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Management > Machtkampf bei VW

VWs Kampf um Zukunft: Blume vs. Cavallo

VWs Führung im Umbruch: Konzernchef Blume beschleunigt, Betriebsratsvorsitzende Cavallo bremst. Entdecken Sie Hintergründe und Herausforderungen.

(Foto: shutterstock)

Beschleunigen

Im vergangenen Jahr ist es noch rund gelaufen bei VW, Europas größtem Autobauer. Oliver Blume konnte im ersten vollen Jahr als Konzernchef einen Rekordumsatz von  332,3 Milliarden Euro verkünden, der Gewinn kletterte auf 17,9 Milliarden Euro.

„Die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen“, sagte er und kassierte rund 6,9 Millionen Euro, wie die Wertpapierschützer von der DSW ermittelt haben. Jetzt kann der 46-Jährige zeigen, ob er die Millionen wirklich wert ist. Denn offenbar war die VW-Fassade zwar aufgehübscht, dahinter jedoch ist Großbaustelle.

Blume muss angehen, was den Konzern schon die vergangenen Jahre belastet hat: Ineffizienz und das „System VW“, bei dem Vorstand, Aufsichtsrat und Betriebsrat eng verquickt sind. Dass es ihm ernst ist, zeigt die Kündigung der Beschäftigungssicherung, eine Kriegserklärung an den sehr mächtigen Betriebsrat. Denn das Wettbewerbsumfeld, in dem vor allem die Chinesen punkten, verlangt Tempo. Blume braucht jetzt starke Nerven, einen guten Sanierungsplan und vor allem Rückendeckung des Aufsichtsrats. Letzteres fehlte einigen seiner Vorgänger, unter anderem, weil das Land Niedersachsen eine Sperrminorität besitzt und gemeinsam mit den Vertretern der Arbeitnehmer die Mehrheit hat. Blumes Vorgänger übrigens hatte sich auch mit dem Betriebsrat angelegt, und trat letztlich zurück. Es kann also eng werden.

Bremsen

Es sind harte Tage für Daniela Cavallo. Die 49-jährige Betriebsratschefin von VW kämpft einerseits für die Interessen der Belegschaft. Als Mitglied des Aufsichtsrats weiß sie andererseits auch, dass der Autokonzern auf rutschiger Straße unterwegs ist. Daran ist der Betriebsrat nicht ganz unschuldig.

Der ist Teil des „Systems VW“, das seit Jahrzehnten den Konzern prägt. Dabei sind Vorstand, Aufsichtsrat und Betriebsrat derart miteinander verquickt, dass die Rollenverteilung verschwimmt.

Die Zahlen sprechen für sich. VW fertigt mit 680.000 Beschäftigten neun Millionen Fahrzeuge. Der Konkurrent Toyota kommt auf elf Millionen – mit 380.000 Mitarbeitern. Die Rendite zuckelt bei 2,4 Prozent herum. Bei Mercedes und BMW sind sie zweistellig. Cavallo will dennoch weiter eisern alle 120.000 deutschen Stellen bei VW halten.

„Nicht mit uns“, lautet ihre Losung gegen die Sparpläne des Konzerns. Cavallo fordert „langfristiges Denken“ von der Konzernführung. Doch wo war sie die vergangenen Jahre? Die Antwort: mit dem Fuß auf der Bremse. Bewahren statt verändern, lautet die Devise des selbstgefälligen Betriebsrates. Jetzt ist die Beschäftigungssicherung perdu und es droht sogar eine Kündigungswelle. Cavallo ist in der Defensive. Sie will notfalls mit einem Arbeitskampf ihre Basis sichern. VW bringt das aber einer Lösung nicht näher.

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