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Personal > IHK-Nachfolge-Pool

Wie Unternehmernetzwerke bei der Nachfolge helfen

In hunderttausenden Unternehmen steht in den kommenden Jahren eine Nachfolge an. Bei der Suche können Kontakte zu regionalen Verbänden oder Investmentgesellschaften helfen. Wie ein Mittelständler mit Hilfe der IHK den Fortbestand seines Unternehmens gesichert hat.

Im Alter von 50 Jahren beschloss Ralph Bauer, dass die Zeit reif für eine Veränderung ist. Bis dahin arbeitete der Diplomkaufmann in Führungspositionen bei verschiedenen Familienunternehmen und Konzernen, nun wollte er sein eigener Chef werden. „Ich wollte meine Fähigkeiten in ein etabliertes Unternehmen einbringen, damit es in Zukunft noch erfolgreicher ist“, sagt Bauer.

Also machte er sich auf die Suche nach einem geeigneten Übernahmekandidaten. Dazu vernetzte er sich in der Region rund um Aachen, um dort eine passende Firma zu finden. Über den Nachfolge-Pool der IHK Aachen, bei dem sich potentielle Nachfolger den Mitgliedern des Verbandes vorstellen können, lernte er den Logistikdienstleister Schiffer Service kennen. Der Gründer des Unternehmens, Rolf Schiffer, suchte nach einem Nachfolger, da kein Familienmitglied den Betrieb übernehmen wollte. „Das Netzwerk der IHK war ein Glücksgriff für uns beide“, sagt Bauer. „Ohne hätten wir uns wohl nicht so schnell kennengelernt.“

Die ersten Gespräche liefen positiv. Die Chemie zwischen Bauer und den Führungskräften des Mittelständlers – etwa dem stellvertretenden Geschäftsführer Michael Pauly, der weiterhin im Unternehmen tätig ist – stimmte. Auch fachlich passten beide Seiten zusammen. Bauer kümmerte sich bei seinen vorherigen Jobs auch um den Vertrieb und kannte sich dadurch bereits mit logistischen Abläufen aus. „Einige meiner ehemaligen Arbeitgeber sind jetzt meine Kunden“, sagt Bauer.

Investor gesucht

Eine externe Nachfolge ist auch immer eine Frage des Geldes. Aus seinen Ersparnissen alleine konnte sich Bauer die Übernahme des Mittelständler mit seinen über 300 Mitarbeitern nicht leisten. Also musste ein Bankkredit oder ein Investor her. Da kam Bauer zu Gute, dass er nicht nur über die IHK sondern auch über die S-UBG Gruppe – die Beteiligungsgesellschaft der Sparkassen der Wirtschaftsregionen Aachen, Krefeld und Mönchengladbach –  nach einem zum Verkauf stehenden Unternehmen gesucht hatte und daher das Modell der S-UBG kannte. 

In nur neun Monaten regelte Bauer zusammen mit der S-UBG die Übernahme von Schiffer. Drei Viertel der Anteile gehören seitdem dem neuen Geschäftsführer. Den Rest hält die Beteiligungsgesellschaft. Neben der Finanzierung unterstützte die S-UBG den Unternehmer auch bei der Erstellung der Verträge. „Das war eine große Hilfe“, sagt Bauer. „Wenn man zum ersten Mal ein Unternehmen kauft, ist man mit den rechtlichen und steuerlichen Fragen sowie der Konzeption der Finanzierungsstrategie schnell überfordert.“

Oftmals dauern Übernahmen deutlich länger als im Fall Schiffer Service. „Diese Übernahme zeigt, welche große Hilfe lokale Unternehmernetzwerke und Nachfolge-Pools sein können“, sagt Günther Bogenrieder, der als Investmentmanager der S-UBG die Beteiligung an Schiffer Service betreut.

Mehr als nur Geldgeber

Die Zusammenarbeit zwischen Bauer und dem Investor ist auch nach der erfolgreichen Nachfolge, die im Januar 2019 abgeschlossen wurde, eng. Mindestens alle zwei Wochen treffen sich die Gesellschafter und besprechen die aktuellen Zahlen und die neuen Vorhaben von Schiffer Service. Derzeit sucht der Mittelständler nach einer neuen Gewerbeimmobilie mit einer Lagerfläche von circa 10.000 Quadratmetern. „Solche Flächen sind rar, daher halten wir alle gemeinsam nach einem Standort Ausschau“, sagt Bogenrieder.

Wie lange die S-UBG Investor bei Schiffer Service bleibt, ist noch offen. „Wir sind da völlig flexibel“, sagt Bernhard Kugel, Vorstand der S-UBG. Bei bisherigen Investments variierte die Beteiligungsdauer der Gesellschaft zwischen 3 und 20 Jahren. Solange beide Seiten mit der Zusammenarbeit zufrieden seien, gebe es keinen Grund für einen Verkauf.

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