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Personal > Unternehmensübergabe

Gesucht: Firma ohne Nachfolger zum Weiterführen

Bis 2022 suchen 150.000 deutsche Familienunternehmen einen Nachfolger. Darin sehen Andreas Weigel und Manuel Friedmann ihre Chance. Die beiden „Weitermacher“ wollen ein solches KMU fortführen. Was sich die beiden Männer genau vorstellen, erklärt Andreas Weigel im Interview.

Herr Weigel, Sie und Ihr Mitstreiter Manuel Friedmann wollen ein Unternehmen, das keinen Nachfolger findet, kaufen und dann weiterführen. Die Branche ist Ihnen dabei egal – ist diese offene Herangehensweise nicht ein bisschen gewagt?
Nein, gar nicht. Wir sind ganz bewusst nicht auf eine bestimmte Branche fokussiert. Man kann sich in alles einarbeiten. Manager wechseln im Verlauf ihrer Karriere häufig die Branchen. Das ist alles andere als unüblich. Wenn Sie zu tragfähigen unternehmerischen Entscheidungen gelangen wollen, brauchen Sie vor allem zweierlei: eine sorgfältig erarbeitete Strategie und eine starke Identifikation mit dem Unternehmenszweck.

 

Wie müsste der Unternehmenszweck aussehen, damit der Funke bei Ihnen überspringt?
Dies hängt immer vom Einzelfall ab. Grundsätzlich sollte das Unternehmen ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell haben. Was wir suchen, sind Unternehmen mit einem eigenen und skalierbaren Produkt, also keine reinen Lohnfertiger. Das Produkt oder die Dienstleistung sollte ein Alleinstellungsmerkmal besitzen, und das Unternehmen sollte in Baden-Württemberg oder Bayern ansässig sein.

Mehr zum Thema Unternehmensnachfolge.

Was qualifiziert Sie als Inhaber eines Unternehmens?
Ich habe Erfahrungen im Maschinenbau und der Halbleiterindustrie. Mein Kollege Manuel Friedmann kennt sich in der Bau- und Immobilienbranche bestens aus. Wir sind sowohl strategisch als auch operativ stark.

Was heißt das konkret?
Manuel hat zum Beispiel die Integration der Firma Schaltec in die Peri Gruppe aus Weißenhorn vollzogen. Ich selbst habe für ein Maschinenbauunternehmen das Asiengeschäft aufgebaut und länger in Singapur gelebt. Wir sehen uns sowohl als Angestellte wie auch als Unternehmer. Schon heute denken und handeln wir als Angestellte unternehmerisch.

Warum wollen Sie ein Unternehmen kaufen – warum gründen Sie keines?
Es gibt Menschen, die haben ein Erfinder- oder Gründergen. Und es gibt diejenigen, die mit operativer Disziplin auf Basis einer intelligenten Strategie aus bestehenden Geschäftsmodellen heraus Mehrwert schaffen können. Wir gehören zur zweiten Gruppe. Wichtig ist uns, dass der Kunde im Mittelpunkt der Unternehmensstrategie steht und nicht der Shareholdervalue, also die kurzfristige Gewinnmaximierung. Ich bin sicher: Wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung für Kunden Mehrwert schafft, wird der Unternehmenserfolg nicht ausbleiben.

Wie viele Unternehmen wurden Ihnen bereits zum Kauf angeboten?
Wir bekommen im Schnitt ein Unternehmen in der Woche zum Kauf angeboten. Bisher war das Passende aber noch nicht dabei.

Wie wollen Sie eine Übernahme finanzieren?
Wir verfügen über einen Grundstock von Eigenkapital, den Rest werden wir klassisch über Banken fremdfinanzieren. Mit diesem Ansatz kommen für uns Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern in Frage.

Andreas Weigel (Jahrgang 1973) machte zunächst eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker Stanz- und Umformtechnik und studierte anschließend Mechatronik- und Mikrosystemtechnik. Er arbeitete bei dem Elektronikunternehmen SZ Testsysteme und baute für das Industrieunternehmen Esmo von Singapur aus das Asiengeschäft auf. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland absolvierte er ein MBA-Studium und übernahm die Repräsentanz des japanischen Robotic-Solution-Herstellers Seiko Epson für Zentraleuropa.

Manuel Friedmann
(Jahrgang 1984) studierte BWL mit Schwerpunkt Bau und Immobilien. Als Projektentwickler startete er seine berufliche Karriere bei dem Baukonzern Hochtief in Stuttgart und Zürich. Danach wechselte er zur Schwarz-Gruppe. Als Vermietungs- und Immobilienleiter betreute er Standorte des Großflächendiscounters Kaufland in ganz Deutschland. Nach einem MBA-Studium wurde er Mitglied der Geschäftsführung des Verschalungsspezialisten Schaltec. In dieser Funktion war er auch für die Integration in die Peri Gruppe verantwortlich, die Schaltec Ende 2014 übernommen hat.

Website & Kontakt: dieweitermacher.de

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