können. Bei einem Firmenverkauf spielt auch das Vertrauen eine große Rolle. Der Verkäufer muss sich sicher sein, dass der Käufer willens und fähig ist, den Betrieb weiterzuführen und dauerhaft am Markt zu halten. Schließlich hängen daran Arbeitsplätze. Darüber hinaus muss  der Käufer solvent sein.

Lässt sich eine familieninterne Nachfolgelösung leichter umsetzen als eine Nachfolge mit einem externen Käufer?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Jede Nachfolge ist individuell. Wenn das Unternehmen in der Familie bleibt, kann es möglicherweise eher knirschen, weil die Beteiligten emotional viel näher dran sind, statt die Zahlen nüchtern zu betrachten. Andererseits hat eine interne Lösung auch Vorteile: Die Familie kennt die Abläufe und das Geschäft bestens und pflegt oft eine sehr enge, persönliche Beziehung zu den Kunden. Außerdem haben Familienmitglieder meist ein besonders starkes Interesse an der Fortführung des Unternehmens.

 

Sollte der Altinhaber den Betrieb an seine Kinder verschenken oder lieber verkaufen?

Auch das lässt sich pauschal nicht beantworten. Das ist eine sehr individuelle und persönliche Entscheidung, die auch steuerliche Implikationen hat.

 

Wieviel Eigenkapital sollte ein Käufer mitbringen, wenn er ein Unternehmen übernehmen will?

Empfehlenswert sind 15 bis 20 Prozent des Kaufpreises. Das Kapital kann vom Käufer selbst stammen oder aber von Finanzierungspartnern.

Und woher kommt das restliche Geld?

Der Restfinanzierungsbedarf kann beispielsweise durch eine Mischung aus Eigenkapital und Förderdarlehen gedeckt werden.

Landesförderbanken wie Ihr Haus bieten Hilfe bei der Regelung der Unternehmensnachfolge an. Was genau?

Einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren einer erfolgreichen Unternehmensübergabe ist die passgenaue Finanzierung. Wir als NRW Bank unterstützen Unternehmer und Übernehmende dabei, indem wir zinsgünstige Förderdarlehen, Eigenkapitalfinanzierungen und Förderberatung anbieten, die jeweils individuell auf das Vorhaben und die Situation unserer Kunden zugeschnitten sind.

Wie sieht Ihr typischer Unternehmerkunde im Bereich Nachfolgeförderung aus?

Es gibt keinen speziellen Typus. Unsere Förderung steht allen Branchen offen. Unser Anspruch ist: Keine gute Idee soll an der Finanzierung scheitern.

Es gibt verschiedene Förderarten: Darlehen, Bürgschaften, Beteiligungen und Zuschüsse. Wie kann ein mittelständischer Unternehmer entscheiden, welche Förderung die für ihn richtige ist?

Bei der Fördermittelrecherche helfen verschiedene Ansprechpartner, darunter die Kammern, Wirtschaftsförderungen – und auch die NRW Bank. Wir beraten Unternehmer gerne bei der Auswahl des richtigen Förderangebotes, und zwar anbieterunabhängig.

Wodurch unterscheidet sich Ihre Förderung von der durch die KfW?

Die Aktivitäten der Landesförderbanken sind auf das jeweilige Bundesland fokussiert. Sprich: Wir als NRW Bank finanzieren Unternehmensnachfolgelösungen, wenn der Hauptsitz der Firma in Nordrhein-Westfalen liegt – andere Landesförderinstitutionen konzentrieren sich auf ihre Bundesländer.

Wie viel Zeit sollten Nachfolger für einen Förderantrag einplanen?

Der Antrag muss gestellt werden, bevor der Übernahmevertrag unterschrieben ist. Man sollte sich frühzeitig kümmern, damit alle Beteiligten genügend Spielraum und Zeit für ihre Entscheidung haben. Die Übernahme ist eine komplexe Form der Existenzgründung. Für die Strukturierung der Finanzierung sollte der Gründer mindestens sechs Monate einplanen.

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