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Personal > Verkauf an Private-Equity-Investoren

Wie die Unternehmensnachfolge per Management Buy-Out funktioniert

Nicht jeder Unternehmer kann seine Firma im Alter an seine Kinder übergeben. Damit die Nachfolge dennoch gesichert ist, können Mittelständler mit Hilfe von Investoren den Betrieb an Mitarbeiter oder externe Manager verkaufen.

Als Albrecht Hör 2011 einen Nachfolger für sein mittelständisches Unternehmen Hör Technologie sucht, erinnerte er sich an einen alten Bekannten aus seiner Heimatstadt Weiden in Bayern. „Er wusste, dass ich in meinem Berufsleben bereits einige Erfahrung mit Investoren gemacht habe, etwa in meiner Zeit als Geschäftsführer des Verpackungsspezialisten Constantia Flexibles“, sagt der Unternehmer Dietmar Wohlfart. „Also hat er mich gefragt, ob ich nach einem Investor suchen kann, der ihm bei seiner Nachfolge hilft.“ 

Wohlfart fand mit VR Equitypartner, der Private Equity-Gesellschaft (PE) der Volks- und Raiffeisenbanken, schnell eine Beteiligungsgesellschaft, die bereit war, die Unternehmensnachfolge zu finanzieren. Was noch fehlte, war ein Unternehmer, der die operativen Geschicke des Mittelständlers lenkt. Am Ende der Verhandlungen stieg Wohlfart 2012 selbst als Geschäftsführer beim Maschinenbauunternehmen ein. „Das war so nicht geplant, aber ich habe das Potential der Firma erkannt und VR Equitypartner hat mir die unternehmerischen Freiheiten gegeben, die mir wichtig waren“, sagt Wohlfart. 

Ab 2012 teilte er sich für ein Jahr die Geschäftsführung mit Firmengründer Hör. Anschließend kaufte sich in das Unternehmen ein und führte den Betrieb zunächst alleine. Einige Jahre später stieg Peter Hellwig, ein langjähriger Mitarbeiter aus dem Vertrieb, in die Leitung ein und kaufte ebenfalls einen Anteil am Unternehmen. 

Mitarbeiter als Nachfolger

Wenn Mitarbeiter, wie in diesem Fall Hellwig und Wohlfart, die Nachfolge einer Firma übernehmen, nennt man das einen Management-Buy-Out (MBO). Da in der Regel die Angestellten aber nicht genügend Geld haben, um dem bisherigen Inhaber die gesamte Firma abzukaufen, übernehmen meist ein oder mehrere Investoren einen Großteil der Anteile. Bei Hör war das VR Equitypartner, das bis heute größter Anteilinhaber am Unternehmen ist, aber dennoch über keine absolute Mehrheit verfügt. Zunächst gehörten auch der BayBG, einer Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MBG), Anteile an Hör. Ende 2018 verkaufte die BayBG diese an Wohlfart. 

 

Auch wenn VR Equitypartner mehr Anteile am Unternehmen besitzt als Wohlfart, fühlt sich der Unternehmer als gleichberechtigter Partner. Einmal im Jahr trifft er sich mit den Investoren und entwirft mit ihnen einen Fünfjahresplan, der grob die Ziele der nächsten Jahre festlegt. Für das jeweils kommende Jahr gibt es einen detaillierteren Plan. Die Zwischenstände besprechen beide Seiten bei drei unterjährigen Treffen. „Bei den Diskussionen geht es immer sehr konstruktiv zu und es gibt keine großen Differenzen“, sagt Wohlfart. „Das liegt auch daran, dass wir menschlich gut miteinander klar kommen.“ In den operativen Alltag mischt sich der Investor nicht ein. Anders bei Zukäufen: hier braucht es ein Okay des Investors. Im Gegenzug unterstützt dieser die Übernahmen finanziell und bringt auch sein Knowhow bei Unternehmenskäufen mit ein.

Das es auch anders geht, weiß Wohlfart aus seiner Zeit als Geschäftsführer bei Constantia Flexibles. „Dort ist 2009 ein Investor eingestiegen, der unrealistische Erwartungen an die Rendite hatte“, sagt Wohlfart. „Das habe ich nicht lange mitgemacht und deshalb die Firma verlassen“. Mittelständlern rät er daher, immer vor der Beteiligung zu klären, wie die Zusammenarbeit genau aussehen soll und was die Ziele sind. „Der Investor muss zum Unternehmen passen.“ 

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