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Was Führungskräfte von Lehrern lernen können

Führungskräfte gibt es nicht nur in klassischen Unternehmen. Was Geschäftsführer von Lehrern lernen können und welche Rolle Autorität in der Schule spielt, berichtet Anke Limbacher, Lehrerin an einer Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen.

„Es gibt jede Menge Literatur zum Thema „Classroom-Management“ – und der Begriff ist ziemlich passend. Denn letztlich muss ich als Lehrerin das Lernsetting so organisieren, dass der Unterricht in etwa so verläuft, wie ich ihn im Vorfeld geplant habe. Dabei hilft mir das, was wir unter Kollegen gern „Lehrerpersönlichkeit“nennen.

Dazu gehört vor allem Ausstrahlung und Präsenz im und außerhalb des Klassenraumes. Die Schüler müssen merken, dass ich alles wahrnehme und Störungen möglichst frühzeitig unterbinde. Aber vor allem auch, dass ich Positives mitbekomme. Wenn jemand gute Ideen hat, dann will er wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Das gilt umso mehr für stillere Kinder. Ich halte es daher für ungemein wichtig, nach der Stunde auch mal zu sagen: „Das hast du heute gut gemacht.“ So ein Lob motiviert mindestens so sehr wie die Aussicht auf eine gute Note im Zeugnis.

 

Eine gewisse Autorität ist natürlich auch wichtig. Aber ich versuche, wie viele meiner Kollegen, den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen. Natürlich ist man in einer anderen Position und nicht ein Kumpel. Aber sie sollen merken, dass man sie als Mensch wahrnimmt und sie zum Beispiel darauf anspricht, wenn es ihnen auffällig gut oder schlecht geht.

 

Hier eine Balance zu finden ist eine der schwierigsten Herausforderungen, gerade für jüngere Lehrer. Ich glaube aber, es ist hilfreich, am Anfang etwas strenger zu sein, die Kinder klarer zu ermahnen, wenn sie sich nicht an die vereinbarten Regeln halten. Lockerer werden kann ich ja später noch. Gerade, wenn ich in eine neue Klasse komme, müssen die Schüler merken, dass ich als Lehrerin das Sagen habe und nicht die neue beste Freundin bin. Das kann auch dazu führen, dass Schüler, die sich partout nicht an die Regeln halten wollen, mit pädagogischen Maßnahmen sanktioniert werden.

Der Idealfall wäre natürlich, wenn so etwas nicht nötig wäre und ich alle Schüler motivieren kann, im Unterricht mitzuarbeiten. Das wiederum funktioniert am besten, wenn ich ihnen klarmache, was die Unterrichtsinhalte mit ihrem Leben zu tun haben. In einem Fach wie Sozialwissenschaften ist das etwas leichter, in Geschichte ist das schon manchmal schwieriger.

Wichtig ist auch Transparenz über den Lernprozess: Was ist das zu lösende Problem, und wie kann es gelöst werden? Außerdem haben wir mittlerweile zahlreiche methodische Möglichkeiten, so dass die Schüler nicht nur einen Text lesen und ein Arbeitsblatt bearbeiten müssen. Stattdessen nutzen wir Makromethoden wie Debatten oder Mikromethoden wie Think-Pair-Share. Dass ich mit all dem vielleicht etwas erreicht habe, merke ich spätestens, wenn Schüler, die ich seit der fünften Klasse unterrichtet habe, einen guten Ausbildungsplatz erhalten, in die Oberstufe kommen oder in meinen Fächern ein gutes Abitur ablegen. Wenn ich dann zurückdenke an die Jahre davor, dann sind viele kaum wiederzuerkennen.“

 

Protokoll: Matthias Schmidt-Stein

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